Dienstag, 9. Dezember 2008

081208 - pontons, ein fluss in zwei richtungen und ein see mit unterschiedlichen groessen

Klingt alles ganz verwirrend - ist es aber nicht……

Den Tag haben wir ganz locker angehen lassen, denn die Tour zum Tonle Sap hatten wir erst fuer den Nachmittag gebucht, damit wir den Sonnenuntergang mal wieder an einem Wasser geniessen konnten. Vormittags haben wir uns noch ein bisschen in der Stadt umgesehen, aber nicht viel Neues entdeckt. Der Zentralmarkt war noch am Aufwachen, der Essensmarkt dagegen schon voll aktiv.

Um 13:00 holte uns dann ein neuer Tuktuk-Fahrer - noch ganz jung und nur mit einem ein- bis zweiwortigen Englischvokabular gesegnet - vom Hotel ab und fuhr gemuetlich, ganz gemuetlich Richtung Osten. Kaum ein bisschen Fahrtwind war zu spueren - aber irgendwann wollten wir ja dennoch ankommen. Etwa 20 km ausserhalb des Stadtzentrums biegt er dann auf eine kleine Landstrasse Richtung Sueden, also auf den See zu, ab. Nach einigen Kilometern wird aus der kleinen Strasse - wie koennte es auch anders sein - eine ungeteerte und immer ungemuetlicher werdende Piste. Mit vielen Schlagloechern, die unser etwas unerfahrener Tuktukteur nicht immer gut meistert. Aber immerhin vorankommt. Und dann ist es einfach aus - die Piste laesst ein Weiterkommen mit dem Tuktuk nicht mehr zu. Parken. Tuktuk abnehmen und weiter mit dem Moto - und einem Moto des spaeteren Bootsfuehrers.

Unser Fahrer war so unglaublich unerfahren, dass ich mal absteigen musste (auf sein Bitten hin) und wir dreimal nur mit gemeinsamem Einsatz einen Sturz vermeiden konnten. Aber - auch diese Fahrt hat mal ein Ende - am Bootsanlegeplatz.
Dann geht's mit einem richtig komfortablen Boot - nur fuer Erwin und mich als Gaeste - raus auf den Tonle Sap. Da der See aber waehrend des Jahres immer unterschiedliche Wasserstaende hat, und er jetzt nach der Regenzeit wieder abfliesst, liegt die eigentliche Uferlinie einige Kilometer vor uns. Wir passieren die Strecke dahin auf einer kanalartigen Wasserstrasse, muessen von Zeit zu Zeit irgendwelchen entgegenkommenden Booten ins Gebuesch ausweichen, kommen aber zuegig voran. Die unterschiedlichen Wasserstaende haben eine unglaubliche Ursache: waehrend der Regenzeit transportiert der Mekong derart viel Wasser, dass sich der Lauf des Tonle Sap (das ist der Fluss zwischen dem gleichnamigen See und dem Mekong) umkehrt (!) und er zurueck in den See fliesst. Im Laufe eines halben Jahres verdreifacht sich die Oberflaeche des Sees, sodass dann Doerfer am Ufer stehen, die sonst ein Dutzend Kilometer landeinwaerts liegen. Der Wasserpegel schwankt dabei um 5 m. Uebrigens wird die 'Wiederumkehrung' des Flusses im November in Phnom Penh jedes Jahr mit einem grossen Fest gefeiert.

Da sind wir also und fahren in Richtung See, wo das Dorf Kampong Phluk liegt - eines der sog. schwimmenden Doerfer auf dem See.
Schon die Aenfahrt fasziniert - aus dem Kanal werden mehrere, die sich erweitern und schliesslich ist zu erahnen, dass da ein See liegt. Dann kommen die ersten Haeuser auf Stelzen ins Gesichtsfeld. Auf Pontons liegen Eingangsplattformen schwimmend an den Stelzen. Oft kann man sehen, wie stark der Wasserpegel differiert - die Markierungen durch Ablagerungen sind vor allem an einigen stabil gebauten Haeusern deutlich zu sehen.Das Aengebot, den Tempel des Dorfs zu besichtigen, schlagen wir aus, sind aber vom Leben auf dem Wasser total hingerissen. Langsam entschwindet das Dorf, die Besiedlung auf dem See wird duenner und durch einen ueberfluteten Wald abgeloest. Man fuehlt sich wie in Herr der Ringe - unheimlich aber schoen. Im Gegenlicht leuchtet das Gruen von dunklen Staemmen, auf der anderen Seite ist das Laub lichtdurchflutet und die Staemme erscheinen weniger bedrohlich in dunklem Braun. Diesen Wald sehen wir dann direkt aus einem kleinen Boot, in das wir umsteigen sollen. Eine Frau und ihr Sohn steuern uns durch das Gewirr aus Staemmen.

Dann geht es - obwohl es erst 15:45 ist - Richtung Sonnenuntergang. Raus auf den offenen See. Der Bootsfuehrer 'ankert' an einer noch aus den Fluten ragenden Baumkrone, stellt den Motor ab und beginnt ein Schlaefchen. Das ist uns aber zu langweilig - und wir beschliessen, das Dorf zu besuchen und den faelligen Sonnenuntergang dort zu sehen. Eine gute Entscheidung.Zwar werden wir beim 'Landgang' zunaechst von einigen Frauen mit dem Wunsch nach 'Buecherkauf fuer die Kinder' ziemlich belaestigt, aber das Dorf ist es wert, etwas laenger besucht zu werden.

Eine Schule liegt gleich gegenueber des Tempels und es scheint, dass tausende von Kindern dort singen oder Radau machen. Kann aber gar nicht sein, denn genauso viele tummeln sich auf der offenbar gerade trocken gewordenen Dorfstrasse. Da wird Fussball gespielt, gelaufen, Drachen werden steigen gelassen und das alles vor der Kulisse von Stelzen, die 6 und mehr Meter ueber uns hinausragen.


Kaum jemand nimmt mehr von uns Notiz, nur die Kinder freuen sich ueber ihre paar Worte: What's your name? Und lachen unentwegt, wenn sie eine Aentwort bekommen. Oft nehmen sie - das ist etwas aussergewoehnlich - auch unsere Haende und kichern dann umso mehr.


Ein kleines Kind von vielleicht maximal zwei Jahren krabbelt eine Huehnerleiter zum Hauseingang hinauf - wobei ihm die Stufen bis ueber die Huefte reichen. Interessante Technik - aber wohl schon einige Male erprobt. Wir koennten uns da stundenlang aufhalten, ohne dass es langweilig wird - aber irgendwann ist doch wieder Bootszeit und so sehen wir den Sonnenuntergang mit einer wunderbaren Kulisse.


Gerade noch bei Daemmerung kommen wir an, werden auf die Motos verladen und zurueck zum Tuktuk gekarrt. Diesmal schafft es unser Chauffeur ohne Stop - wahrscheinlich weil er jetzt Erwin bei sich sitzen hat… Aber auch meiner kommt Klasse durch.


Die Fahrt zur Hauptstrasse ist dann ein etwas seltsamer Genuss - Horden von Radfahrern und Motos kommen uns entgegen, meist natuerlich unbeleuchtet - mir ist schleierhaft, wie die im Dunkeln die Schlagloecher sehen - dann aber wieder voll aufgeblendet. Einmal kreiert unser Fahrer auch einen Verkehrsstau mit Fast-Unfall - ein paar Maedels kreischen auf ihren Fahrraedern ziemlich auf - aber schliesslich sind wir dann auf der Staatsstrasse 6 Richtung Siem Reap.Wo wir von Anfang an von einem Tuktuk verfolgt werden. Knapper Abstand, kein Ueberholen - was will der Kerl? Vor den Taschendiebstaehlen aus den Tuktuks sind wir ja reichlich vorgewarnt - und Erwin meint, dass ich meine Fototasche doch besser halten sollte. Sie liegt aber im Dunkeln am Boden - kaum einsichtbar von aussen. Aber - oh Schreck - seine Geldboerse ist weg! Aus der Hosentasche gefallen liegt sie gerade noch auf dem Sitz - und waere wohl beim naechsten Schlagloch aus dem Tuktuk gefallen. Unsere Verfolger bleiben bis kurz vor dem Hotel hinter uns, obwohl unser Fahrer einen Rekord im Langsamfahren aufstellt.Das war's also im wesentlichen mit Siem Reap - noch ein Abendessen im Lokal vom ersten Abend, dann Abmarsch ins Bett, denn um 07:45 werden wir schon wieder abgeholt.


Weiterreise nach Phnom Penh.

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