Freitag, 5. Dezember 2008

081202 - don khong: ein (fast) paradies

Die 5 Minuten haben's heute gemacht. Aber die war er zu frueh dran, unser VIP Minibus bis zur Faehre nach Don Khong. Aber wir waren rechtzeitig fertig, da wir frueh aufgestanden waren, das Fruehstueck nicht im lahmen Cafe sondern beim fixen Inder (genausogut, schnell und billiger) eingenommen hatten und mittlerweile auch im Packen recht geschickt sind. In Windeseile sind die beiden grossen Rucksaecke voll - die klein(er)en packen wir sowieso im Vorbeigehen.

Der VIP Status ist bei dem Bus schon etwas - sagen wir mal - weit hergeholt. Aber immerhin sind wir die ersten, koennen also die Plaetze noch selbst bestimmen. Nach einiger Wartezeit kommen noch zwei einheimische Maedels dazu. Dann geht's los. Auf einmal schwant mir Uebles: Der wird uns doch nicht nur zum Busbahnhof bringen und dort absetzen! Nein - es ist schon richtig, wir bleiben sitzen bis zu unserer geplanten Endstation. Die wir bei der Fahrerei erst gegen uebermorgen erreichen werden. In der Stadt ist Spitze so um die 30 km/h, das aber schafft er nur einmal. Ich habe den Verdacht, dass da noch etwas Benzin gespart werden muss, denn die Anzeige steht gefaehrlich nahe bei 0.

Dann passieren wir wirklich das suedliche Busterminal und sind auf dem Weg in den Sueden - zu den 4000 Inseln. Und halten prompt - zum Tanken. Aber es ist recht gemuetlich - Erwin sitzt hinter dem Fahrer links am Fenster, dazwischen ein freier Platz und ich auf einem Einzelsitz mit verstellbarer Lehne rechts an der Schiebetuer. Klasse, so kann's bleiben. Und auch das Tempo wird angepasst - erwartete Fahrzeit soll ja nur 2 Stunden betragen.

Unterwegs gibt es nicht viel zu sehen und ich vertiefe mich in die nachverarbeitende Literatur von Laos - was wir nicht gesehen, missverstanden oder einfach vergessen haben. Fazit: Ich muss einfach wiederkommen. Eines habe ich mir aber noch fuer diese Reise vorgenommen: Eine Lao-Spezialitaet zu probieren, den scharfen Papaya-Salat. Noch bin ich mitten beim Lesen, biegt der Fahrer nach geschaetzten 40-50 km von der Strecke ab, holpert Richtung Mekong und - nimmt dort in einem gottverlassenen Nest noch 5 Touris auf. Retrospektiv kann das nur vom Ostufer von Savannaketh gewesen sein - aber zunaechst sind wir erst mal etwas ueberrascht. Die 5 passen aber sehr gut in die beiden Reihen hinter uns - die beiden Lao Maedels verziehen sich nach ganz hinten. Also keine Aenderung unserer hervorragenden Sitzplaetze.

Gleich danach, nach 140 km - ich hab mich mal wieder 'verschlafen', bus-sei-dank - kommen wir an unser Ziel - ein kleines Dorf am Mekong-Ufer, mit einigen Booten am Ufer und einer Zweirumpffaehre, auf der schon ein Moto auf die Ueberfahrt wartet. Wir bezahlen die 10.000 pro Person fuer die Ueberfahrt und los geht's - ausnahmsweise mal nicht schwankend in den ueblichen Schmalrumpfbooten. Bereits dieser Zweig des Mekong ist recht breit - unser Tagesziel, die Insel Khong (siehe gestern) - liegt ziemlich weit entfernt. Die Wasser bewegen sich majestaetisch langsam, vor allem im Vergleich mit der Geschwindigkeit des Mekong im Oberlauf.

An der Uferpromenade goennen wir uns erst mal einen Kaffee Lao resp. eine Ovaltine und ueberlegen, in welcher Richtung wir zur Guesthouse-Suche aufbrechen sollen. Mittlerweile scheint die laotische Gelassenheit auch von uns Besitz ergriffen zu haben. Solch wesentliche Entscheidungen muessen vorbereitet werden - und wenn dazu auch ein Kaffee noetig ist. Laut LP entscheiden wir uns, stromauf zu gehen, weil da mehr Guesthouses eingezeichnet sind und diese auch gleich anschliessend liegen, entscheiden uns dann aber um, weil eine weitere Touristengruppe mit ca. 6 Personen angekommen ist. Soviel zur Flexibilitaet resp. zum neuen Durchhaltevermoegen. Wir passieren eines, das uns gar nicht gefaellt, kommen in ein zweites, das relativ OK aussieht; Zimmerpreis 240.000 Kip! Die spinnen hier: 30 $ fuer die Bude. No way. Daneben liegt das im LP als noch nicht eroeffnet genannte Hotel - feudal, feudal. Sieht nach mehr als 30 $ aus - ist auch so, kostet 70 resp. 60, wenn wir mit dem anderen Zimmer vorliebnehmen, das wir gar nicht mehr anschauen. Laut LP hatten wir mit einem einstelligen $-Betrag gerechnet; da muss hier die Teuerungsrate so um die 123% liegen…

Danach ein Guesthouse, das keines ist und daneben ein schickes Haus - Erwin tippt auf 50 $ - ich halte mit 40 dagegen. Trotzdem gehen wir mal rein - und werden von einer netten Dame mit exzellentem Englisch (!) begruesst. Ja, Zimmer sei frei. Kostet … 20 $. Erstaunen - aber nicht allzu sehr zeigen. Wie sieht's mit Fruehstueck aus. Kann ich Euch machen - Baguette, Eier, Butter, Kaffee, Marmelade, Obst - whatever you want. Das Zimmer ist nett, im Obergeschoss mit Balkon und Blick auf den Fluss. Klar, dass wir uns das Angebot nicht mehr nehmen lassen.

Frau Mali - ich hatte beim Reingehen noch Witze ueber den Guesthouse-Namen gemacht - ist eine wirklich ausnehmend nette Gastgeberin. Sie laedt uns gleich zu frischen, ganz suessen Orangen ein und erklaert ihren Background: Zusammen mit ihrem Mann ist sie in den wirren 70er Jahren nach Kanada ausgewandert und hat nach dem Erreichen des Rentenalters wieder Sehnsucht nach der Heimat verspuert. So haben die beiden dieses Haus gebaut, halten es in vorzueglichem Zustand und verbringen nur den kanadischen Wintershier in ihrer laotischen Heimat. In Kanada warten naemlich ihre 9 Kinder und 18 Enkel…

Ausserdem schlaegt sie uns vor, uns am Nachmittag - aber alles mit der Ruhe, denn erst mal ausruhen, dann duschen, dann die morgige Weiterfahrt checken, dann Lunch, dann Mittagsschlaefchen - mit ihrem Auto die Insel zu zeigen. Super - besser geht's nicht.

Aehnlich verlaeuft dann auch der Rest des Tages: Wir kaufen Tickets fuer eine Bootsfahrt nach Don Khon (ohne g), essen in einem Lokal eine Kleinigkeit zu Mittag - hey, eine Kleinigkeit: Ja, es ist eine Nudelsuppe und der oben angesprochene Papayasalat, den ich mir goenne. Was dann ankommt hat mit unserer Meinung ueber Aussehen und Geschmack von Papayas nichts mehr zu tun: Sieht aus wie Krautsalat mit druebergestreuten Nuessen, schmeckt - scharf. Teuflisch scharf. Sogar fuer mich. Erst nach einiger Zeit bemerke ich, dass es auch gut schmeckt - aber erst nach Loeschen des Brandes in meinem Mund und Gaumen. Wieder mal eine Erfahrung.

Auf der Terrasse im Obergeschoss machen wir es uns danach bequem, ich lese zur Vorbereitung schon mal im Kambodscha-Fuehrer und bald sind wir fest in Siesta-Haenden. Herr und Frau Mali - nehmen uns danach wirklich auf eine 30km Tour um die Insel mit. Sie zeigen uns, wie mit einfachsten Mitteln Palmsirup gewonnen und daraus Palm-Karamel gebrannt wird - da muss ein kleines Mitbringsel her.

Die Insel ist zwar etwas huegelig, aber im wesentlichen flach. Wir erfahren, dass es weder Bars noch Prostitution gaebe und dass die Insel eigentlich ein Paradies sei. Kostenpunkt fuer ein Haus in exzellenter Bauweise bis 40.000 $, eine Villa, die uns gezeigt wird, sei in 3 Monaten erstellt worden und haette 50.000 $ gekostet. Klingt verfuehrerisch - aber Auslaender duerfen nicht kaufen…

Eine Gruppe von Kids bemueht sich, in einem Bachlauf kleine Fische zu fangen. Sie scheinen einen unglaublichen Spass dabei zu haben, sind ueber und ueber mit Dreck beschmiert und total begeistert, die Fotos auf dem Display der Kamera zu sehen. Bis Frau Mali etwas resolut dazwischengeht und meint, dass der Schmutz ja wohl der Kamera schaden koenne. Ich war da etwas weniger aengstlich…

Im Ort angekommen sehen wir, dass viele Aktivitaeten laufen. Ab morgen wird naemlich ein grosses Fest gefeiert, dessen Hoehepunkt ein Bootsrennen uebermorgen sein wird; da wird uns klar, warum wir das Training gestern in Pakxe gesehen haben. Zum Fest werden Bewohner aller Inseln erwartet, die zu diesem jaehrlichen Spektakel mit ihren Booten anreisen und sich mit Kleidung und Dingen des taeglichen Bedarfs fuer ein weiteres Jahr eindecken.

Hier wird wieder deutlich, was Frau Mali frueher schon meinte: 'Life is cheap, but the amenities are expensive'. Auf den Inseln sei es ausreichend, einfach genuegend fuer den Lebensunterhalt zu besitzen, und ansonsten ein glueckliches Leben zu fuehren. Klasse Philosophie - aber wie lange wird die noch halten im Zeitalter der omnipraesenten Satellitenschuesseln?

Dass es auch anders sein kann, hoeren wir am Abend, als wir nach einem kleinen Rundgang wieder zurueckkommen. Im Nachbarhaus fliegen die Truemmer, es wird geschrieen und gestritten. Laut Frau Mali eine Folge von zu viel Trinken - der Laolao kostet fast nichts und ist die billigste Methode, sich schnell einen anzusaufen. Was nachdruecklich demonstriert wird. Dies truebt die ansonsten so friedvolle Atmosphaere, die wir hier vorgefunden haben. Paradies mit Tuecken.

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