Dienstag, 6. Dezember 2011

Dubai - wieder mal

Es wird langsam Winter: die Tage sind kurz – sehr kurz in Schottland wird es schon vor 16:00 ziemlich dunkel – die Temperaturen sinken, wenngleich nicht so tief wie in good old Germany: eine gute Zeit für einige wärmere Tage in Dubai. Und vor allem hatte ich Viola und Michael ja seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Also – nix wie ab in den Südosten, diesmal nicht mit Emirates (die waren mir aus Edinburgh viel zu teuer), sondern mit der guten alten KLM – die ich früher mal als Luftlinie mit ‚Kein Luftverkehr Möglich‘ tituliert hatte. Aber das war ja auch noch vor einigen Jahren…

Anyway – KLM bot das kostengünstigste Ticket und so ging’s via Amsterdam nach Arabien.

Vor dem Abflug aus Edinburgh hatte ich gerade noch meine ‚old age people‘ OneScotland-Karte bekommen. Die berechtigt mich zum kostenlosen Busfahren innerhalb Schottlands und zum (fast) kostenlosen Zugfahren innerhalb von Fife (50 Pence pro Fahrt). Was zur billigsten Anfahrt aller Zeiten nach EDI führte. So konnte ich mich gerade noch durchringen, das Gepäck nicht zur Cupar Station zu schleppen, sondern für 3,50 ein Taxi zu nehmen. Ganz so billig ging’s dann aber den Rest der Reise nicht zu – wäre auch etwas zu viel verlangt.

Ich hatte den red-eye-flight nach Dubai gebucht – Abflug am späten Abend und Ankunft kurz nach 06:00 Ortszeit, weshalb ich noch einen gemütlichen Vormittag zuhause verbringen und einen nachmitttäglichen Flug nach Amsterdam nehmen konnte. Offenbar hatte ich aber vergessen, wie groß Schiphol ist. Dort läuft man erst mal die halbe Strecke nach Dubai, um zum Abfluggate zu kommen. Hilft der Fitness und später zu einem guten Schlaf – denke ich mal. Dort, am Gate, lerne ich einen netten Peruaner kennen, der schon einen Tag lang unterwegs ist und von Lima aus nach Dubai reist – auf ein Kreuzfahrtschiff, auf dem er einen Job angenommen hat. Sein Englisch ist hervorragend – seine Berufsaussichten in Peru dagegen nicht. Deshalb hat er sein kleines Baby – gerade 6 Wochen alt – und seine Frau zuhause gelassen, um für 8 Monate mit einem 8 oder mehrgeschossigen Monster um die Welt zu fahren und für 600$ pro Monat irgendwelche Menschen zu bedienen. Alles besser als zuhause, meint Luis. Ich kann ihm nur viel Glück´wünschen und hoffen, daß sein Vertrag danach verlängert wird, damit er genügend verdient, um seinen Abschluß an der Uni machen zu können um irgendwann mal Lehrer zu werden. Ganz aufgeregt ist er ob aller neuen Eindrücke: vor einem halben Jahr noch in den peruanischen Anden, gestern in Lima – und heute eine halbe Welt entfernt (so sagt er wenigstens).

Meine Sitzplatzwahl kurz vor dem Flugzeugauspuff (vorletzte Reihe – die letzte wird nicht im voraus belegt) erweist sich wieder mal als gut – kein Nachbar auf dem Flug (und jetzt gerade auch nicht auf dem Rückflug). Dennoch vergehen wie üblich erst mal 2 ½ Stunden, bevor einigermaßen Ruhe einkehrt und an Schlaf zu denken ist; der dann entsprechend kurz ausfällt, da die Flugzeit nur 6 Stunden beträgt. Macht nix – ich hab ja den ganzen nächsten Tag zum Ausruhen Zeit: Viola ist im Geschäft und Michael für zwei Tage im Oman, um mit den Importeuren Kundenzufriedenheits- und andere –Werte auszuhandeln. Empfangskomitee sind also nur die ‚Jungs‘ Leo und Yago. Aber erst mal geht’s durch Paßkontrolle – da habe ich mal wieder die kürzeste, jedoch dummerweise auch die langsamste Reihe erwischt; irgendein Typ vor mir hat Einreiseprobleme und so geht erst mal 15 Minuten lang nichts, dann gibt’s noch kleinere Probleme mit dem nächsten und obwohl nur 4 Leute anstanden, dauert’s halt eine gefühlte Ewigkeit. Ist aber für mich recht einfach – auf die Frage, in welchem Hotel ich wohnen würde, antworte ich ‚Family‘ und das war’s. Stempel rein und durch.

Dann geht’s zum Mietwagenschalter – wieder das altbekannte Dollar Rent a Car mit dem Pseudoauto Mitsubishi Lancer – immerhin ist er das letzte Mal ja gefahren – besseres kann man über ihn leider nicht sagen. Auch heuer ist’s wieder ein Lancer, mal sehen, wie sich der bewähren wird. Und mangels WLAN bei Viola gibt’s noch Vitamine (eine SIM Karte mit jeder Mange Datentransfer von Etisalat – nein, kein Witz, der Provider heißt wirklich so) für das Smartphone und dafür, daß ich dann auch Google Maps verwenden will. Im Auto – denn Dubai ist ja bekanntlich etwas schwierig, insbesondere, wenn man eine bestimmte Adresse anfahren will und partout nicht von den 12 Spuren der Emirates Road loskommt. Aber das war ja letztes Jahr und diesmal habe ich mir den nicht enden wollenden Kreisverkehr vor den Arabian Ranches wirklich memoriert.

Daß es dann doch nicht geklappt hat, ist ausschließlich meiner Nachlässigkeit (würde ja gerne mit  Müdigkeit argumentieren, aber das wäre gelogen) zuzuschreiben. Voll im Bewußtsein, jetzt alles im Griff zu haben – Smartphone mit Etisalat SIM und Kreisverkehr im Kopf verpasse ich die Ausfahrt, was mir sofort klar wird, als ich grade dran vorbeifahre. Dummerweise funktioniert zwar die SIM für Telefonie, aber der Datenverkehr läßt noch auf sich warten – Google Maps ade. Und ich wieder mal auf der falschen Seite der 311 Richtung Abu Dhabi oder wohin auch immer – nur nicht Richtung Arabian Ranches. Immerhin dauert es diesmal keine 80 km – wenngleich diese recht schnell ‚erfahren‘ werden können – und über einige Umwege und die real-time-navigation durch Viola am Telefon bin ich dann auch gleich da – gegen 08:30 bei wohligen 27° bei Leo und Yago.

Und einem ‚Überraschungsei‘ neben dem Eingang – hübsch in einem knapp sitzenden und deshalb passendem Verhüterli versteckt – aber dennoch zu erahnen (was aber jetzt nicht gemacht werden soll – da muß Michael erst mal seinen Blog updaten). Immerhin so viel: Das ‚Objekt‘ ist relativ groß, hat viele (weibliche?) Rundungen und sieht echt sexy aus … auch in der knappen, maßgeschneiderten Hülle.

Leo ist noch ein bißchen krank und erbricht sein Futter– was mir erst auf meiner Tagesdecke auffällt und – gerade als ich sie waschen will – auch im Schlafzimmer passiert. Diesmal mit einem blutigen Fleck drin. Das bedeutet einen Tierarztbesuch an späteren Nachmittag. Zwischenzeitlich hat mich Orpheus überfallen und in einen Bewußtlosigkeitsschlaf versetzt. Immerhin bin ich also nachmittags fit. Beim Tierarzt sind sie ratlos aber tatkräftig wie schon zuvor. Die Antibiotika haben anscheinend nicht gewirkt und überhaupt kann man nur raten, was der Gute aufgeschnappt hat. Er bekommt eine Infusion (was ihm gar nicht gefällt), darf aber später wieder nach Hause (und leckt natürlich seine Infusionsnadel raus). Und Viola und ich speisen zur Feier des Tages im Golfclub.

Viola hat sich den nächsten Tag frei genommen – und wir düsen mal raus auf die Palme (Palmeira). Da waren wir letztes Mal nicht gewesen. Das Ding ist ja schon beeindruckend – allein schon ob seiner schieren, imposanten Größe. Sieht man es von oben, wirkt die gesamte Anlage ausgesprochen filigran und dennoch fährt man ‚auf dem Stamm‘ erst mal einige Kilometer ‚hinauf‘, bis man zur Krone kommt – resp. dem Atlantis Hotel. Interessanterweise wurde da auch eine ‚kleine‘ Metro gebaut, die den gesamten Stamm entlang führt und schließlich kurz vor dem Strand endet – zwei Spuren in der Luft vor dem blauen Wasser – echt fotogen. Ist also doch nix mit filigran – richtige Infrastruktur. 

Ende einer Metro - der Golf läßt grüßen  und drüben ist der Iran

Die Palmenspitze ist natürlich touripotent – jede Menge Busse und Taxis kommen an und spucken die Tourigruppen aus – Handygenipse eingeschlossen, vor dem Durchblick des Hotels. Naja, ich bin auch nicht viel besser, nur meine Kamera(s) stechen (größenmäßig und technisch) aus der Menge raus.

Das Atlantis mit dem Loch drin - die Touris und deren Busse hab ich rausgenommen...
Der Besuch des Hotels ist dann eher Formsache – nichts wirklich aufregendes, aber immerhin ist der jetzt auch abgehakt. Den Anblick des untergegangenen Atlantis im Aquarium sparen wir uns.

Auf der Rückfahrt passieren wir die Marina, die zwischen Strand und erstem (‚unterstem‘) Palmwedel liegt, vor einer beeindruckenden Skyline. Viola möchte mir noch einen schönen Blick auf den Burj al Arab zeigen. Wozu wir das Madinat Jumeirah ansteuern. Laut eyewitness travel Guide ist das ein Top 10 in Dubai – sprich: must see. S beinhaltet zwei luxuriöse Hotels und eine Anlage mit ‚summer houses‘ und ist architekturell vom Geist Arabiens beeinflußt. Naja – ganz original ist das alles ganz sicher nicht, auch wenn man sich per Boot zu seinem Zimmer befördern lassen muß.

Der 'Geist Arabiens' vor dem realen Arabien im 21, Jahrhundert
Schön, daß es da auch noch einen guten Italiener gibt, bei dem die Pizza dünn ist und richtig italienisch schmeckt. Abends kommt Michael vom Oman zurück und lüftet das Überraschungsei-Geheimnis für mich – jetzt, lieber Michael, wird’s aber langsam Zeit, daß Du auch Deine Blogleser einweihst!

Ein Ziel hatte ich diesmal aber schon lange geplant: die neue, weiße Moschee in Abu Dhabi. Das ist die drittgrößte Moschee der Welt, ganz in Weiß gehalten (viel Marmor, Intarsienarbeiten) und sie besitzt den weltgrößten (wie könnte es auch anders sein) Teppich am Stück. Wir nehmen also einen Tag des Wochenendes und besuchen die Hauptstadt des nebenan liegenden Emirats. Viel Zeit bleibt uns nicht zur Besichtigung, denn die Moschee ist  nur bis 12:00 geöffnet - dann haben ausschließlich Muslims Zutritt - es ist Gebetszeit. Dennoch bekommen wir innerhalb einer Stunde einen Eindruck von der Größe und der Schönheit dieser Moschee.

Marmorintarsien im zentralen Hof der Moschee
Danach bleiben wir noch ein bißchen in der Stadt, genießen Kaffee und Kuchen über der Marina - wo wir mit einem Aufzug durch's Dach einer Mall hinkommen und besuchen schließlich noch das zweitteuerste Hotel der Welt (beim Bau war's - natürlich - das teuerste mit 3,5 Mrd $ Baukosten), wo man auch Kaffee mit Echtgoldbestäubung bestellen kann (haben wir natürlich nicht gemacht).

Dann ist Wochenende, teilweise ausgefüllt mit Fahrten zur Tierklinik, in die Leo jetzt doch noch eingeliefert ist (so kann die Infusionsnadel drinnen bleiben) und in der wir ein hübsches Kätzchen entdecken, das absolut lieb aussieht, total verschüchtert ist und ein Heim sucht … Mit einiger Mühe bekommen wir es aus seinem Käfig, wo es die Hälfte seines Lebens verbracht hat und nach einiger Zeit können wir das kleine Ding auch streicheln. Im Käfig zurück schmiegt es sich aber sofort wieder in die äußerste Ecke, wo es kaum erreichbar ist; nur der lange Michael kann da gestreckt noch hinfassen.

Wir erfahren, daß die Kleine mit zwei Geschwisterchen von einem (schottischen!) Tierfreund aufgelesen und in die Klinik gebracht wurde, eines davon dennoch nicht überlebte und das zweite erst letzte Woche abgegeben werden konnte. Zuvor hatte die Kleine in einem Baum gewohnt, kam nur kurz zum Füttern runter und versteckte sich danach gleich wieder oben. Poor thing.

Um die Story nicht zu verlängern: Es wird also diskutiert, ob die Kleine ins Leo- und Yago-Environment passen würde, wie die Jungs reagieren würden, was man beim Umzug nach Deutschland machen müßte, ob alle Impfungen durchgeführt seien (aha – da bahnt sich was an: ja, sie ist ‚gebrauchsbereit‘). Also: sie heißt jetzt Maggie und ist die ‚Adoptivschwester‘ von Leo und Yago. Noch bewohnt sie das Office, das gestern noch einige zusätzliche Katzenmöbel erhalten hat. Das arme kleine Ding war so verängstigt, daß sie sich am ersten Tag fast ausschließlich hinter dem Vorhang in der äußersten Ecke versteckt hat; daß sie sich bewegt hat, war nur am Spielzeug, Kratzspuren am von Yago ziemlich malträtierten Kratzbaum und etwas vernaschtem Fressen zu sehen. Ein zweites Versteck ist hinter dem Rollschrank unter dem Schreibtisch – schon etwas mehr im Freien. Und nach zwei Verstecktagen läßt sich Maggie jetzt kraulen, schnurrt vor sich hin, schläft mit ihrem Kopf in meiner Hand und wird langsam aber stetig heimisch. Die beiden Herren hatten zwar bei ihrem Einzug Notiz von ihr genommen, waren aber anscheinend nicht groß beeindruckt. Kein Geknurre, kein Fauchen, eigentlich kein Garnix. Ignoranz. Denkt man. Aber anscheinend ist da doch was zu entdecken – die beiden schleichen sich von Zeit zu Zeit an die Office Tür und sind schon etwas neugierig, was sich jetzt wohl dahinter verbergen könnte. Mal sehen, wie diese Story weitergeht. Hoffentlich mögen sich die drei lieber als Poppy und Georgie – sonst gibt’s da noch mehr Zoff!

Maggie - neu bei Familie Marx
Nachdem ich ja mittlerweile in die Geschichte des Überraschungseis eingeweiht bin, möchte Michael, daß ich dessen perfekte Formen im Abendlicht in der Wüste fotografieren sollte. Ist auch wirklich ein tolles Objekt, das wir auf einen kleinen Trip mitnehmen. Wir kommen gerade richtig zum Sonnenuntergang – rechtzeitig, weil Michael zwischenzeitlich mit 129 km/h in einer 90er Zone geblitzt worden ist (das wird teuer, aber das Auto wird er nicht abgeben müssen – haben wir hinterher eruiert) und können das Objekt gegen die untergehende Sonne plazieren: toll, wirklich beeindruckende Kurven (nein, nicht die Straßen – die sind schnurgerade).

What's that? Michael wirds mal auflösen...
Und ich komme zusätzlich noch in den Genuß einer Ansammlung von Bauklötzen, die pittoresk rumstehen und sich ebenfalls gegen den Abendhimmel vorzüglich ablichten lassen.

What's that - die zweite. Keine Ahnung, was das werden soll...
Am Wochenende feiern Viola und Michael ihren zweiten Hochzeitstag – passend dazu ist ein Bootstrip vorgesehen, zur Verabschiedung eines Kollegen, der davon gar nichts weiß. Und kurz vor der Abfahrt noch absagen will – was natürlich nicht zugelassen werden kann. Also verbringen Viola und Michael ihren Nachmittag auf dem Wasser – was aber so bewegt ist, daß man sich entschließt, Richtung Marina zurückzufahren und dort zu angeln. Vor der Skyline – mit Blick auf Violas Office. Immerhin erspart diese Entscheidung einigen Mitreisenden die Seekrankheit – was besonders bei Viola recht unschön gewesen wäre, denn für abends habe ich die beiden zu einem Hochzeitstagsdinner ins Jumeira Beach eingeladen – deutsche Küche im Keller (so heißt das Lokal, auch wenn’s im ersten Stock ist). Es gibt wirklich deutsche Küche – nur waren leider die Kartoffelknödel aus, sonst hätte ich die Gans probiert… Hunger hatte ich allemal, denn ich hatte mich den gesamten Nachmittag in der Mall of the Emirates rumgetrieben – was auch ganz schön in die Beine geht.
Der Burj al Arab bei Nacht und daneben ...

das Jumeira Beach - aus einem etwas ungewöhnlichen Winkel.
In der darauf folgenden Woche will ich meinen fahrbaren Untersatz dazu benutzen, ein bißchen den Norden der Emirate zu erkunden. Als mögliches Etappenziel zählt Ras al Khaiman, die nördlichste Großstadt. Auf dem Weg dahin benutze ich die Alternativroute ganz außen um Dubai rum (die 611 ist die äußerste Umgehung von Dubai – nur 6 spurig, aber zu der Zeit, in der ich unterwegs bin, nicht allzu sehr befahren). So bimmelt bei mir ständig die Speeding-Warnung, wenn ich mal wieder die 120 km/h erreiche – was beim Lancer ganz schön lange dauert, aber immerhin erreicht er diese Geschwindigkeit. Überhaupt muß ich ihm ein kleines Lob ausstellen: diesmal ist sogar ein Feuerlöscher drin – im Kofferraum, wo man bei einem Brand zwar nicht rankommt, aber dennoch ein Fortschritt gegenüber dem letzten…

Meine erste Station heißt nicht Sharjah, obwohl der Merian dort einen Kulturführungstag vorschlägt. Ich fahre ein bißchen weiter nach Umm al Quwain, Haupt’stadt‘ des gleichnamigen Emirats. Ich hatte keine große Erwartungshaltung und wurde demnach auch nicht enttäuscht. Da gibt’s nichts. Die ‚Altstadt‘ ist klein, ein bißchen runtergekommen, der Supermarkt ist idiotisch und die Weiterfahrt schnell eingeleitet. Jetzt fahre ich auf der noch langsameren Küstenstraße entlang (Limit 90 km/h – immerhin bimmelt der Lancer nicht mehr andauernd) und sehe hinter einer Kurve eine riesige Transportmaschine stehen. Offensichtlich ausgemustert steht sie da im Wüstensand. Daß da mal der Flughafen von Umm al Quwain war, stelle ich erst später auf Google Maps fest. Geblieben ist da nicht mehr allzu viel.

Dann ist da fast nur noch Leere, Sand und Küste. Und irgendwann taucht – wie eine Fata Morgana – aus dem Dunst ein Hochhaus auf, dann mehrere, dann viele und dann Iceland. Richtig – das ist ein Vergnügungspark. Mit künstlichem Eisberg als Eye-Catcher neben der Straße. In der Zwischenzeit hatte ich mir ein kleines Wadi – Galilah – als Tagesziel gesetzt, das kurz vor der nördlichen Grenze nach Oman liegt und an dessen Ende ein ‚mountain resort‘ liegen könnte. Erst aber muß ich mal durch RAK (Ras al Khaimah) durch, das sich als deutlich größer als erwartet rausstellt und zudem etwas tricky ist, weil halt UAE’sch die Wegweisung nicht immer vorhanden ist. Außerdem – obwohl jetzt mein Handy auch unterwegs Google Maps kann - kann es nicht navigieren. Das geht hier (noch) nicht; ergo muß ich zwangsläufig immer mal wieder drauf schauen (es dazu erst aufwecken) und fahre schon mal den einen oder anderen Kreisverkehr falsch ab. Die grobe Richtung stimmt aber und irgendwann bin ich auf der Ausfallstraße, die – weil rechts voller Schlaglöcher – fast nur links befahren wird und wo man von den immer hektisch eilenden Einheimischen meist etwas unwirsch verjagt wird. Auf des Vordermanns Stoßstange aufzufahren, scheint Nationalsport zu sein…

Außerhalb sind jetzt auch die nördlichen Berge ganz nahe – Berge, wie sie ähnlich im Oman zu sehen waren. Ein bißchen bin ich schon überrascht über den abrupten Übergang von fast flacher Wüste zum Wüstengebirge, aber wegen der Schönheit der Landschaft natürlich sehr positiv überrascht. Das gibt einen Vorgeschmack auf den Besuch des nördlichsten Teils der Halbinsel, der hoffentlich bei der nächsten Reise durchgeführt werden wird. Aber anscheinend haben es sich die UAE in den Kopf gesetzt, freie Sicht von der Westküste zur Ostküste zu schaffen: so sehr sind sie damit beschäftigt, die Berge abzutragen und zu Zement zu verarbeiten. Eine gigantische Maschinerie ist da am Werkeln und ein Zementwerk mit unglaublichen Dimensionen liegt an der Straße. Immerhin geht’s danach in ‚mein‘ kleines Wadi Galilah. Die ganze Straße ist mit UAE Fahnen geschmückt, weil ja am 02.12. der 40. Geburtstag ansteht. Auf vielen Berggipfeln sind Flaggen gesetzt, manche Bergflanken haben zig-Meter-lange Fahnen-Drapierungen erhalten. Ganze Häuser sind in die Nationalfarben gehüllt und viele Autos ‚kunstvoll‘ mit grün-schwarz-weiß-rot verziert. Hauptsache national – auch wenn man dann nicht mehr aus dem Auto raussieht.

Yeah - die UAE feiern Geburtstag
Die recht kurze Fahrt durch das Tal macht mir richtig Spaß – die Landschaft ist einfach überwältigend: Wüstengebirge ist immer mein Fall.

Ich liebe diese steinigen Wüstengebirge

Etwas überraschend geht’s nicht hoch und langsam stelle ich fest, daß das Resort auf der Hinterseite eines Bergs liegt, der nur von wo ganz anders aus befahren werden kann. Macht nichts – auch so ist das Galilah Tal anmutig und schön. Und schließlich komme ich als Highlight noch an die längste UAE Flagge: am Talende wird gerade eine Staumauer gebaut und die ist vollständig in den Nationalfarben gehalten. Gegen diesen Nationalstolz nimmt sich die deutsche Fußball-WM-Manie geradezu manierlich aus…

Die wohl längste UAE Flagge
Den Rückweg will ich durchs Landesinnere entlang der Bergkette machen – ist zwar deutlich weiter, aber so sehe ich auch mehr Wüste. Im Zickzack fahre ich also wieder Richtung Dubai, nehme eine Ausfahrt Dubai und stehe dann auf einmal vor dem Straßenende. Da war zwar ein Wegweiser und es gibt eine vierspurige Straße, aber die endet einfach im Sand. Ja, so san’s, die Dubaianer. Schicken einfach die Touris in die Wüste.

Zu allem Überfluß glaube ich der Wegweisung auf der Al Ain Road Richtung Abu Dhabi auf die 311 mal nicht (üblicherweise wird erst drunter durch gefahren, dann rechts raus und in einer 270° Rechtskurve dann schließlich links abgebogen – für alle, die das nicht verstanden haben: macht nichts, aber benutzt in Dubai Taxi oder ÖPNV und fahrt NICHT mit dem Leihwagen); diesmal ist aber alles anders und um links abzubiegen muß vor der Unterführung rechts abgebogen und dann nur 180° links gekurvt werden. Ergebnis: Ich bin mal wieder auf der 311er Flughafenschleife. Also mach ich ein bißchen forciertes Nightsightseeing, komme auf die 311 zurück und fahre den ominösen Kreisverkehr völlig richtig. Google Maps, meinem Orientierungssinn und Gedächtnis sei Dank.

Viola wollte mich auf dem Nachhauseweg von Galilah noch bei ‚Ihrem‘ verlassenen Fischerdorf vorbei schicken – das sei mit Baumaterial aus Muscheln, Korallen etc. gebaut gewesen, mittlerweile verfallen und diene manchmal als Filmkulisse. Da das also recht verlockend klingt, fahre ich einige Tage später dort hin – diesmal einfacher auf der 311 (ja, die führt bis RAK und drüber hinaus) und biege kurz vor Ras al Khaimah auf die Küstenstraße ab. Von da an hilft mir Google wirklich weiter – denn beschildert ist der Ort nicht. Problemlos finde ich hin. Links stehen auf einer Halbinsel riesige Neubauten, rechts sieht man Kräne und ahnt Frachtschiffe, eine Flotte LKWs rottet rum und unzählige Ruinen kleiner Fischerhäuser. Langsam wird mir klar, was den Charme ausmacht: Es ist die Kombination des filigranen Baumaterials mit dem Verfall des Ortes inmitten einer modernen Welt. Diesen Gesamteindruck kann man nicht auf Bildern festhalten – da muß man schon wirklich selbst da sein; aber fotogen ist das Ambiente wirklich – auch wenn man dazu ein bißchen nekrophil und morbidlastig sein sollte.

Natürliche Verzierungen im Baumaterial
Der Balkon des Minaretts fällt herunter, die Trümmer liegen um die Basis herum; viele Wände sind graffiti-verziert (warum auch nicht); verfallende Mauern trennen Anwesen nicht mehr voneinander, sondern lassen Über’tritte‘ zu (auch wenn mal ein Stück Mauer nachgibt und man runterfällt – es sind ja nur Dornenbüsche da… paßt eh zum Ambiente.

Ein nicht mehr ganz funktionsfähiges Minarett - und bei der Leitung bin ich mir auch nicht sicher...

Das war mmal ein Wohnzimmer
Jedenfalls bin ich voll auf meine Fotografen-Kosten gekommen und bereue die lange Anfahrt nicht. Auf dem Rückweg halte ich zudem beim morbiden Transporter und nehme den auch noch genau in Augenschein resp. vor die Linsen.

Viel wird er nicht mehr transportieren...
Da Michael in dieser Woche seine jordanischen Importeure auf Vordermann bringen muß, sind Viola und ich wieder für zwei Tage allein – mit den Kleinen, natürlich. Da mir der Burj Khalifa so richtig gut gefällt, machen wir uns abends auf den Weg dorthin, dinieren bei einem guten Italiener, machen einige gewöhnliche und einige absonderliche Fotos und beschließen den Abend mit dem Einkauf von Nespresso Kapseln in der gigantischen Dubai Mall – 1200 Geschäfte sind da untergebracht. Still kalkuliere ich mal meinen Plan, alle Geschäfte an einem Tag abzulaufen und in jedem davon ein Foto zu machen – woww, das wird aufwendig. Verschieben wir’s auf den nächsten Besuch…

Ziemlich verfremdet, der nächtliche Buj al Khalifa
Langsam geht die Zeit dieses Besuchs zu Ende. Zwischenzeitlich haben wir Leo wieder aus der Pet-Klinik holen können und zuhause erholt er sich ganz schnell. Einige Tage später ist er schon wieder ganz der Alte geworden – Pascha und Boß. Auch wenn Maggie das noch nicht weiß…

Ein Glanzpunkt bleibt aber noch: Die Rugby SevenS (ja, so heißen die), sind gerade in Dubai und am Nationalfeiertag gehen wir hin. An der Al Ain Road ist ein Stadion für 50.000+ aufgebaut, und (mindestens) so viele Autos scheinen davor zu parken. Es ist eine schier unendliche Reihe von SUVs, BMWs (auch Michael’s) und einer Unmenge anderer großer Autos, die auf einem Riesenareal abgestellt sind. Wir (Personen) ergattern einen Platz auf der Familientribüne (da gibt’s keinen Alkohol…) und genießen – für mich das erste Mal – eine Rugby-Atmosphäre totally relaxed. Viele Besucher sind maskiert gekommen – auch im Schottenkilt, als Indianer, mit Perücken, bemalt oder sonstwie auffallend – und die Ausgefallendsten werden in den Spielpausen vom Fernsehen interviewt. Da ist nichts mehr mit dezenter Kleidung – aber anscheinend sind alle damit einverstanden.

Richtige Fans - oder nuur aus Spaß an der Freud?

Indianer gab's auch - mit vielen Promillen im Blut
Die SevenS ist eine Veranstaltungsreihe der World Series. Alle großen Nationalteams sind da – die All Blacks als gerade gekürte Weltmeister, die Australier, Briten, Fiji, Samoa (richtig, die sind beide verdammt gut), Südafrika und natürlich auch Schottland. Im Gegensatz zum ‚normalen‘ Rugby wird aber nur zweimal 7 Minuten gespielt und das mit Mannschaften, die nur 7 Spieler haben. Macht – viele Spiele pro Tag und viele Tries (für American Football – Kundige: So heißen die touch downs beim Rugby). Und viel action. Und auch die UAE dürfen mitspielen, wenngleich keiner der Gegner auf den Geburtstag Rücksicht nimmt: im letzten Spiel des Tages verlieren sie 74:7 gegen – ich glaube – Argentinien, oder so. Aber das nimmt man alles gelassen.

'Wir' Schotten haben den Ball - und gewinnen auch das Spiel!
Dann wird aber doch noch zelebriert – 40 Jahre UAE müssen auch beim Rugby gefeiert werden: es wird eine kleine Parade abgehalten, die Mannschaften laufen ein, die Nationalhymne wird gespielt. Und –aus dem nächtlichen Himmel fliegen Gleitschirmflieger ein – ziemlich abenteuerlich im Sturzflug. Und – wie könnte es auch anders sein – die beiden letzten haben Flaggen an den Beinen befestigt: auf einer ist der Scheich abgebildet, der zweite trägt die Nationalflagge.

Finales Highlight der Festsivitäten: Einschweben der Nationalflagge
Dennoch geht alles total relaxed über die Bühne, heiter und nicht über die Maßen würdevoll (wie das wohl vielerorts gemacht werden würde). Die Menge ist sowieso heiter und ausgelassen – so viele Betrunkene (!) habe ich nur bei meinem einmaligen Besuch auf dem Oktoberfest gesehen… Heineken läßt sponsorn und grüßen.

Daheim aber warten die drei Katzen und deshalb geht’s schon vor den letzten Spielen nach Hause. Wir weihen noch das Edinburgh Monopoly ein (ich gehe mit fliegenden Fahnen unter und Michael schnappt sich fast alles; nur Viola hält noch tapfer dagegen). Und dann heißt es schon fast wieder Abschied nehmen: ein Tag für Packen (auch für Michael, der nach München fliegt), Maggie-Sachen kaufen – das war’s dann.

Dubai – nicht ganz touristisch aber mit atypischen Highlights.

Und den übliche Highlights: Viola, Michael und die ‚Kleinen‘. 

Donnerstag, 1. September 2011

Escape: In die Stille Portugals

Escape - ja, das war wirklich nötig. Grade den Umzug überstanden - aber nicht in ein 'normal' bewohnbares Haus, sondern in eine Baustelle, die uns täglich dazu zwingt, den grade mal zufälligerweise frei werdenden Platz auszunutzen. Zum Wohnen, Schlafen, für Interimstauräume des gesamten Inventars, etc. Nicht gerade eine Umgebung, in der wir während des gesamten Urlaubs wohnen möchten. Und zudem täglich von zwei zwar netten - unglaublich netten - und auch eifrigen Bauarbeitern ('the boys') mehr oder weniger in aller Herrgottsfrüh aufgescheucht werden.

Leben in - nicht nur auf - einer Baustelle. Bleibt - Flucht irgendwohin, wo es ruhig und warm ist (wenngleich auch Schottland während der letzten Wochen sich von einer mehr italienisch sommerlichen Seite gezeigt hat).

Eleanor hatte vor einigen Jahren schon mal die Algarve erkundet (ich schon vor ca. 40 Jahren - da bleibt kaum noch eine Erinnerung, und wenn, dann hat sich sowieso alles geändert) und dabei etwa 10 km von der Küste entfernt das nette Städtchen Silves ausfindig gemacht. Liebevolle Altstadt, maurische Burg mit episodialer (das mein ich so) Vergangenheit, ein Dom, nette Lokale mit gutem Essen und nur EIN Hotel am Platz.
'Skyline' von Silves: Der Dom und das maurische Fort
Der Tourismus spielt sich da im August ab, wenn das alljährlich stattfindende mittelalterliche Festival gefeiert wird. Dann kommen unzählige Busse mit Tagesausflüglern; sonst im Jahr kommen die Touristen grade mal für ein paar Stunden vorbei, um die Burg und den Dom zu besuchen. Wenn überhaupt. Gute Voraussetzungen für einen ruhigen Urlaub.

Am Mittwoch - Eleanor's Geburtstag - sollte es losgehen. Abflug von Glasgow Prestwick. Das ist ungefähr so wie Frankfurt Hahn (ich weiß, mein diesbezüglicher Witz hat einen Bart bis Paris - der Flughafen dort könnte genauso gut auch Paris Ost heißen) - hat mit Glasgow so viel zu tun wie - naja - ist halt auch, oder grade noch, in Schottland. Oder genauer ausgedrückt: Man fährt nach Glasgow, biegt a bisserl links (also Richtung Süden ab) und fährt, und fährt, und fährt, und wenn dann der Atlantik da liegt, dann ist dort (vielleicht) auch Prestwick. Das berühmte Prestwick. Denn das ist - ähnlich wie der John Wayne Airport in Orange County - der Airport einer Berühmtheit: Ein einziges Mal ist Elvis im vereinigten Königreich gelandet und ausgerechnet hier war das! Also nicht in Heathrow oder sonstwo, sondern im beschaulichen Prestwick, das eigentlich nur dazu gebaut wurde, den westlichsten Punkt der großen Insel mit einem Flughafen zu bestücken, damit die Transatlantik-Flüge nicht gar so lang würden. Denn nix gwieß woas ma ja ned, ob das Benzin noch reicht... Also ist Prestwick auch der Elvis Gedenkairport.

Also - nochmals - am Mittwoch ging's los. Wir hatten in Edinburgh am Abend zuvor Eleanor's Geburtstag vorgefeiert und dort übernachtet, was die Anfahrt etwas verkürzte. Georgie hatten wir bei Lindsay und Colin gelassen und er hat sich über die erneut neue Aussicht - diesmal auf den Firth of Forth - gefreut. Anscheinend hat es ihm gleich gut gefallen. Und er hat sofort die Wohnung in Besitz genommen, Vor allem das Bett, in dem er sich königlich in die Mitte legte und die beiden armen Bewohner zwang, sich um ihn herum zu drapieren... King George ist geboren.

Von der Fahrt nach Prestwick habe ich nicht allzu viel mitbekommen - es war der einzige Tag seit meiner Ankunft, der total verregnet war; bis wir da waren...

Eleanor hatte mir schon vieles über Prestwick erzählt, aber ganz so schlimm war's denn dann doch nicht. Die Security war recht gründlich - es gibt ja auch nicht allzu viele Passagiere - und die Damen bei Ryan Air noch viel mehr. Wir hatten jeweils nur Handgepäck dabei, in den angegebenen Maßen - aber leider war mein Teil 1 kg zu schwer und, schwupps, war ich 40 GBP los, da ich den Koffer samt Inhalt partout nicht dalassen wollte. Stocksauer war ich, hatte ich doch die Ryan-Air-Jacke mit den unendlich vielen Taschen an, die alle irgendwelches Schnickschnack aufgenommen hatten. Kam mir vor wie im Raumanzug und dennoch 40 GBP abgedrückt. Richtig stocksauer, also.

So sauer, daß ich auf dem Flug fast sofort eingeschlafen bin (was nicht unüblich ist) und mein Kindle statt dem Laptop auf dem Top des Laps gelagert war. So ändern sich die Zeiten - und mit der üblichen Zahl an Büchern hätten wir jedoch beide die 10 kg Gepäck-Grenze überschritten...

Auf dem Faro-Airport testete ich dann gleich die elektronische Einreise, bei der der Pass resp. der Personalausweis gescannt (geRFIDt) wird; so weit so gut. Dann kommt die kritische Phase - der Gesichtscheck - und da muß ich durchgefallen sein, denn der Computer wollte und wollte mein Gesicht partout nicht erkennen - oder zumindest als das durchgehen lassen, das auf dem Chip gespeichert ist. Fazit: Wiederanstellen an der normalen Schlange - ganz hinten und dann als letzter oder fast letzter grenzzuübertreten. Von Faro aus hatten wir einen Hotel-Shuttle organisiert, den wir nach einigem Suchen auch fanden. Der Fahrer schien recht kompetent, nicht nur, daß er jedes Hotel auf dem Weg fand, sondern auch in Straßen wendete, deren Breite die des Busses unterschritt. Subjektiv betrachtet. Bemerkenswert. Und so kamen wir dann schließlich gut in Silves an.

Also sind wir im einzigen Hotel in Silves gelandet. Zimmer mit Burg- resp. Domblick, aber nicht - wie bestellt - im oberen Stock und am Ende eines Korridors; wir wollen es ja wirklich ruhig. Im Zimmer entdecke ich gleich einen hübschen Blumenstrauß, den ich vorsorglich schon mal als Geburtstagsüberraschung bestellt hatte - richtig wunderhübsch, mal ganz anders, mal etwas portugiesisch - aber Eleanor will unbedingt noch ein anderes Zimmer anschauen, das uns als schlechter (weil ohne Terrasse) - nicht empfohlen wird. Schließlich bleiben wir beim ersten Zimmer - und dann sieht sie auch endlich die Blumen zu ihrem Geburtstag. Da war natürlich das Zimmer echt überragend geworden (immerhin war es sowieso eines der besten im ganzen Hotel).

Dann wollten wir natürlich noch ein nettes Geburtstagsdinner einnehmen. Bei tripadvisor finden wir einige Ratschläge und nehmen uns ein Restaurant direkt am Stadtplatz vor. Beste Kritiken. Auf dem Weg dahin können wir schon mal den Charme des kleinen Städtchens ausmachen - pittoreske Gassen, kleine Häuschen, etwas - einheimisches - Leben und nur ein paar Touristen. Das Dinner ist dann ein Indiz über die Verköstigung während der kommenden Woche: Zunächst wird ein Gedeck aufgefahren ('das müssen Sie nicht unbedingt nehmen...') mit einer Vielzahl an lokalen Goodies: von Oliven (für Eleanor) bis zu Prawns über alle möglichen vegetarischen und nicht vegetarischen Antipasti. Eigentlich waren wir da schon satt, mußten aber noch das Hauptessen abwarten: Wir hatten uns für jeweils einen Spieß entschieden (ist irgendwie eine lokale Eigentümlichkeit); Eleanor für Prawns und ich für eine Kombination aus Monkfish und Prawns). Die normale (was auch immer das sein mag) Größe hatten wir abgelehnt, als uns der Kellner diese angedeutet hatte... Was dann kam, war zweimal ein Essen für vier: Jeder Spieß war 30-40 cm hoch, voll bepackt mit Fisch resp. Schalentier und daneben gab's noch einen halb so großen mit Zubehör. So kam Eleanor zu einer Gesamthöhe von ca. 60 cm Prawns und ich auf die gleiche Fisch- resp. Prawnhöhe. Beilagen waren natürlich dabei nicht mitgerechnet. Normalerweise sind wir ja weniger die Freunde des Viel-Essens, aber das war wirklich außerordentlich lecker. Auch wenn wir bei weitem nicht aufgegessen haben.

Die anderen Abende haben wir mal Abstand von diesem Lokal genommen - sonst hätte uns Ryan-Air wegen außerordentlichem Übergewicht gegenüber dem Hinflug weitere Über'gepäck' Pfund abgefordert. Das Risiko wollten wir denn dann doch nicht eingehen.

Silves - nachts am Stadtplatz
Denkmal an die Hungersnot im Mittelalter
Silves ist auch in der Nacht einen Spaziergang wert - die typischen Häuschen und Gassen erscheinen im warmen Licht ganz besonders romantisch, die römische Brücke und ein Denkmal an eine mittelalterliche Hungersnot zeugen von der langen Historie der Stadt und am Stadtplatz tobt noch das richtige Leben - Fußball für die Kids und Jugendlichen der Stadt. Neben freiem WiFi Zugang für alle, die ein Internethandy oder einen Laptop haben. Und dort benutzen wollen - wir sind dabei, denn das hoteleigene WiFi hat so einige Macken.

Und - obwohl wir nicht in der Festung waren - kamen wir unvermutet in den Genuß eines Konzerts des London Gospel Choir. Wir hatten uns schon überlegt, das Konzert auf der Festung zu besuchen, haben dann aber einfach nicht mehr dran gedacht. Und weil die Festung alles überragt, der Chor unglaublich laut war, haben wir in ca. 1 km Entfernung bei geöffneter Balkontür ein wunderschönes Konzert erlebt, wohlig im Bett liegend, nur leider des Ambientes des maurischen Kastells beraubt. Dafür umso kostenloser...Gospel Night until Midnight.
Hauptstraße ... steil und entlang schöner Fassaden

Verwinkelt - nur von oben zu sehen, wie die Häuschen ineinandergeschachtelt sind

Kacheln - ein ganz üblicher Wandschmuck
Touri-freie Zone: EInsames Gehöft in der Gegend um Silves

Eine ist übriggeblieben - Windmühle bei Silves


Die nächsten Tage vergehen wie im Flug - eine Wanderung rund um das Städtchen in der hügeligen Landschaft der hinteren Algarve (nur eine einzige Windmühle ist übrig geblieben von der einstigen unendlichen Menge), ein Tag in Silves selbst mit der Touri-Tour durch Dom und Festung, eine Fahrt mit ÖPNV Bussen (die heißen hier Eva...) nach Lagos und dort entlang der schroffen Küste mit einem kleinen Boot und Captain Barbosa (von uns etwas nachge.j.deppt), kleinem Stadtrundgang mit Besichtigung des ersten europäischen Sklavenmarkts (ehrenhalber muß gesagt werden, daß er auch der erste war, der wieder aufgelöst wurde) und nachfolgender Besichtigung der Festung mit den vielen niedlichen Windspielen und einer Fahrt auf dem tidenabhängigen Rio Arade nach Portimao.


Mit Captain 'Barbosa' unterwegs an der zerklüfteten Küste bei Lagos

Erster europäischer Sklavenmarkt ... die Stricke zeugen von der unrühmlichen Vergangenheit

Lagos - Straßenbild

Einer meiner Favorites: Die Mobile-Ausstellung auf der Festung in Lagos 

Lagos - Festung

Wobei die omnipräsenten Störche nicht die geringste Notiz von uns nehmen. Wir aber von ihnen - sie sind einfach überall, auf jedem höheren Schornstein, auf Gebäuden, auf Kirchentürmen - und auf dem Ausleger eines Krans. Fünf Nester sind da drauf, alle belegt, und wir freuten uns schon über die Freundlichkeit der portugiesischen Unternehmer, die den Vögeln ein derart teures Utensil als 'Grundstück mit Aussicht' zur Verfügung stellen (vielleicht ein Grund für die Wirtschaftsschwäche des Landes, wenn schon Vögel die Arbeiten blockieren...). Aber unvermittelt bewegt sich dann der Kran doch und die Störche drauf mit. Völlig unbeeindruckt leben die dort oben und kreiseln so vor sich hin, wobei die am äußeren Ende des Auslegers lebenden schon mit ganz schönen Geschwindigkeiten umhergewirbelt werden. Macht denen aber offenbar nichts - Karussellfahren für Gefiederte. Zum Nulltarif, Familienjahresticket inklusive. In Portimao haben sie sogar offenbar das Sardellenfischen torpediert: da gab's noch vor einiger Zeit zig Fabriken mit riesigen Schornsteinen drauf - und auf denen wohnen jetzt, naturgeschützt, die lieben Störche. Keine Möglichkeit mehr, die Sardellen weiter zu bearbeiten. Keine Genehmigung, die Schornsteine abzureißen. Wir sind uns jetzt nicht ganz sicher, ob die Störche die Ursache für's Ende der Fischerei waren ('laßt uns mal alle Sardellen fressen, dann geht die Fischindustrie ein und die Schornsteine der Fabriken gehören dann uns; und uns bleiben ja sowieso noch die fetten Frösche...') oder nur deren Nutznießer. Ist auch egal, schön sind sie jedenfalls - ganz besonders in der Luft.

5 Storchnester auf einem Kran - in Betrieb (auch der Kran)

Auch auf dem Brückenpfeiler bei Portimao hat sich ein Storchenpärchen niedergelassen

'Feindliche Übernahme' nicht der Fabrik, aber wenigstens der Schornsteine
Denkt man an Portugal, denkt man auch automatisch an Korkeichen. Das erste Anzeichen dafür haben wir schon am ersten Abend gesehen: Einen Korkladen. Nein, da gibt's nicht Flaschenkorken in allen Größen, sondern einfach alles, was man sich vorstellen kann (und vieles, was wir uns bis dahin nicht vorstellen konnten) - aus Kork. Bis hin zu Kleidung - Korkröcke und -oberteile (Unterwäsche aus Kork haben wir doch nicht gesehen) - und logischerweise jeden erdenklichen Tourikrimskrams, Geldbörsen, Buchhüllen, Schlüsselanhänger usw. Hätte der Laden nicht schon geschlossen gehabt, wir hätten ihn wohl leer gekauft (oder doch eher nicht, denn irgendwie war das in der Masse doch ganz schön abschreckend). Und wo, bitte, sind nun die Eichen? Naja, ähnlich wie bei den Windmühlen - es gibt sie noch, aber nicht in der erwarteten Menge. Ich hatte mir Korkeichenwälder vorgestellt, ähnlich dramatisch beleuchtet wie Olivenhaine im Abendlicht. War aber nicht so - es gibt sie zwar und wir haben auch immer wieder die typischen Bearbeitungsschnitte gesehen, aber sie sind nicht überall - und schon gar nicht in irgendwelchen Wäldern zu finden.

Mittlerweile hatten wir uns mit dem ÖPNV angefreundet und die Eva-Fahrpläne ausgiebig studiert und getestet. Aber dennoch wollten wir noch ein bißchen weiter weg, ein bißchen mehr sehen. Also haben wir uns noch für zwei Tage ein Auto gemietet und sind Richtung Westen gedüst. Zunächst haben wir uns mal das Städtchen Monchique angeschaut und davor noch dessen Badeteil (!) und sind dann Richtung Westküste weitergefahren, bis nach Aljezur (nicht zu verwechseln mit Al Jazeera - das ist was ganz anderes). Immerhin hat das Örtchen ein altes Kastell zu bieten, enge pittoreske Gäßchen und einen wunderbaren Blick auf die Hügel der Algarve resp. den Atlantik auf der anderen Seite. Und wenn man genau hinschaut, dann kann man sich vorstellen, am anderen Ende Florida zu sehen (war nur eine Vorstellung, weil Eleanor's Freundin da drüben ein Haus hat und grade dort war).

Im Badeteil von Monchique - nein: da gibt's wirklich ein Heilbad!

In Monchique
Aljezur - durch eine Schießscharte in der Festung

Aljezur schlängelt sich entlang des Hügels und eines Flusses

Eine Atlantik-Bucht bei Aljezur
Das ist alles landschaftlich richtig reizvoll, insbesondere, weil wir den zweiten Tag dann Abschied von den Hauptstraßen genommen haben und uns manchmal unvermittelt auf ungeteerten Straßen in the middle of nowhere befanden. Mangels Navi und wegen fehlender globaler Wegweiser (die wenigen vorhandenen zeigen immer nur die nächsten paar Häuser an) mußten wir uns mal ausnahmsweise wieder ganz auf unseren Orientierungssinn verlassen - eine völlig neue, wiedergewonnene alte Erfahrung. Dennoch haben wir es auf diese Art bis nach Sagres geschafft und dann das Cabo de Sao Vincente besucht, den süd-westlichsten Teil des kontinentalen Europa. Ganz vage konnte ich mich noch an die Anfahrt erinnern - vor allem, weil ich damals eine Reifenpanne hatte und weit und breit kein Mensch zu sehen war. Da hat sich geändert. Gewaltig. Schon hunderte Meter vor dem Ende der Straße waren die Parkplätze voll, Busse standen rum zu hunderten und zigillionen Touris. Die alle die steil abfallenden Klippen sehen wollten. Vom Kap selbst ist nicht viel zu sehen - ein Leuchtturm und - wie gesagt - Menschen ohne Ende. Was mir den Besuch diesmal recht vermiest hat. Anyway - auch andere wollen da mal hin und schöne Andenken kaufen. Klar - einen diesbezüglichen Laden muß es ja geben ... und hunderte Meter entlang der Straße fliegende Händler und kleine Buden.

Eine der zig Buchten auf dem Weg nach Sagres

Europas süd-östlichstes Ende: Das Cabo de Sao Vincente
Bei der Rückfahrt nach Silves lassen wir uns wieder treiben, fahren die hübschesten Sträßchen, zeitweise an der Küste entlang, dann wieder entlang von Hügeln durch gottverlassene kleine Ortschaften. Portugal, wie es auch sein kann. Manchmal müssen wir dann doch irgendwelche Bausünden passieren - insbesondere einige Küstenstriche sind schon baulich vertotsündigt.

Da ist es doch wieder schön im beschaulichen Silves, bei einem vorzüglichen Abschiedsabendessen. Denn am nächsten Morgen geht's schon um 05:30 per Bus wieder zum Flughafen nach Faro. Eine kurze, letzte portugiesische Nacht und ein Heimflug ohne Übergepack und ohne Probleme.

Zuhause wartet dann wieder unsere Baustelle - es ist vieles passiert, aber es muß noch viel getan werden, bis wir endlich ohne Bauarbeiter in unserem Haus wohnen können.

Sonntag, 24. April 2011

Italien – April 2011

Rund um Ostern ist immer unsere Skifahrsaison. Ein bißchen spät im Jahr – wenn man erst damit anfängt und zuvor die Ski im verlängerten Sommerschlaf nicht aufgeweckt wurden – aber meist eine Zeit mit schönem Wetter, relativ wenig Menschen und immer noch genügend Schnee.

Heuer waren die Vorzeichen ein bißchen anders – logischerweise bei deeem vergangenen Jahr.
Eleanors Ferien begannen genau zwei Wochen vor Ostern – wodurch wir hofften, einem möglichen Osteransturm auf unser Skigebiet zu entkommen. Dies ist uns gut geglückt – s.u. Grund für die versetzte Ferienzeit ist die säkulare Ferienpolitik in Schottland, die sich nicht nach irgendwelchen christlichen oder sonstigen Feiertagen richtet (mit Ausnahme natürlich dem Royal Wedding, an dem sogar die Schotten frei haben / nehmen müssen).

Eleanor kam am Sonntag an; Abholung mit S-Bahn und BOB. Dank E10 und massiv gestiegenen Spritpreisen steige ich definitiv meine letzte Zeit in Tölz so weit es geht auf ÖPNV um. Verarschung ist ja gut – aber dann bitte richtig und nicht so tumb, wie in diesem Fall. Abends gab’s noch ein kleines Krambambuli-Dinner – wir wollten nicht mehr kochen – und morgens dann eine Überraschung: Ein vorgezogenes Geburtstagsgeschenk. Es mußte VOR der Abreise geöffnet werden, denn es war ein Gutschein für drei Tage in einem Wellness-Hotel in Abano Terme – bei Padua. Und da mußte natürlich etwas mehr eingepackt werden, als geplant. Und einige Termine umgeplant.

Dieser Anreisemontag entpuppte sich so richtig als das Gegenstück zum sonnigen, prä-sommerlichen Wochenende: Naß, kalt, Regen. Also beste Voraussetzungen für die Anfahrt... In Österreich haben wir dann noch E10-frei getankt – thanks, nicht alle Länder sind derart bescheuert , wie wir. Der Brenner empfängt uns mit entsprechender Kühle, es ist aber immer noch erträglich. Doch je weiter wir kommen, desto nasser wird es. Die Auffahrt zum Karerpaß geht noch einigermaßen, aber dann ist es aus mit der winterlichen Schönheit. Die Pisten am Rosengarten sind nicht befahrbar (eigentlich sieht man gar keine Pisten mehr) und das auf relativ großer Höhe! Da herrschte noch jedes Jahr zuvor um diese Zeit ziemlich reger Skibetrieb. Keine guten Vorzeichen.

Entsprechend nett was dann auch der Empfang im Fassatal: Regen und noch mehr Regen. Wie heute nicht anders zu erwarten. Immerhin – sollte Skifahren nicht möglich sein – brauche ich keine Ausrede. Denn meine Ausrüstung habe ich ja eigentlich nur mitgenommen,  um den Schein des guten Willens zu wahren. Eigentlich bin ich auf eine skifreie Woche eingestellt, nach dem Kniedesaster letztes Jahr, der Androhung einer Knieprothese und den anderen ausgestandenen Wehwehchen. Aber wenn’s dann noch so saut – das kann ja heiter werden. Ein paar tausend Seiten Bücher habe ich ja dabei – aber ob  die dann reichen?

Immerhin ist unsere Pension nett wie immer, das übliche Zimmer ganz oben mit dem schönen Balkon ist reserviert und Aline begrüßt uns eher wie Freunde, denn als Gäste. Da wir ja relativ spät abgefahren sind und das Wetter nicht gerade zu einem Spaziergang einlädt, lesen wir noch im Zimmer, bis es Zeit zum Abendessen ist. Völlig überraschend hat es ein bißchen aufgeklart und wir können uns ohne Schirm auf den Weg machen. Zu unserem Standardlokal (da gibt’s zwar einige davon, aber es gibt halt auch eine Standard-Restaurant-Runde, auf der das erste das Standard-Standard-Restaurant ist): Geschlossen – chiuso – Saisonende. Sch…ade. Die nächste Pizzeria ist auch chiuso und so langsam dämmert es uns: Obwohl noch knapp zwei Wochen vor Ostern, ist Canazei geschlossen. Und das richtig. Alle Lokale haben zu, so gut wie alle Hotels und sogar in der Bar mit dem Pole-Dancing ist heute mal Ruhetag. Und darauf hoffen wir auch: daß montags halt doch eher mal Ruhetag ist. An einigen Restaurants ist das auch vermerkt. Also – morgen wird’s wieder besser, sicher normal… Für den ersten Abend finden wir immerhin ein (!) offenes Lokal, gehen mehrfach dran vorbei, weil wir noch nie drin waren und auch die Speisekarte nicht grade sehr attraktiv ist. Aber es bleibt uns nichts übrig – wir müssen halt rein, wollen wir überhaupt noch was essen. Denn auch der Supermarkt hat zu: geschlossen ab 19:10, wie jeden Tag, außer Donnerstag, da hat er ganz zu, den ganzen Tag. Und sonst immer zwischen 12:10 und 16:00. Ich wollte schon mal einen Verbesserungsvorschlag für die Öffnungszeiten machen – täglich unterschiedlich, aber da hat mich Eleanor nicht gelassen…

Im Lokal ist so einiges los – klar, wenn es das einzige aperto ist. Aber doch nicht so viel, wie ich eigentlich erwartet hatte. Wenn das ein Vorzeichen ist, dann muß heuer hier die toteste tote Hose sein. Und wie es dann mit den Pisten aussieht … checken wir mal morgen.

Immerhin – der Mond lächelt, als wir aus dem Lokal rauskommen; zwar nur ganz wenig, aber immerhin. Vielleicht ein gutes Zeichen?

Nächster Morgen: Prachtwetter! Sonne, blauer Himmel, ein paar vereinzelte Wolken und schon richtig Wärme am Morgen – wenigstens in der Sonne. Ich bin von der gestrigen Fahrt noch geschlaucht und bleibe definitiv im Ort – kein Skifahren. Außerdem kann sich Eleanor so schon mal auf der Piste austoben, ohne auf mich Rücksicht nehmen zu müssen.

Blick vom Balkon - links: Ciampac

Morgens beginnt dann noch alles gemütlich – eines der vielen mitgebrachten Bücher wird ausgelesen. Dann Balkonien – schöner kann’s gar nicht mehr werden: ein Traumpanorama mit Sonne pur. Eigentlich ist es mir zwar zu heiß (woww – merke: wir sind zum Skifahren da), aber das muß einfach ausgenutzt werden. Für einen Spaziergang durch das tote Canazei reicht die Zeit auch noch – ein paar Bilder werden geschossen, die ich schon lange mal machen wollte, aber aufgrund des sonst typischen Tagesablaufs (Aufstehen, Frühstücken, Skifahren, kaputt Ausruhen, Dinner) nicht geschossen worden sind. Bis heuer.

Bemerkenswertes Haus in Canazei - bemalt und gestaltet
Am Nachmittag kommt Eleanor zurück – ich dachte im Bikini, aber nein – euphorisch: Die Pisten sind alle, wirklich alle, offen, super präpariert und es gibt keine Leute drauf. Manchmal – so sagt sie – war es fast unheimlich, weil im Umkreis von Kilometern kein anderer Skifahrer zu sehen war. Dennoch – alle Lifte sind offen – das kann auch nur in Italien passieren. Sonst irgendwo – in Ösiland, D oder gar F hätten die einfach zugesperrt. Aber bis zum Nachmittag sei alles vorzüglich gewesen; erst dann wurden die Pisten weich – kein Wunder bei 25°C im Tal – auf 1500 m Höhe…

Blick auf Ciampac mit Flagge von Canazei
Abends gibt’s dann den wiederholten Check auf offene Restaurants. Um die Sache abzukürzen: Zwar hatten ja montags einige Lokale Ruhetag, das heißt aber nicht, daß sie am Dienstag geöffnet haben. Oder am Mittwoch. Oder sonst noch irgendwann. Die haben ganz einfach kein chiuso forever oder whatever long Schild ins Fenster gestellt. Bleibt eine Pizzeria, die sowohl gute Quattro Formaggi als auch Salate anbietet. Da sich den Rest der Woche nicht mehr viel ändert – überraschenderweise hat am Freitag zwar noch ein weiteres Restaurant geöffnet – nicht aber am Samstag…. reise ich am Sonntag als Vierkäse und Eleanor als Salatblatt ab. Für die nächste Zeit haben wir uns Pizzaverbot und Salatabstinenz (auch ich…) auferlegt…

Nach diesem Essen lachte der Mond schon ein bißchen mehr – da sollte ich doch morgen auch mal den Berg rauf und schauen, was mein malträtierter Körper noch zuläßt.

Gedacht, getan. Auf den Ciampac, Auffahrt in Alba di Canazei. Das eigentlich einfachste Skigebiet in der Gegend, mit der schwärzesten Talabfahrt. Die hatte ich noch nie gemacht, denn letztes Jahr hatte ich mich ja schon weiter oben ausgeheult. Über den Schmerz im Knie und die Unmöglichkeit von Linkskurven oder gar der Kontrolle über die Skier. Es ist ein weiterer unglaublich schöner Tag. Blauester (ich weiß…) Himmel, einige versprengte Wölkchen, um das Postkartenimage zu kreieren, Ein Halbtagespaß nur für das Skigebiet und eine offene Hütte, wo ich mich nach getanen Abfahrten mittags zur Ruhe niederlassen werde – und denen ich gleich mal meinen Schmöker da lasse, damit ich die vielen Nesbo-Seiten nicht mitschleppen muß.
Dann geht’s wirklich los: Skistiefel enger schnallen, Ski drunter, rüber zum Lift. Immerhin – das ging schon mal. Auch die Auffahrt mit dem Lift war problemlos – nicht anders zu erwarten. Oben dann – ein Traumpanorama: die Sella vor uns links davon der Langkofel und etwas weiter zur Rechten dann noch die Marmolada. Alles in strahlendem Weiß, unter stahlblauem Himmel, aufgelockert durch einige Wolken. Aber so gerne ich auch dieses Panorama bewundere – jetzt gilt es erst mal die allererste Abfahrt zu bewältigen. Und völlig überraschend läuft alles planmäßig; die Beine tun, was sie tun sollen, das Knie zwickt nur leicht und vor allem – ich sehe wieder richtig. Offenbar war das ein Problem des letzten Jahres, daß ich den Untergrund vor mir nicht mehr richtig taxieren konnte, wodurch sich der Automatismus des Skifahrens in einen Willensakt verwandelt hat. Offenbar hat die Behandlung oder die OP geholfen – es geht alles so wie früher. Mit Ausnahme der Kondition. Die ist schnell verbraucht, trotz wiedergewonnener alter Technik. Und wir sind so gut wie allein. Immer mal wieder muß die Liftmannschaft für uns einschalten – weil halt sonst niemand unterwegs ist. Mit Ausnahmen: wir beobachten zwei Skiwanderer, die abseits der Piste einen Gipfel erklimmen und gleich von der Pisten-Polizia geschnappt werden. Shit happens – aber wer’s halt darauf anlegt … und die Polizia hat wenigstens einmal was zu tun.

Ein Traumvormittag. Der nicht nur wegen der auslaufenden Halbtageskarte gegen 12:45 endet. Ein kleiner Mittagssnack  zum Wiederaufbau der Kräfte bei Eleanor wird noch genossen; dann geht’s ab auf die Sonnenterrasse und zu meinem Buch. Wo ich gleich einschlafe und fast sofort wieder von Eleanor geweckt werde, die gerade mal 2 weitere Stunden unterwegs war. Ich bin mittlerweile ein bißchen gebraten – eher schon well done, insbesondere im Gesicht. Aber das ist ja nichts Neues und auch alle Vorhaltungen von E bewirken da nichts (mehr).

Am nächsten Tag ist für mich Pause – ich fühle mich noch sehr geschlaucht und genieße einen weiteren Sonnentag auf dem Balkon mit meiner mitgebrachten Bibliothek. Eleanor kommt gegen 15:00 zurück – ist fast ständig unterwegs gewesen, sogar ohne Mittagspause und wohl an dem Tag so viel gefahren, wie es während der Hochsaison nur in einer Woche möglich wäre.

Nach den guten ersten Erfahrungen wollen wir nun auf die Langkofel-Seite und uns einen Vormittag am und um das Grand Paradiso austoben. Also Auffahrt zum Belvedere mit der Gondel von  Campitello di Fassa aus- das erspart die Traversale von der üblichen Canazei-Auffahrt. Und vielleicht ein bißchen Zeit. Leider gibt’s dafür keinen Halbtagespaß, also muß ein Tagespaß für das gesamte Dolomiti Superski gekauft werden. Der es aber wirklich wert ist. Auch wenn wir keine Sella Ronda machen, die Marmolada nicht besuchen und uns nur zwischen Sta. Cristina und Canazei bewegen – dieser Vormittag war es wirklich wert! Einfach schöne Pisten, exzellent präpariert, keine (fast) Mitskifahrer und Sonne pur. Dabei Pisten von einfach bis leicht anspruchsvoll – aber nicht wirklich tiefrot oder gar schwarz. Ganz einfach zu fahren und vor allem zu genießen. Auch wenn an der einzigen Engstelle mir einmal ein Anfänger den Weg versperrt (warum muß ich auch gerade da runter, wo noch jemand unterwegs ist) und ich aus der Bindung kippe, weil zu stark gestoppt. Und um alles Malheur gleich hinter mich zu bringen, versuche ich mich gleich noch an der nicht mehr optimalen Skicross-Piste, die sooo einfach aussieht und einen doch sooo schnell werden läßt. Und wenn dann wieder eine überhöhte Kurve zu bewältigen ist, das Tempo und die Anfahrt nicht stimmt, dann steht man mit dem einen Ski draußen und mit dem anderen einen halben Meter tiefer in der Steilkurve. Nettes Bild – Eleanor lacht sich fast zu Tode, während ich versuche, meinen festsitzenden rechten Ski irgendwie wieder loszubekommen und auf die Piste aufzusetzen. Es geht – mit viel Geschnaufe und Gestöhne und dem Versprechen (mir gegenüber), in Zukunft auf solche Ausflüge zu verzichten – auch wenn der daneben ausgesteckte Riesenslalom richtig gut zu fahren war. Skicross-Piste : ich meine euch in Zukunft.
Nach einem kleinen Lunch dann wieder das Übliche: Schlaf in der Hütte, Eleanor auf der Piste. Abfahrt wieder mit der Gondel und Postskirelax.

Dann ist schon Samstag, der letzte ganze Tag. Nach dem gestrigen High kann ich mir den Skitag nicht nehmen lassen, obwohl ich überproportional müde bin. Wir entscheiden uns wieder für den Ciampac, düsen da dutzende Malediverse Pisten runter, nehmen dazwischen mal einen Espresso in einer pittoresken Hütte ein, finden eine kleine, fellige Freundin – ein halbjähriges Kätzchen, das auf 2300m wohnt und wohl noch etwas die weite Welt da unten kennenlernen muß.  Und schließlich fällen wir noch eine Entscheidung für ein Abschlußhighlight: die schwarze Abfahrt ins Tal statt Gondel. Ich war sie ja noch nie gefahren – aber sie ist wirklich schön, vor allem in dem fast jungfräulichen Zustand. Vor uns waren höchstens mal eine Handvoll Leute runtergefahren, es ist steil und griffig – beste Voraussetzungen. Wir stoppen nur an unübersichtlichen Stellen und genießen den Abschied vom Skifahren in 2011.

Was uns entgeht ist der Saisonabschluß, der am Sonntag stattfindet. Da war schon am Samstag ein Pool aufgestellt, eine Rampe aufgebaut und da stürzen sich die Mutigen dann runter und versuchen, über das Wasser zu gleiten und auf der anderen Seite trocken an Land zu kommen. Was sicher nicht allen gelingen wird … und demnach sehr zur Erheiterung beitragen wird. Und zu einigen Erkältungen, die dann sicher präventiv mit einigen Grappa behandelt werden müssen… Feucht – und – fröhlich. Für den, der’s mag.

Am Passo Fedaia - im Hintergrund die Marmolada
Wir sind aber schon auf dem Weg zum Relaxen, nach Abano Terme. Der Fedaia Paß ist zwar offiziell geschlossen, aber wir erfahren durch Aline, daß er bis 13:00 befahrbar sei. Danach würden dann Lawinen abgesprengt. Wir sind also früh genug unterwegs und haben noch genügend Zeit, die Marmolada, das gesamte Skigebiet und den noch zugefrorenen See zu bewundern. Ein toller Abschied aus diesem wunderbaren Stück Erde. Der sich dann noch viele Kilometer (und einige Espressi) hinzieht, bevor die Gegend schlagartig flach wird. Und industriell. Es scheint, daß jedes zweite Hinweisschild auf irgendein Factory Outlet hinweist. Offenbar wird hier für alle Marken produziert: das China Italiens.

Schön ist das nicht, und langsam werden wir auch ein bißchen hungrig – aber offene Restaurants gibt’s nicht. Keine Bars sind mehr zu sehen, die Tankstellen haben auf 24 hore self service umgestellt. Also eher nix servicio. Irgendwann finden wir dann doch noch ein Schild zu – McDonalds. Da der offenbar das einzige offene ‚Restaurant‘ in Norditalien ist, ist alles überfüllt: der Drive In, der Parkplatz, die Schlangen vor den Kassen und die Räumlichkeiten. Dennoch gelingt es uns, bevor wir verhungern (ist zwar bei mir kein Problem, mit meinen vielen Reserven) etwas Essbares zu bekommen und auch hinunterzuwürgen. Immerhin: Es ist kein Salat und keine Quattro Formaggi!

Irgendwie sind wir jetzt in Castelfranco gelandet – an dessen Tangente das hervorragende McDonalds liegt. Der Ort entpuppt sich als kleines Kleinod an der Strecke. Und als wir auf dem Stadtplatz vor der Burg noch eine Ausstellung Oldtimer sehen, entscheiden wir uns zu einer Pause.

Ein Fiat darf in Italien natürlich nicht fehlen
Wie wohl die guten alten Holzräder auf diesen Straßen funktioniert haben?
Die sich wirklich lohnt. Das Städtchen ist noch ziemlich gut erhalten, trotz einiger moderner Geschäfte am Rande des Stadtplatzes. Der fast vollständig durch eine Ausstellung diverser Oldtimer ausgefüllt wird. Nach welchen Kriterien die Ausstellung organisiert ist, erschließt sich uns nicht – sie ist aber richtig nett. Und wir können einem der Organisatoren helfen, der auf ein Schild an einem uralt Chrysler übersetzen, das besagt, daß ein Chrysler niemals stirbt, sonden nur das Medium ändert…

Intakte Stadtmauer von Castelfranco
Danach besuchen wir noch den Kern der Altstadt, die von einer noch intakten Stadtmauer umgeben ist. Es ist schon richtig italienisch, gar nicht so, wie noch vor einigen Kilometern im Gebirge.

In einem Cafe in der Altstadt von Castelfranco
Bald danach kommen wir nach Abano Terme, nachdem wir die Tangenziale von Padua kennengelernt haben.

Wir hatten erwartet
  • Einen kleinen, ruhigen Badeort
  •  Mitten in den Euganeischen Hügeln
und kommen dagegen in eine ausufernde Stadt mit einem kleinen, altem Zentrum, und einem Badeteil (das Wort habe ich in Tölz gelernt), der riesig ist, vor Leuten trieft und vor allem mit nichtssagenden oder sogar verfallen(d)en Hotels gespickt ist. Unser Hotel finden wir erst mal nicht, auch ein Telefonat mit der Reception hilft nicht unbedingt weiter (fahren Sie noch ein bißchen und fragen dann nochmals…) aber schließlich kommen wir an – am Hotel Aqua. Erst später wird uns klar, warum niemand und auch das Navi das Hotel nicht kennen: Es wurde kürzlich renoviert und umbenannt… Hätte ja auch jemand mitteilen können.

Eleanor ist nicht gerade begeistert; trotz Renovierung blättert der Putz an manchen Stellen. Und ganz allgemein stellt es sich nicht so dar, wie auf der Website beschrieben. Dennoch – wir haben ja reserviert und bleiben. Schließlich – im Lauf der drei Tage – freunden wir uns sogar ein bißchen an und sind ganz glücklich, gerade da gelandet zu sein. Alternativen sehen wir vom Balkon (das Italia – das nur noch Tauben bewohnen) oder pseudo-moderne Architektur mit beleuchteten Außenaufzügen, etc.

Und da ist ja auch noch die Pool-Area – ein Becken mit Wohlfühlbadetemperatur – sogar für mich. Die Thermen machen es halt  möglich, auch wenn die Quellen runtergekühlt werden müssen, damit man es im Wasser aushält. Auf dem Weg zurück geraten wir dann noch in die Sektion (wie wir es nennen) Folterkammern: das sind düstere Kabuffs im Erdgeschoß, die wohl auch gut nach Abu Ghuraib oder Guantanamo passen würden. Wer sich da behandeln läßt, muß ein echter Masochist sein… Die neueren Behandlungszimmer sind im ersten Stock untergebracht; die Sauna ist zwar angeschrieben – finden können wir sie aber nicht. Macht nix, das Wetter ist eh zu schön dafür.

Abends machen wir uns auf den Weg zu einem netten Restaurant, das wir natürlich erst suchen müssen. Wir schlendern über den Markt mit seeehr vielen Leuten, erkunden die Stadt ein bißchen und … déjà vu – da gibt’s kein Restaurant. Alle essen in ihren Hotels und demnach sind zwar einige Bars geöffnet, aber das war’s dann auch. Schließlich entdecken wir völlig abseits in einer kleinen Nebenstraße eine Pizzeria, wo es dann etwas Undefinierbares (für Eleanor) und Quattro Formaggi (!) für mich gibt. Das Leben so mancher guter Vorsätze kann erstaunlich kurz sein…

Am nächsten Tag wollen wir Padua erkunden. Uns ist nicht allzu viel bekannt, außer daß es sich um eine alte Universitätsstadt handelt… Zuvor genießen wir noch das wirklich außerordentlich gute Frühstück in unserem Hotel und nehmen dann den Bus nach Padua Centro. Kosten € 1,50 p.P. Erträglich. Überraschend, daß dann abends die Rückfahrt € 3,00 p.P. kostet. Begründung: Wir hätten das Ticket im Bus gekauft und da sei es teurer. Haben wir zwar auch auf der Hinfahrt – aber wer versteht schon die Italiener und – noch schlimmer – die Politik des jeweiligen ÖPNVs…

Das Zentrum von Padua wird vom Duomo dominiert (klar doch, daher kommt ja auch das Wort). Zwar ist er ein bißchen eingerüstet (wie halt so gut wie jeder Duomo oder auch Dom) aber wie wir ihn so gegen die Sonne sehen, könnte er genausogut in Istanbul stehen und als Moschee durchgehen. Die Mischung vieler architektureller Stilelemente – Kuppeln, minarettartige Türme – die Symbolik – byzantinischeh Kreuze – ist schon sehr eigenartig. Aber irritierend schön. Drinnen darf nicht fotografiert werden, außer man ist Italiener und versteht die Schilder nicht. Ich halte mich halt mal dran.

Der Multi-Stil Duomo von Padua
Der Dom ist dem heiligen Antonius gewidmet, der im 13. Jahrhundert lebte (anscheinend gibt es im Katholizismus diverse Heilige des gleichen Namens). Sein Grab ist das Ziel vieler Besucher und selten habe ich eine derartig inbrünstige Hingabe an ein Grabmal gesehen, wie in dieser Kirche. Der Schrein wird gestreichelt, geküßt – alles in der Hoffnung, daß irgendein Wunsch in Erfüllung gehen möge. Für einen Agnostiker wie mich einfach unbegreiflich.

Statuen von wichtigen Stadtbürgern...
Im absoluten Zentrum der Stadt liegt ein Park, der mit Figuren bedeutender Menschen / Stadtbürger gestaltet ist. Man erkennt hier wieder die göttliche Ordnung, nach der nur Männer positive Resultate hervorbringen (können); sonst wären ja auch einige Frauen unter den Statuen zu finden… Eine Skulptur hat es mir besonders angetan: Auch wenn’s nicht so ist, so sieht sie doch aus, als würde gerade eine Gehirnoperation vorgenommen … da war doch kürzlich mal was.

Auch 'ne Art, ein Gehirn zu operieren...
Die weitere Erkundung der Innenstadt bringt uns zu wunderbar restaurierten Gebäuden, in denen sich oft namhafte Marken niedergelassen haben. Es wimmelt von preiseliminierten Auslagen und manchmal ist schon ein Schnäppchen zu sehen, wenn eine Damentasche einfacher Bauart nur € 1.499 kostet. Dafür bekommt man außerhalb schon zwei gebrauchte Fiats…

In die Aula der Universität haben wir uns dann aber wirklich verliebt: sie wird von Gedenktafeln an tausende großer Persönlichkeiten geziert, die Ihren Abschluß an dieser alt-ehrwürdigen Uni gemacht haben. So langsam dämmert es mir, daß mir wohl in meiner Studentenzeit einiges entgangen ist, weil ich sie ja komplett außerhalb der Uni zum Geldverdienen verbracht habe… Aber daran kann jetzt auch nichts mehr geändert werden.

Prächtige Aula der Universität
Gegen Spätnachmittag verabschieden wir uns aus der netten Stadt,

Abschied von Padua
nehmen den ÖPNV Bus zurück (mit den erwähnten Preisunterschieden zur Hinreise) und genießen den Spätnachmittag am Pool im Hotel. Nach den Erfahrungen des gestrigen Abends haben wir uns entschlossen, das Dinner im Hotelrestaurant einzunehmen; vor allem aufgrund der guten Erfahrungen des Frühstücks. Und so ganz daneben können die ja wohl auch nicht liegen, weil es ja ein Buffet gibt…

Denkste. Da wird geschubst, gedrängt, vorgewühlt, als ob’s das letzte Essen des Lebens wäre. Und das beileibe nicht durch die Italiener, sondern Deutsche, Schweizer, Russen haben sich zu einem Kampf ums Buffet entschlossen und stehen den auch durch. Wir entschließen uns, den Scharmützeln aus dem Weg zu gehen und nur noch nach der Erstürmung des jeweiligen Gangs unsere Rationen abzuholen. Dafür bleiben uns auch blaue Flecken und anderes erspart. Nicht aber das Essen selbst… Für den Hauptgang Fisch habe ich nur ein ‚nicht zu überbieten‘ übrig: Es ist mir völlig unverständlich, wie man einen Fisch so zubereiten kann, daß er nach gar nichts mehr schmeckt (die vielen Wasser zur Auswahl sind alle deutlich geschacksintensiver), nicht mehr nach Fisch aussieht und keinerlei Konsistenz mehr aufweist. Geschmacksfreies Fischpuree ist noch der Ausdruck, der diesem Gang am nächsten kommt. Immerhin sind wir satt – und es waren weder ausschließlich Salat noch irgendein Anzeichen von Quattro Formaggi zu sehen.

Für den nächsten Tag haben wir uns eine kleine Wanderung in den Hügeln vorgenommen. In der Tourist Info sind wir total überrascht über die Vielzahl der Vorschläge, der ausgewiesenen und beschilderten Wanderrouten. Es liegt eine Broschüre auf, in der die Wanderungen beschrieben sind und jede einzelne ist nochmals auf einem kleinen Mitnahmefaltblatt exakt beschrieben. Einen derartigen Service hatten wir weder erwartet, noch irgendwo sonst angetroffen. Wir entscheiden uns für eine kleine Wanderung über 2 Stunden rund um einen der Hügel – den Monte Grande. Da ist der Name ein bißchen zu weit hergeholt… aber immerhin ist das Terrain meinem Knie und der aktuellen Konstitution angepaßt. Die hügelige Gegend ist in ihrem frühjährlichen Kleid wunderschön, nur ist der Weg selbst so bewaldet, daß davon kaum etwas zu sehen ist. Nach kurzer Zeit finden wir direkt am Weg einige Skulpturen, deren Sinn sich uns nicht erschließt. Fast wären wir vorbeigegangen - sie sind nicht auf den ersten Blick zu sehen, und es sind auch nur einige wenige, die den Weg säumen....

Skulptur am Wegrand des Monte Grande
Dennoch ist der Spaziergang in der schönen Natur und bei wunderbarem Wetter ein schöner Abschluß unseres Italien-Aufenthalts.

Am Ende, in der Hütte am Passo Fiorino, machen wir noch Bekanntschaft mit zwei netten Katzen – einer kleinen langhaarigen, die wir auf grade mal ein halbes Jahr schätzen, und einem Koloß, der wohl Vater oder Mutter der Kleinen ist. Na – wir werden informiert, daß die Kleine die ‚Mama‘ des Großen (figlio) ist. Kaum zu glauben, aber so ist es mal.

Il figlio
Abends finden wir schließlich doch noch ein Lokal, zwar wieder eine Pizzeria, die aber über eine 200 seitige (annähernd) Speisekarte verfügt. Wir sind schon fast am Verhungern, bevor wir noch durchgeblättert haben. Das Mahl ist aber ganz ansprechend und (laut Eleanor) auch die Musik. Mit Zucchero werden wir verabschiedet...

... in eine stürmische, gewittrige Nacht. Sogar der Himmel grollt uns, weil wir abreisen werden.

Am nächsten Morgen reisen wir dann ganz gemütlich zurück. Und je weiter es geht, desto weniger italienisch ist das Wetter. Der Brenner empängt uns mit 4° und schließlich ist das Highlight am Achensee erreicht: 1,5° und Schneeschauer. Ich hatte die Hoffnung nicht aufgegeben und bin in Shorts unterwegs. Aber nach dem sonnigen (in jeder Hinsicht) Urlaub spielt das nun keine Rolle mehr.