Sonntag, 30. Mai 2010

Durch die Berge und Wüste


Ein ungewöhnlicher Morgen: Es gibt Wolken! Dennoch ist es weiterhin sehr diesig – keine Abwechslung also an der Fotofront. Oder zumindest nur wenig.

Zur Rückfahrt nach Dubai habe ich mir einen Umweg vorgenommen: Während die ‚normale‘ Route von Muscat nach Dubai entlang der Küste führt und dann in Sohar in die mir schon bekannte Strecke müdet, will ich noch einen kleinen Schlenker durch’s Gebirge machen. Zielpunkt ist der Ort Rustaq und von dort aus will ich auf einer Nebenstrecke Ibri ansteuern. Leider kann mir niemand sagen, wie gut die Straße ausgebaut ist, und ob ich da vielleicht doch noch auf eine ungeteerte Piste muß.

Jedenfalls decke ich mich bei einem nahe dem Hotel gelegenen Supermarkt – nein, mal kein Lulu – mit Proviant ein und fülle meine Kühlbox. Im Notfall habe ich ja noch 800 g Werther’s Echte – werd also schon nicht verhungern…

Den Weg aus der Stadt kenn ich schon – passiere die neue Moschee, diesmal weniger überrascht, aber dennoch weiter fasziniert von deren klarer und wenig verspielter Architektur, den Flughafen und dann geht’s Richtung Sohar. Da Rustaq der Hauptort im Gebirge ist, erwarte ich auch eine Wegweisung dorthin … die aber im Bereich, den meine Karte dafür ausmacht, nicht kommt. Ein Tankwart gibt mir zu verstehen, daß ich noch weiter fahren muß … und schließlich bin ich dann wirklich auf dem Weg.

Wie schon auf der Fahrt nach Sohar entpuppt sich die Küstentiefebene als absolut flach, konturlos – auch durch den fehlenden Blick auf die entfernten Berge. Langsam materialisieren sie sich wieder aus dem Dunst und dann bin ich wieder mittendrin. In sanften Kurven folgt die Straße einem bildhübschen Wadi und ist kaum befahren. Nach Rustaq biege ich dann auf die Nebenstraße ab, die mir etwas Kopfzerbrechen gemacht hatte: Sie entpuppt sich als brandneu (brandheiß ist es sowieso) und ebenso schön, wie die letzten Dutzende von Kilometern. Selten komme ich an einem Dorf vorbei – aber alle haben Elektrizität, einen Wasserspeicher und eine Fußgängerunterfühung! Nein – das ist mein Ernst – es ist zwar kaum ein Fahrzeug unterwegs, aber jedes wie auch immer abgelegene Kaff verfügt über einen sichere Unterquerung der Fahrbahn. Das nenne ich weitsichtig. Leider bleibt zuum Bestaunen der Landschaft nur begrenzt Zeit, denn meine heutige Strecke ist mit mehr als 600 km doch ziemlich lang. Völlig überraschend ändert sich dann die Umgebung von gebirgig auf hügelig – so etwa 40 km vor Ibri. Das ich dann auf der gleichen Straße erreiche, wie schon einige Tage zuvor.

Von jetzt an geht’s durch die Wüste – laut Karte parallel an einer lang gezogenen Bergkette entlang. Die ist aber im Dunst erst nur noch zu erahnen, später sehe ich davon überhaupt nichts mehr. Ich fahre auf einem vierspurigen Highway durch ein endlos erscheinendes Gebiet, meist kontur- und horizontlos. Die einzige Abwechslung bieten die alle soundsoviel Kilometer aufgestellten Abfallkörbe – völlig in the middle of nowhere! Wer dort Abfall reinwirft – Allah knows; und wer ihn dann abholt – who knows. Dieses Fahren ermüdet auf Dauer und so lege ich eine kleines Nachmittagsschläfchen ein. Im Auto, AC-gekühlt. Anders ist es nicht auszuhalten.

Nach einiger Zeit kann ich dann im Dunst vor mir einen Berg ausmachen. Beim Näherkommen stelle ich fest, daß der am Grenzübergang in die VAE liegt. Grenze vor mir.

Heute ist die Ausreise wieder relativ einfach – für’s Auto kassieren die Omanis noch 2 OR (jetzt, da das Auto die omanischen Straßen nicht mehr benutzt…), dann werde ich vom ersten VAE Beamten gebeten, die Formalitäten in einem Bau vorzunehmen. Das klappt auch recht gut. Ich bekomme – Stempel, Papiere, was auch immer – ich hab keine Ahnung wozu. Als nächstes passiere ich ein Ungetüm – sieht aus wie eine Waschanlage, ist aber ein Autoscanner: Durchfahrt mit max. 5 km/h erlaubt. Am nächsten Checkpoint frage ich nach, was das sei, und bekomme eine Broschüre überreicht: Mein Auto wurde nicht nur auf unerlaubten Inhalt (Waffen, Sprengstoff …) gescannt, sondern auch von allen Seiten (inkl. oben und unten) fotografiert! Mann, sind die VAE doch ein sicherheitsbewußtes Land. Bleibt nur die die Polizei zu passieren. Da aber hakt’s: Stamp! Wo soll ich jetzt einen Stempel nicht abgeholt haben. Back, back – stamp, stamp! Where? Back, back. Hilft ungemein. Also fädele ich mich rückwärts wieder raus, parke und versuche, einen Stempel zu bekommen. Offenbar bin ich nicht der erste – ein hilfsbereiter Beamter kommt mir entgegen, fragt, ob ich einen oder mehr Stempel haben möchte, gibt mir daraufhin drei (gleiche) auf den Schein, den ich am letzten Checkpoint bekommen habe und damit ist dann der Polizist zufrieden. Die Bürokratie muß man sich vorstellen: Ich bekomme ein Stück Papier durch ein Fenster gereicht, 5 m weiter sollte theoretisch einer sitzen, der dieses unbesehen stempeln müßte, damit das gestempelte Papier dann wieder 20m weiter abgegeben wird. Toll!

Also bin ich wieder in den Emiraten und nähere mich Al Ain. Bevor ich aber zur Stadt komme, grüßt eine Riesenmall – wahrscheinlich auch mit Espresso-Shops. Zeitlich kann ich mir jetzt einen Stop erlauben und ich gebe Michael und Viola noch telefonisch durch, daß ich am Abend bei ihnen sein werde.

Die Durchfahrt durch Al Ain ist ähnlich wie das letzte Mal: Hunderte von Wegweisern, aber keiner nach Dubai. Erst als ich dann auf der Ausfallstraße bin – Wegweisungen nach Dubai alle paar hundert Meter. Da wär’s aber auch so klar gewesen.

Ich erlebe einen Sonnenuntergang in der Wüste – immer wieder faszinierend, wie sich das Farbenspiel präsentiert. Und bald bin ich an der Kreuzung zur 311 (Emirates Highway), der ich nur noch nach links folgen, bei Arabian Ranches abbiegen und dann zu Al Reem 3, 90 düsen muß. Denke ich. Aber es kommt ganz, ganz anders. Und leider entpuppt sich Michael’s Vorwarnung der etwas unlogischen Verkehrsführung als nur zu wahr. Ausfahrt gefahren, nächster Abzweig rechts (das ist bekannt), danach Wegweiser zu AR und – ich bin irgendwo, nur nicht da, wo ich hinwollte. Irgendwo weiter gibt’s einen Kreisverkehr, der mich zwar zurück- aber nicht auf die richtige Spur bringt. Lange Rede kurzer Sinn: Irgendwann lande ich mitten in der Stadt, kurz vor der Palme. U-Turn und irgendwie die richtige Richtung. Über den Rest schweige ich lieber: In Summe waren es 80 (!) km, die ich gefahren bin, von der ersten Abzweigung bis ich diese zum letzten Mal und dann richtig genommen habe. Es gibt dutzende von Kilometern ohne Ausfahrt oder Ausfahrten ohne Möglichkeit der Umkehr, will man rechts muß man sich links einordnen, und die Beschilderung ist … gelinde gesagt … schwierig.

Anyway – ich bin angekommen und der Ausflug nach Oman war es mehr als wert, gemacht worden zu sein.

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