Donnerstag, 27. Mai 2010

Verkehrshindernis



Bilder von heute

Der Verkehr ist hier schon ziemlich dicht; und unten an der Straße zum Golf von Oman müssen wohl alle Pseudomotorsportler ihren Motor aufheulen lassen. Das beginnt um 05:30 und endet nach 00:30. Dennoch – das Bett ist bequem – und zum Verkehrshindernis kommen wir noch…

Die Wäsche war morgens – wie immer – schön trocken. So kann man mit einem Satz Kleidung auch eine Reise machen und täglich frisch gewaschen erscheinen. Aber auch davon später.

Große Überraschung: das Frühstücksbuffet! Ein Riesenlokal, ein Riesenbuffet und ich allein drin. An die Cornflakes mit warmer Milch habe ich mich ja schon gewöhnt, an Eier, die nach dem Hartkochen noch in heißem Wasser weiter gemichaelt werden – noch nicht und an die anderen guten Dinge auch noch nicht. Es gibt sogar eine Auswahl an Brot, frische Zutaten zum Omelett, Früchte, etc. Ein richtig guter Start in den Tag.

Schon längere Zeit dachte ich, daß ich genausogut mit einem Taxi in die Old Town Muscat fahren könnte, dann einige Zeit darin rumwandern würde und schließlich entspannt zur Siesta ins Hotel zurückkehren könnte. Die Nachfrage an der Rezeption gibt mir aber zu verstehen, daß es dort genügend Parkplätze gäbe … und die Hitze spielt auch noch mit, daß ich lieber mein eigenes Auto nehme.

Laut Rezeption und Adam ist das alles ganz einfach: Einfach die große Straße am BMW weiterfahren und irgendwann kommt man an. Ja – so war’s dann auch – aber mit kleineren Problemen. Erst mal fahre ich seit gestern aus Erfahrung immer auf der mittleren Spur, denn rechts ist man schwuppdiwupp am Abbiegen und muß sich wieder auf den Highway zurückkämpfen. Da ich aber jeden Wegweiser studieren muß, fahre ich natürlich etwas langsamer als die erlaubten 100 km/h, oder manchmal auch deutlich langsamer, denn lesen kann ich ja, aber ich weiß ja gar nicht, welchem Ziel ich nachfahren soll. Old Town gibt’s nicht und deshalb fahre ich einfach weiter – nach Muscat. Eigentlich dachte ich ja, daß ich schon da sei … aber so sind sie halt, die Omanis.

Nach der BMW Welt kommt linkerhand das Toyota- und Lexus-Universum. Mit angeschlossener Kia World. Ein Komplex, den man als Satellit umrunden kann – dabei aber sicher den avisierten Wartungstermin verpaßt. Kein Wunder, daß die Jungs da so protzen, war doch schließlich jeder zweite, der mich im Gebirge überholt hat, ein LS400.

Danach ein weiterer Lulu (siehe Sohar). Ebenfalls gigantisch. Wahrscheinlich fährt man da mit dem Auto rein – der vielleicht erste Drive-Rein Hypermarket. Zu Fuß kann man den ja gar nicht machen; da wären die Lebensmittel ja verdorben, bevor man an die Kasse kommt (Anmerkung: ist a bisserl übertrieben, denn es gibt wirklich einen Parkplatz).

Und immer noch geht’s weiter Richtung Muscat. Der Highway kurvt so vor sich hin, sodaß ich schon mal denke, wieder zurückzufahren. Was partiell auch stimmt. Aber dann: ein gigantisches Tor – mit Seitenöffnungen für den Einlaß von anderen mehrspurigen Straßen. Und schließlich verengt sich die Straße, langsam wird’s enger und irgendwie hoffe ich, bald da zu sein. Diverse Kreisverkehre später (die mögen sie hier auch sehr gerne – vor allem die mit mehreren Spuren, die man dann noch schnell vor dem nächsten Auto überqueren kann) stehe ich am Golf. Eigentlich nicht Golf, sondern Hafen. Rechts ist ein kleines Fort auf einem Felsen zu sehen – vielleicht bin ich ja da. Aber von Palast und all dem anderen ist nichts zu sehen. Schließlich lande ich fast auf einem Frachtboliden und bin überzeugt, definitiv falsch zu sein. Also zurück. An der Auffahrt zum Tor liegt eine Shell-Tankstelle – vielleicht haben die einen Stadtplan oder wenigstens eine Idee, wie ich fahren soll.

Ersteres haben sie nicht (auch wenn’s eine Zeit dauert, bis ich mich verständlich gemacht habe) und zweiteres – naja. Nach dem Studium des Altstadtplans im Führer werden wir uns einig: Ja, das ist hier irgendwo und so ganz falsch war ich nicht. Am Kreisverkehr rechts, dann links oder eher doch geradeaus – die beiden Nestlé Regaleinräumer haben vielleicht die gleiche Meinung, aber unterschiedliche Gesten. Also wird flugs ein Plan gezeichnet. Die nette Dame an der Kasse liefert einen Abriß aus dem Belegdrucker und darauf wird jetzt sorgfältig gezeichnet. Daran kann ich mich jetzt halten. Problem ist nur: ich kann nur rechts abbiegen, müßte aber links rum… Irgendwie wird’s schon klappen. Mein Lancer klappert die Steigung hoch – als Hindernis aus Motor- und meinen Orientierungsproblemen. Ja, da biegt eine Straße rechts ab – let’s U-Turn! Haben wir doch schon mehrfach so gemacht – mein Lancer und ich – und es hat noch immer geklappt.

Bis auf diesmal. Kein U-Turn, da auf einem weiteren Highway gelandet. Und keine Ausfahrt. Und jetzt geht’s sogar noch einen Berg hoch! Danach ein Parkplatz mit – überraschend – sowohl Sicht auf den Golf (anscheinend gibt’s hier nur Buchten – ist übrigens auch so) als auch auf eine Shell-Raffinerie. Ich studiere aus der Höhe die Straßenführung: rechts raus, an der Raffinerie vorbei, unten durch und dann zurück.

Funktioniert bestens – auch wenn die Ausfahrt anscheinend nur für Shell und ein Krankenhaus ist, die ‚Area restricted‘ ist und Fotografierverbot herrscht – ich komme auf die andere Seite. Wo es aber nicht wieder auf den Highway geht. Auch später nicht. Also wieder retour und die nächste Ausfahrt gesucht. Wo –endlich – ein schnuckeliger Kreisverkehr mich wieder auf die Gegenfahrbahn bringt. Ich fühle mich wie das fahrende GPS.

Zurück durchs Tor, an der Shell vorbei und am Kreisverkehr rechts. Scheint der falsche zu sein – ich bleibe irgendwo stecken. Also auf zum nächsten. Da war ich schon mal – aber jetzt ist das Fort vor mir. Schade – die Parkplatzsuche ist umsonst – es gibt keinen. Also kurve ich mal weiter und sehe vor mir – einen Wegweiser nach Muscat. Bin ich vielleicht noch gar nicht da?

Ja – so ist es … und 3 km weiter bin ich mir dann sicher: Da muß es sein! Es gibt auch Parkplätze allenthalben (nur nicht im Schatten), ein Fort und noch eines – wie halt beschrieben. Es hat ein bißchen länger gedauert und ich habe viele Spuren gewechselt – dummerweise meist ziemlich abrupt aber dennoch mit geringer Geschwindigkeit. Immerhin weist mich ja mein Nummernschild als Ausländer auf…

Auf dem Weg hierher hatte ich eine Temperaturanzeige passiert: 44° (im Schatten – aber, siehe gestern, wo ist der geblieben). Als ich aussteige fühle ich, daß dazu noch gespürte 90% Luftfeuchtigkeit kommen. Die Kamera wird feucht und ich schweißnaß. Ohne mich zu bewegen. Ich bin froh, mit dem Auto gekommen zu sein, es strategisch geparkt zu haben, sodaß ich mal schnell zurück und eine Prise AC’te Luft schnappen kann. Hoffe ich mal.

Am Fort Mirami wird restauriert – wie bemitleide ich die Bauarbeiter, die in dieser Hitze hinlangen müssen. Das ist wirklich nicht mehr lustig.

Was auffällt: wenn das Old Town ist, dann ist die ganz New! Alles picobello herausgeputzt – ich bin sprachlos. Eigentlich hatte ich alte Gebäude erwartet, enge Gassen, orientalisches Leben. Jetzt bin ich hier im Regierungsviertel, beim neuen Sultanspalast und alles Historische sind die beiden Forts! Da war ich total daneben gelegen. Wenn ein Gebäude mal kein Palast ist, dann entweder eine Bank oder eine Villa. Und alles auf engstem Raum, aber dennoch luftig (ich weiß, der Begriff ist hier fehl am Platz) gebaut. Ich bin von diesem Regierungssitz einfach angetan. Welch Unterschied zu anderen Ländern!

Natürlich versuche ich, so viel wie möglich auf die Chips zu bannen – aber es ist wirklich überirdisch heiß. Langsam schlendere ich die Straßen entlang um dann – bei ‚Royal Court Affairs and Royal Yachts‘ in ein Fotografierverbot zu laufen: 300 m umsonst bewegt, einen halben Liter Schweiß unnütz verbraucht. In einem Tunnel herrschen dann die angesagten 44+° (wahrscheinlich sind’s mittlerweile etwas mehr geworden) – was einfach himmlisch ist: das ist kühl! Am Straßenrand entdecke ich 14 Kanonen, die ein indischer Adeliger dem Sultan von Oman geschenkt hat; der empfand sie jedoch als unnütz und ließ sie - Öffnung nach unten - neben der Straße als Pfeiler in den Boden rammen. Dies hatte ich im Führer gelesen, und mich trotz kochendem Hirn noch daran erinnert. Obwohl ich stets denke, am Ende zu sein, erkunde ich die Old Town noch für eine weitere Stunde – aber danach bin ich platt. Leergeschwitzt.

Gottseidank – resp. Allah sei Dank – gab’s an einer Moschee einen Wasserspeier mit gekühltem Wasser. Eigentlich zum trinken, für mich aber in erster Linie mal um den Kopf abzukühlen. Und dann fährt noch ein Lieferwagen vor und liefert – Klimaanlagen! What a joke! Die könnten ja eine für mich hier draußen installieren!

Den weiteren Weg mache ich nur noch im Auto. Ich fahre durch Muscat durch – jetzt ist mir auch der Name klar: Die Stadt ist so klein in der Capital Area wie eine einzelne Muscat-Nuss am Baum – und weiter durch Villenvororte. Hier wohnt wohl die Haute Volée von Oman. In den Häfen gibt’s wunderbare Boote – aber ich habe nur noch einen kurzen Blick dafür.

Jetzt ist es Mitte Nachmittag und ich düse zurück. Ein kleines, verspätetes Mittagessen lasse ich mir noch in der Nähe des Hotels schmecken und dann geht’s unter die Dusche. Und zur Wäsche. Die jetzt – abends – bereits wieder trocken ist.

Abends: Ich ziehe noch ein bißchen los, eine Kleinigkeit zum Essen wäre nicht schlecht. Nebenan ist eine Shopping Mall mit einigen Restaurants – von Adam empfohlen (von dem ich übrigens nichts mehr gehört habe … very strange). Ja mei, da staunst net schlecht! Was da am Vorabend des Wochenendes rumläuft – da legst di nieder (sorry, daß ich ins Bayerische ausweiche – muß einfach sein). Das ist ja der reinste Laufsteg: viele der Damen und ‚jungen Damen‘ sind zwar in körperverhüllendes Schwarz gekleidet, was aber übrigbleibt ist oftmals sehr gestyled. Welch krasser Gegensatz zwischen dem dezenten, aber oft üppig verziertem Kleid und dem überaus geschminkten Gesicht. Und den Füßen – oft sind die Knöchel, sofern man sie sehen kann, mit Goldketten geschmückt. Jetzt ist auch offensichtlich, wann der viele Schmuck getragen wird.

Nach dem kleinen Imbiß zum Abendessen gönne ich mir noch einen Costa Espresso – diesmal auf der Terrasse. Ich bin ja jetzt hitzeerfahren und auch der Dampf auf meiner Brille kann den Genuß nicht schmälern.

So endet der Tag in Muscat. Insgesamt bin ich von Muscat und der Capital Area sehr angetan – eine schöne, moderne Stadt mit eigener Architektur. Modern aber mit eigenem, typischem Flair.

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