Montag, 15. Dezember 2008

081215 - cu chi und saigon


Vor Cu Chi haben die Städter und das Hotel aber noch die Nacht gelegt. Und die hatte es in sich. Laut, laut, laut. Ich kam mir vor wie die Frau, die wir abends auf dem Gehsteig schlafend gesehen haben - inmitten ihrer armseligen Habe - nur mit dem Unterschied, daß die geschlafen hat. Aber auch eine Großstadt kommt kurzfristig zur Fast-Ruhe und auch die Hotelgäste - und so kamen wir doch noch zu einem leichten, immer wieder unterbrochenen Schlaf. Gottseidank - das Zimmer war ja nur für eine Nacht unser Domizil.

Wenn ich mir aber unser neues so anschaue - außer der Tür Richtung Hotel hat sich nicht viel getan. Was die Lärmdämmung betrifft. Grade fährt mal wieder ein Moto durch unser Zimmer …

Jedenfalls - das war die Nacht. Die schlecht begann und schlecht endete. Unser Frühstück bei 'godmother' war dagegen richtig gut und wohlgelaunt ging's Richtung Sinh Café, zu unserer Tour. Die sind wirklich gut durchorganisiert - fehlende Passagiere werden per Lautsprecher ausgerufen und alles ist pünktlich. Auch unser Bus, wo wir die voraus reservierten Plätze einnehmen können. Und was für ein Bus! Peinlich sauber, kein verschlissener Sitz, sogar Sicherheitsgurte gibt es! Das kennen wir ja schon seit Monaten nicht mehr - sind ganz von den Socken!

Zunächst gondelt und der Busseur erst mal durch die Innenstadt von HCMC, wühlt sich durch den Morgenverkehr, durch Straßen, die eigentlich Einbahnstraßen sein müßten, aber gleichzeitig von Fußgängern, Motos, Autos, Bussen und anderen mehrrädrigen Vehikeln benutzt werden. Und irgendwie funktioniert doch immer wieder alles, auch wenn's langsam geht.

Nach 1 1/2 Stunden gibt es dann den obligatorischen Halt. Diesmal bei einer Fabrik, wo Kunstgegenstände hergestellt werden - alles in Handarbeit und vor allem von Menschen, die unmittelbar an den Kriegsfolgen leiden. Es sind meist nicht die richtigen Kriegswunden - dazu sind die Beschäftigten nahezu ausschließlich zu jung - sondern die Folgeschäden von der chemischen Kriegsführung: oft sehen wir mißgebildete Gliedmaßen. Andere Schädigungen sind wohl schwerer zu sehen… Die Arbeit ist außerordentlich diffizil, zumindest für unsere europäischen Augen. Da sitzen Männer und Frauen und fügen Qudratmillimeter große Plättchen von Schildpatt in Mosaiks auf Tellern, Schüsseln oder Bildern ein; es wird gemalt, poliert, gestrichen. Und dann können die Meisterwerke natürlich gekauft werden - sie sind nicht billig, aber - vor allem wenn man die handwerkliche Arbeit sieht - äußerst preisgünstig. Trotzdem: Wir haben keinen Platz in den Rucksäcken und so gibt es kein Souvenir von hier.

Danach fahren wir nochmals 45 Minuten nach Cu Chi, den Zentrum, von dem aus die Höhlen gebaut wurden. Zunächst waren sie wohl als Unterschlupf gedacht, aber dann nahmen sie immer größere Ausmaße ein, bis zum letzten Ausbau, wo sie 200km umfaßten. Dabei wurden sie komplett per Hand gegraben - immer 10 - 15 m weit, bis wieder ein Loch an die Oberfläche zu erreichen war. Danach wurde das zugeschüttet und der nächste Bauabschnitt in Angriff genommen.

Viel wurde zur Tarnung unternommen - die Einstiege waren so gut wie nicht sichtbar auf dem Waldboden, Lüftungsschlitze wurden in Bäumen oder Erdhäufen so angelegt, daß auch Hunde sie nicht erschnüffeln konnten und der Rauch der Küchen wurde über 100 oder 200 m geleitet, wobei Rauchkammern als Zwischenspeicher dienten, damit beim 'Kamin' nur noch ein fast nicht sichtbarer Rauchfaden aufstieg.

Welchen strategischen Wert die Höhlen spielten, kann ich nicht beurteilen und das wird auch aus dem Propagandafilm und der Führung nicht deutlich. Einzig wird die heroische Tat hervorgehoben, die ich auch nicht in Abrede stelle.

Aber - die Art der Präsentation ist dem in keiner Art und Weise würdig. Da stehen nett lächelnde Puppen von Vietkong Kämpfern und Kämperfinnen, die anmutig für ein Erinnerungsfoto herhalten können. Auf einen per Mine gesprengten US-Panzer kann man nett klettern und sich darauf fotografieren lassen. Zu allem Überfluß gibt's noch einen Schießstand, auf dem man für 25 $ 10 Schuß auf einem Maschinengewehr irgendwohin ballern kann. Und wenn einem danach nicht die Ohren klingeln, kann man weiter den Ausführungen des Guides folgen.

Als wir dann zu der Stelle kamen, an der wir alle auch in eine Höhle kriechen durften, war ich schon so 'angfressn', daß ich das auch nicht mehr machen wollte. Warum müssen denn diese Trottel aus dem Kampf ein Volksfest (Erwins Terminologie) oder ein Disneyland (meine) machen?

Da kam mir dann das 'remarks book' gerade recht. Der Typ vor mir hat reingeschrieben: 'Awesome' was ich mit 'aweful' kommentiert habe. Nein - das war keinen müden Dong wert! Die Kämpfer würden sich noch im Grab umdrehen.

Kurz nach 14:00 waren wir dann wieder zurück im Hotel und konnten unser neues Zimmer mit der wunderbaren Nummer 001 beziehen (s.o.). Danach schauten wir uns erst mal ein bißchen in der Stadt um, landeten an der Uferpromenade und bekamen langsam einen Eindruck der Stadt - die nicht nur aus Verkehr besteht. Aber zum großen Teil jedenfalls.

Morgen wollen wir eine gemütliche Fußerkundung der Stadt vornehmen. Es ist unser letzter ganzer Tag in Vietnam - so schnell ist es gegangen: vor nicht allzu langer Zeit haben wir die gemeinsame Reise in Bangkok begonnen und übermorgen geht es da auch wieder hin.

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