Freitag, 12. Dezember 2008

081211 - und wieder ein grenzübergang...und wieder mal weiter

… aber wohin? Wir hatten mal nach Kampot an der Südküste Kambodschas gebucht, waren aber nicht sicher, ob wir nicht doch nach Kep fahren sollten - ca. 20 km entfernt. Kommt Zeit, kommt Haltestelle.

Erst mal sollte unser Bus schon um 07:30 vom Busbahnhof in Phnom Penh starten. D.h. frühes Aufstehen, Duschen, Packen, Frühstücken - ja, das bietet unsere Bleibe schon ab 05:30 - und dann wieder mal auf den Pickup von Sorya warten. Eigenlich wollten wir die Gesellschaft wenn möglich meiden, aber nach Süden gibt's halt nur eine. Da der Abholer wieder mal auf sich warten ließ, kutschierte uns kurzerhand das Guesthouse-Vehikel zum Terminal. War zwar kein großer Umweg, da er sowieso einen Gast zum Flughafen gebracht werden mußte, aber das entschädigt für die muffelige Art der Besitzerin. Sie hat ihren Mann einfach nicht verdient.

Kambodscha ist anders als Laos - klar doch - aber auch in Bezug auf Terminals. Während die Laoten am liebsten ein einziges Terminal für das Land ganz zentral machen würden (die Anfahrtswege in die Städte sind manchmal zigmal unbegreiflich lang - ist zwar keine genaue Maßzahl, gibt aber mein subjektives Empfinden wider) - liegt PPs Terminal - naja, zentral. Was auch seine Tücken hat. Denn da muß sich jeder Bus erst mal durch die halbe Stadt kämpfen, um endlich auf der freien (?) Strecke zu sein.

Unser heutiges Gefährt war schon durch viele Gefechte gegangen. Das war eindeutig und vielfach zu sehen. Gefechte mit Hindernissen - horizontal und mehr noch vertikal - platt waren die Federn wieder mal, die Sitze gab's aus schwitzintensivem Kunstleder aber - das muß gesagt werden - er fuhr.

Wohin jetzt? Irgendwie hatten wir uns mißverstanden und Kampot war eigentlich nur als die größere Stadt gewählt worden, weil dort die Wahrscheinlichkeit für's Weiterkommen eventuell besser sein könnte. Kep hat den Vorteil, etwas näher an der Grenze zu Vietnam zu liegen, und einige nette vorgelagerte Inseln zu haben, die auch eine Überlegung wert wären. Außerdem könnte man - siehe Führer - auch Tuktuks zur Grenze mieten. Also - Umdenken. Es geht nach Kep. Liegt auf dem Weg - was man zwar anhand der Straßenkarte nicht erahnen kann, aber dennoch so ist. Der Grund liegt wahrscheinlich in der Beschaffenheit der Straßenoberfläche - auch wenn es eine Staatsstraße ist, so holpert der Bus doch schlaglöchig und federnlos darüber. Was die Geschwindigkeit ziemlich reduziert. Und mich trotzdem zum Schlafen bringt.
Beim üblichen Halt genehmigen wir uns eine Mango und ein Päckchen Kekse - die ich überall gesucht habe, aber nicht finden konnte. Auf dem Weg nach Siem Reap hat diese mir mein Mitfahrer auf dem Frontsitz angeboten. Heute schmecken sie - naja - gut, aber nicht sooo gut, daß ich überall danach suchen hätte müssen.

Von hier ab - resp. Erwin meint, daß das schon früher der Fall gewesen sei - ist Kambodscha nicht mehr nur flach. Zwar sind die Reisfelder nach wie vor scheinbar unendlich, nur unterbrochen durch hübsch anzuschauende Palmengruppierungen, aber jetzt gibt es auch ein kleines Gebirte. Wieder mal eine Karstlandschaft, die völlig unvermittelt aus der Ebene auftaucht. Dann wieder verschwindet und 10 km weiter wieder hervorkommt. Diese Landschaft ist wirklich reizvoll, und es ist eigentlich schade, daß wir da nicht bleiben können.

Nach etwa 4 1/2 Stunden Fahrt biegt der Bus von der Hauptstraße ab - es geht Richtung Kep. Und auf eine Staubstraße, die Fahrer, Bus und Mitfahrern alles abverlangt. Oben scheppert eine Metallstange mit ziemlichem Gewicht auf der Ablage - ist kein Problem, sie kommt ja bis zum Fahrtende nicht herunter… Das alte Gefährt scheint jeden Meter mehr zu krachen und ächzen. Aber ein Ende der Fahrt ist in Sicht: Das ehemals vornehme Seebad Kep.

Vornehm - ja, das ist nur noch zu erahnen - der Glanz ist dahin. Einige wenige neue prachtvolle Hotels liegen an pittoresken Stellen, und sollen das Flair der 60er Jahre wieder auferwecken, das durch die Khmer Rouge vollständig zerstört wurde. Aber ohne Infrastruktur, mit relativ wenig Touristen ist das eine ziemliche Sisyphus-Arbeit.

Einzige Infrastruktur - eine Horde Tuktuk- und Moto-Fahrer nimmt uns schon beim Aussteigen in Empfang. Na - nur Ruhe. Erst mal gibt es etwas zu essen, dann reden wir weiter. Nach Vietnam - 20 $ - no way, da kennen wir einen anderen Preis. 15? Laß uns bitte erst mal essen. Vielleicht für 12 - aber erst nach dem Essen.

Essen - im Restaurant am Strand. Da fällt uns eine weitere Besonderheit von Kep ein: Die Krabben. Dafür war und ist Kep immer noch berühmt. Also - nix mit Nudelsuppe (die gibt's noch einige Tage) aber stattderer Krabben in grüner Pfeffersauce. Gut, daß wir noch einige zigtausend Riels übrig haben (klingt größenwahnsinnig, sind aber nur 15$.

Bis das Essen serviert wird mache ich noch einige Alibifotos vom Strand, einigen tubenden Badegästen und der Kanincheninsel - die wir doch nicht besuchen werden: keine Infrastruktur. Nur Tagesausflüge mit Schnorcheln, Volleyball (woww - Klasse Idee) und Snack für 10$ pro Person werden angeboten.

Die Krabben erweisen sich als vorzüglich. Richtig lecker - weit besser als jeder Hummer, den ich jemals gegessen habe! Aber widerspenstig - von der Evolution auf schwer zerlegbar getrimmt. Hilft nichts - sie werden verzehrt.

Danach erfährt Erwin, daß wir per Moto die gesamte Strecke nach Ha Tien (südwestlichste Stadt in Vietnam) für 8$ pro Person düsen könnten. Gepäck: Kein Problem - die großen Rucksäcke werden jeweils vor den Fahrer platziert, die kleinen bleiben auf unseren Rücken. Das gefällt mir nun überhaupt nicht, auf diesen Straßen mit meinem ganzen Foto- und Computerzeugs auf dem Rücken rumdüsen zu müssen. Keine Ahnung, was das für Fahrer sind. Ich kühle mein Gemüt kurz mit Händewaschen im Golf von Thailand und dann geht's los - klar, auf den Motos.

Mein Motoeur heißt Duc und düst gleich mal voraus. Leider hat das Moto auf der linken Seite keine Fußstütze für mich - das ist schon ziemlich ungemütlich. Trotzdem wird's eine ganz gute Fahrt, wobei wir beide viel Spaß miteinander haben (er bringt mir irgendwelche vietnamesischen Worte bei - ich versuche es auf bairisch, bis hin zu wrzlbrmft - für die Nicht-Bayern: nicht verzweifeln, das ist ein bairisches Kunstwort…). Was mich aber eher schüttelt, sind die Abkürzungen, die er einschlägt. Da gibt's halt Feldwege, die irgendwie die Strecke abkürzen. Längenmäßig, nicht schlaglochtechnisch oder gar zeitlich. Jedenfalls strenge ich mich an, meine Wirbelsäule locker zu halten, damit die einzelnen Wirbel genügend Spielraum zur Eigenbewegung haben. Das habe ich mir auf den vielen federnlosen Buskilometern so angewöhnt. Mein linkes Bein schläft zwar immer wieder mal ein - aber Dehnen und Strecken während der Fahrt geht auch.

So vergeht die Zeit bis zum Grenzübergang. Ausreise unproblematisch. Andrang: Null. Nur wir und Einheimische, die nicht abgefertigt werden. Akribisch sorgfältig werden die Stempel angebracht - sogar Stempel im Stempel ist möglich. Da wäre eine Stempelgebühr eher angebracht gewesen, als bei der Einreise…

Etwas später - bei der Ausreisekontrolle - wird Erwin gebeten, allen Freunden mitzuteilen, daß jetzt auch auf der kambodschanischen Seite Express-Visa (?) ausgestellt werden könnten. Er hat's mir gesagt und jetzt ist es auch publiziert: Also an alle: hin nach Süd-West-Vietnam und nach Kambodscha einreisen. Damit die Grenzer was zu tun haben.

Bis zur vietnamesischen Grenze werden wir wieder gefahren. Der Grenzposten - auf kambodschanischer Seite nur ein kleines Häuschen - ist riesig, als ob's eine andere Grenze wäre. Wir werden freundlich kontrolliert (ja, multiple Einreise ist möglich und die Gesichter stimmen einigermaßen mit den Konterfeis im Paß überein), dann geht's ins Innere. Nächste Theke, bitte. Wir füllen ein 'Gesundheitsformular' aus - und da schwant mir war: Das ist der hiesige Trick mit den Ein-Dollar Noten! Ich hatte es gelesen - das gibt's auch an anderen Grenzübergängen - und genauso kommts. 'Haben Sie ein internationales Gesundheitszertifikat?' Ja, ein deutsches. Nein, es gelten nur vietnamesische oder kambodschanische Nachweise. Ziemlich fraglich, wenn ich so den Standard des Gesundheitswesens in Kambodscha reflektiere. Hilft nichts - mein JA auf dem Formular wird kurzerhand gestrichen und durch ein NEIN ersetzt, was 1 $ kostet. Danach die offizielle Einreise - wie üblich - die Übergabe einer Visitenkarte eines Guesthouses und schließlich die Weiterfahrt. Wir waren überein gekommen, genau dieses Guesthouse anzusteuern, war nämlich auch empfohlen.

Jetzt ist wieder Vietnam - aber vieeeel ruhiger als im Norden. Das ist offenbar tiefste Provinz - kein Gehupe, wenig Verkehr (aber deutlich mehr als auf kambodschanischer Seite), geteerte und schlaglocharme Straße (mein Kreuz nimmt wieder seine normale Form an und beginnt wieder zu funktionieren). Schließlich erreichen wir das Hotel - es gibt Zimmer für 250.000, 150.000 und 100.000 Dong - wir entscheiden uns für das mittlere (7 €), machen noch ein Erinnerungsfotos mit unseren Tuktutkeuren und erkunden dann die Stadt.

Was nicht lange dauert - es gibt, eigentlich, nichts, zu sehen. Oft werden wir ge-hello-t, wenn Kids versuchen, ihr einziges englisches Wort an den Mann zu bringen. Die erwähnte Ponton-Brücke gibt's auch nicht mehr - weiter südlich ragt ein Brückenmonster in die Luft, was zwar wahrscheinlich sinnvoll, aber jetzt einfach schade ist.

Ein Lehrer spricht uns an: Ja, der Bus nach Can Tho fährt wirklich um 05:40 am Busterminal und ist der einzige. Andere Möglichkeiten aus der Stadt rauszukommen - mehr oder weniger Fehlanzeige. Also bleibt uns nichts anderes übrig. Wieder mal extrem früh raus, ohne Frühstück in den Bus. Vorteil: Der Lehrer und ein Kumpel wollen uns um 05:20 mit ihren Motos abholen. Kostet dann nur 1$ pP. Wir hoffen mal, daß sie kommen.

Dinner genehmigen wir uns im floating cafe - nicht so elegant, wie erwartet, dafür sind wir aber die einzigen Gäste, die dem Treiben auf dem Fluß zuschauen. Das Essen entpuppt sich als - wohl woanders gekocht, Einheitsfisch. War wohl eher ein Reinfall.

Dann geht's schon zurück ins Hotel, wo wir erfahren, daß wir unsere Pässe erst um 21:30 bekommen sollen, weil die bis dahin auf der Polizei sind. Die machen wohl ein Bewegungsprofil von uns. Und eigentlich wollten wir da schon in Morpheus Armen liegen...

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