Samstag, 22. Mai 2010

Old City - New City

100520-21 old city – new city

Aufstehen fällt ein bißchen schwer … vor allem, weil Michael ja schon sehr früh aus dem Haus geht. Und Viola dann auch munter ist und irgendwann gefrühstückt wird.

Draußen, unter dem Sonnenschutz und neben dem Pool. Sieht schon verdammt nach Urlaub aus.

Auch temperaturmäßig – mit 42° bei Abfahrt Richtung Old City Dubai ist ein gewisser Sprung vom naßkalten Wetter in Tölz nicht mehr zu verleugnen. Auch die Klimaanlage im BMW braucht zum Runterkühlen schon ein bißchen Zeit. Wir haben uns vorgenommen – eigentlich nicht viel: Old City Dubai mit einigen Suqs, ein gemütliches Mittagessen und dann noch Relaxen am Pool. Sofern uns nichts anderes einfällt.

Der Morgenverkehr ist schon verebbt und es geht zügig Richtung City – und einiges davon erkenne ich wieder – trotz mehrjähriger Abwesenheit. Aber grundsätzlich hat sich alles, aber auch wirklich alles verändert. Oder meine Erinnerung trügt.

Wir ergattern einen Sonnenparkplatz in der Nähe des Textilsuqs und schlendern dort mal durch. Dreimal raten, was da passiert ist… Einige (mehrere resp. viele) Dirhams erleichtert überqueren wir den Creek auf einem Abra - das sind kleine Transferboote - zum Preis von ca. 0,20€ pro Person. Und landen im Gewürzsuq – was zwar interessant, optisch eindrucksvoll aber leider für mich dennoch geruchlos ist. Und was es da wieder mal zu entdecken gäbe. Bleibt ein bißchen Kardamom und Nelken für den Jai zu kaufen. Daneben liegt der Goldsuq – mit dem weltgrößten Goldring (nach Guinness Weltrekordhalter an Größe und Gewicht): Er ist riesig und soll um die 64 kg wiegen. Immerhin ist er so groß, daß er wenigstens auch niemand passen wird. Ansonsten gibt’s Gold, Gold und nochmals Gold – in Unmengen und Undesigns (für unseren Geschmack). Am besten gefallen mir die Brustpanzer aus massivem Gold – ich denke mal, das sind Brautgeschenke für die Hochzeit. Ob die jemals getragen werden – in sh’allah.

Auf dem Rückweg machen wir noch Station im Municipal Museum – einem wirklichen Kleinod. Klein ist es allemal und dort gebaut, wo in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts der Vater des heutigen Scheichs Mohammed die Stadtmodernisierung beschlossen hat. Das Gestühl, auf dem die Sitzungen stattgefunden haben, dient heute den wenigen Besuchern, denen eine wirklich interessante Video-Zeitreise geboten wird: Wir werden informiert, daß die erste Straße erst Mitte der 60er Jahre geteert wurde (!) aber schon anfangs der 70er Jahre, ein mehrspuriges Autotunnel unter dem Creek fertiggestellt wurde. Diese Geschwindigkeit der Erschließung wird mehrfach anhand eingängiger Beispiele demonstriert. Woww – welch Speed aus der Sandzeit in die Betonzeit und weiter in die Wolkenkratzerzeit!

Auf dem Rückweg sehen wir aber auch die Downside dieses Booms: Überall sind Angebote für – Nachtlager – angeboten. Nein, nicht Zimmer, sondern nur ein Bett. Mit Preisen bis zu 600 AED (ca. 125€) pro Monat. Was beim Minilohn für viele auch noch ein Problem sein dürfte. Vor allem, da die Gastarbeiter mit ihrem Lohn ja nicht nur ihren eigenen Lebensunterhalt, sondern oft auch noch den der Familienmitglieder zuhause bestreiten.

Ganz geruhsam lassen wir den Tag ausklingen – denn für Freitag steht ja mit dem Burj Khalifa die New City an - und wieder ein Weltrekord.

Freitag – der Sonntag der Muslime. Wenig Verkehr und so sind wir schon fast 45 Minuten vor der definierten Zeit am Burj. Das so filigrane Gebäude schält sich langsam aus dem Dunst und wird erst direkt davor zu einem imposanten Bauwerk. Seine Ausmaße sind gerade wegen der filigranen Architektur erst direkt davor zu erahnen. Ein Weltrekord in Höhe und Schönheit. Im gleißendes Licht Licht getaucht zeigt er sich in all seiner Pracht.

Schon in der Eingangshalle ist man dann von der Größe der zugehörigen Dubai Mall erschlagen (auch wenn wir die erst später abgelaufen sind). Und dann dauert es gehörig, bis man alle Informationen über den Bau, die Geschichte, die Zahlen abgelaufen hat und vor dem überraschend kleinen Aufzug angekommen ist. Der dann in einer Minute etwa 624 Höhenmeter überwindet – völlig lautlos aber mit Visualisierung an den Wänden: Erst geht’s an Wolken vorbei, dann darüber und schließlich ins All. Wo man dann aussteigt und einfach erschlagen wird. Es ist nahezu unglaublich, wie weit oben man sich befindet – nach nur einer Minute im Aufzug. Alle, aber auch wirklich alle anderen Skyscrapers liegen unten, man sieht auf deren Spitzen, Dächer oder – sehr oft – auf die 100e Meter hohen Kräne an den noch im Bau befindlichen. Erst diese Sicht gibt das Gefühl der Höhe – und natürlich die Dimensionen der Autos und der wenigen Menschen, die in der gleißenden Hitze unterwegs sind. War ich anfangs noch etwas skeptisch, so bin ich von der Ästhetik des Gebäudes einfach hingerissen – kein Klotz hat sich da aufgerichtet, sondern eine wirkliche Schönheit.

Anschließend genehmigen wir uns ein kleines, aber sehr feines Mittagessen vor dem (wahrscheinlich) weltgrößten Springbrunnen. Der erst um 16:00 angeworfen werden soll, aber dennoch um 13:00 eingeschaltet wird. Zu den Klängen von ‚Time to say goodbye‘ werden bis zu 80m hohe Wasserfontänen produziert, die gerade vor dem Burj Khalifa wunderschön aussehen. Und einen beträchtlichen Lärm verursachen.

Klar, daß auch noch (Riesen)Attraktionen in der Mall vorhanden sein müssen – wie etwa ein Super-Duper-Aquarium, in dem es uns besonders die Tigerrochen angetan haben – einfach bezaubernde Tiere. Neben den zig Haien und tausenden anderer Fische, die wir natürlich alle nicht kennen.

Den Rückweg leitet ein Stopover beim Nespresso Shop ein – ein zwangsläufiger Stop für mich und meinen Verzehr. Wir testen ein paar Lungos aber ich bleibe nach wie vor bei meiner Auswahl.

Die Dimension der Mall ist einfach unglaublich – ein Buchladen (ich versuche erst gar nicht, ein anderes Wort dafür zu finden) zieht sich um und um und um das Gebäude. Elektronik ist in allen Variationen (aber nicht gerade billig) zu finden, Bekleidung (natürlich), Schmuck (die größte Anzahl von Geschäften in der gesamten Mall), Adidas (für Michael, der dann doch nichts kauft), Canon (für mich, der dann auch nichts kauft) und sehr zu meiner Überraschung ein Riesenladen Agent Provocateur im eigentlich prüden Dubai.

Zwei Tage – zwei Dubais. Beide irgendwie reizvoll, das neue schon ein bißchen ‚out of the world‘ aber dennoch erfrischend schön.

Keine Kommentare: