Montag, 24. Mai 2010

Ins Gebirge



Blog schreiben ist ja schön, aber dazu muß man auch was tun … und erleben. Deshalb ging’s heute nach einer etwas kühlen Nacht – die Aircon ließ sich einfach nicht ermuntern, etwas wärmere als gefrorene Luft zu verteilen – ziemlich bald los. Davor genoß ich noch das exorbitante Frühstück im angeschlossenen Coffee Shop (warum das Restaurant so heißt, weiß ich nicht): Ein Kellner offeriert mir das Menu – Bread and Omelette? Yes? Klar doch. Wenn’s schon so viel Auswahl gibt. Und dann kommt: Toast und Omlett – wie bestellt. Daß die Gabel fehlt macht mir wenig, und dem Kellner fällts gegen Ende des Essens auf: Hastig wird eine noch mit der Hand ein bißchen abgerieben und mir dann freundlich überreicht. Naja – 5 Sterne Service hatte ich nicht erwartet und immerhin war er sehr, sehr nett. Halt ein bißchen unerfahren.

Das hoteleigene WLAN nutze ich noch kurz zum Downloaden der emails – man weiß ja nie, wann wieder eines daherkommt… Dann geht’s endlich los. Beim Laden der Kühltasche stelle ich fest, daß der Feuerlöscher einfach rausgerissen worden sein muß – die Halterung ist offen und würde jedem Beifahrer die Beine zumindest verkratzen. Und so sicher bin ich mir auch nicht, ob die Steckdose funktioniert: immerhin isoliert die Tasche ja gut.

So vorbereitet geht’s zum Zentrum von Sohar – dem Kreisverkehr mit der Weltkugel. Den hatte ich gestern auch schon umrundet und dabei ein Schild ‚Hypermarket‘ gesehen. Da will ich hin. Und der Lulu (nein, kein Witz, der Supermarkt heißt wirklich so) hat’s in sich: Einfach riesig, alles frisch, wunderbar hergerichtet und … nahezu alles, was man sich wünschen kann. Für mich gibt’s wieder einige Sandwiches, einen unglaublich guten Saft, ein paar Dosen Cola (hallo Erwin, da ist es wieder, mein Reisegetränk) und Werters Echte. Ja wirklich, die gibt’s da auch. Und zwar – wie alles andere auch – entweder ganz klein, klein oder gleich ganz groß. Dazwischen ist nichts. Also – das muß man erlebt haben: 1kg Werters Echte. Das reicht entweder für zig Kinder oder mehrere Reisen…

Mein Tagesziel ist – wahrscheinlich – Ibri, im Gebirge. Es geht aus Sofar hinaus in die Ebene vor den Bergen. Leider ist es auch morgens schon so irre heiß, daß die Sicht wieder stark beeinträchtigt ist. Es ist interessant, eine Landschaft ohne sichtbaren Horizont entlangzufahren. Die Straße selbst ist wieder in exzellentem Zustand – wie die gestrige, und wie diese führt ein Band von Straßenlaternen zig Kilometer aus der Stadt heraus. Wer das braucht… Die öde Steinwüste hat auch etwas Beruhigendes und nur Ziegen stören diese Einsamkeit von Zeit zu Zeit.

Erst nach längerer Zeit mache ich im Dunst die Konturen von Hügeln oder Bergen aus – sie erscheinen wie aus einem Nebel und verschwinden darin auch wieder. Nur die nächsten scheinen Farben zu besitzen. Stetig wird das Gebirge aber auch massiver – aus den zunächst noch einzelnen, bizarr geformten Hügel werden im Lauf der Zeit ganze Bergketten. Die Straße windet sich einen kleinen Paß hinauf, folgt dem Lauf eines Wadis und irgendwann ist dann Yanqul erreicht. Der Ort wird von einem kleinen Matterhorn dominiert. Andere Berge in der Gegend sind aber auch sehr interessant geformt. Erst danach folgt der erste Tafelberg – ein einzelner, inmitten anderer Strukturen.

Am frühen Nachmittag erreich ich Ibri – wieder etwas überraschend, denn es gibt halt keine Ortsschilder… Der Ort ist auf den ersten Blick enttäuschend, und auf den zweiten Blick gibt’s auch keine vernünftige Übernachtungsmöglichkeit und auf den dritten – ich fahre einfach mal weiter. Nizwa heißt das neue Ziel.

Nach Ibri wird die Landschaft erst mal wieder ruhiger, weniger spektakulär, obwohl ich ja mitten im Omanischen Hochland bin. Erst bei der Abzweigung nach Amla kommen die Riesen in Sicht – mit den erwähnten Sichtproblemen. Leider, denn die Gegend muß schon sehr beeindruckend sein.

Kurz vor Nizwa passiere ich den Ort Bahla, der schon von weitem durch das größte Omanische Fort beeindruckt. Da muß ich natürlich eine kleine Fotosession einlegen – aber leider wird dieses Weltkulturerbe gerade renoviert (endlich, nach Betonrenovierung jetzt im originalen Stil) und ist deshalb nur von außen zu besichtigen.

In Nizwa versuche ich, erst mal eine Unterkunft zu bekommen. So einfach ist das nämlich nicht, wenn es keine Straßennamen oder Postadressen (außer P.O. Box) gibt. Zwei relativ preiswerte Hotels haben es mir im Reiseführer angetan, und schließlich finde ich eines davon. Es liegt zwar direkt an der Hauptstraße, aber das Zimmer ist wieder geräumig (hat aber keine Küche, keinen Flur, etc. – wie gestern), dafür ist die Ausstattung deutlich gehobener, das Bettzeug überzogen und die Klimaanlage steuerbar. Und es ist sogar billiger als das gestrige. Und – es hat einen Pool! Das ist was für abends…

… nach einem Rundgang durch die Stadt. Der Suq ist – neben der Moschee und dem Fort – das Zentrum und auch am späten Nachmittag noch recht belebt. Hier sehe ich zum ersten Mal das omanische Äquivalent der jemenitischen Djambija – weniger gebogen, aber die guten Stücke ähnlich opulent verziert. Was mich dann aber wirklich überrascht, ist der Fisch(!)-Suq: Kein Wasser weit und breit, und die größten Fische werden verkauft. Klar, der Ozean ist nur 150km entfernt, aber dennoch: Fische in der Wüste ... das muß man erst mal sehen!

Nach einigen Bahnen im Pool hat sich mein Körper langsam wieder entheizt und ist jetzt auf normaler Betriebstemperatur. Gut genug für den Blogeintrag.

Ach ja – auch hier im Hotel gibt’s free WiFi. Da sollten sich manche deutschen Hotels mal ein Beispiel nehmen!

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