Freitag, 12. Dezember 2008

081212: can tho - gateway ins mekong delta

Die Pässe kamen wirklich um 21:30 an - Pünktlichkeit scheint also eine Zier in Vietnam zu sein. Erwin war schon am Einschlafen, ich mit Stirnlampe bewaffnet - was der Überbringerin einen kleinen Schock versetzte. Hat's aber überlebt.

Gegen 04:20 war dann Ende der Nacht angesagt: Packen, Duschen, runter zum Moto. Wir waren etwas zu früh dran, aber der Teacher und sein Kumpel auch. Eigentlich hatten wir ja 05:20 verabredet - 20 Minuten vor der Abfahrtszeit des Busses - aber so ging's auch…

Bestens - denn wir kamen gerade zum Busterminal, als der Bus mit 20 Minuten Verfühung (!) aus dem Tor fuhr. Meinem Fahrer gelang es noch, ihn zum Anhalten zu bringen und nach einiger Diskussion und Bezahlung von 330.000 Dong (das ist nach landläufiger vietnamesischer Meinung das Doppelte des Fahrpreises von 170.000 Dong…) waren wir die einzigen Gäste. In einem - wieder mal - vorsintflutlichen Bus. Links Reihen mit 3 Sitzen (Breite für zwei Europäer ausreichend), rechts Reihen mit 2 Sitzen (ausreichend für 2 Asiaten oder einen - dicken - Europäer). Da wir genügend Auswahl hatten, nahmen wir die Plätze direkt hinter dem Fahrer ein - auf der Dreierreihe, natürlich.

Durch das noch dunkle Vietnam ging's dann über die Brücke und - kurz danach - auf einen Militärstützpunkt. Nein, wir wurden nicht zwangsverpflichtet, sondern da warteten so ca. 30 Soldaten auf ihre Heimfahrt. Jeder einzelne mußte separat bezahlen, wurde separat aufgerufen, mußte sich individuell in den Bus begeben - das dauert schon so einige Zeit. Wohl der Grund für die sehr zeitige Abfahrt. Nicht auszudenken, hätten wir diesen einzigen Bus am Tag versäumt!
Dann war's aus mit der Ruhe. Und der guten Morgenluft, denn alle rauchen, einschließlich Fahrer (der zwischenzeitlich mal rotzt und auf die Straße spuckt), dem Kontrolleur, den Soldaten - nur nicht den später zugestiegenen Frauen, die zu irgendwelchen Märkten oder gottweißwohin unterwegs sind. Sogar der Buddha an der Frontscheibe raucht: der Fahrer steckt ihm eine brennende Zigarette in eine Öffnung, die als Spende für Zigaretten dient - und so raucht der Keramikbuddha im Laufe einer Viertelstunde die gesamte Zigarette zu Ende.

Unsere Sitzplatzgestaltung hat leider auch bald ein Ende - und ein Soldat muß seinen Hintern neben zwei europäische platzieren … was ihm partiell gelingt. Hier ist Vorstellungskraft angesagt.

Unsere Fahrt führt nach anfänglichem Küstenverlauf dann schnurgerade - Dutzende von Kilometern ohne auch nur eine kleine Biegung - an einem Kanal entlang, ins erwachende Vietnam. Das geschieht unglaublich schnell - und bald sind wir im schönsten Verkehrsgewühl, meist von Motos, aber auch von Autos, Rädern, LKWs, anderen Bussen oder auch handgeschobenen Wagen. Und das alles bei einer Straßenbreite von 1,5 Autobreiten! Für uns, wohlgemerkt. Mit stetigem Hupen bahnt sich unser Fahrer eine Gasse durch die Menge, überholt, wenn möglich (oder auch nicht), nimmt von Zeit zu Zeit irgendwelche Leute mit, hält an Bedarfshaltestellen (die natürlich keine sind, aber trotzdem gefragt sind). Immer wieder mal kommen Frauen in den Bus, die versuchen, ihre Waren an den Mann resp. die Frau zu bringen - Lebensmittel, CDs oder die omnipräsenten Lotterielose - und steigen nach einigen Kilometern wieder aus, um in einem Bus der Gegenrichtung (auch ganz lokale Busse sind unterwegs) weiter ihrem Geschäft nachzugehen. Alles ein Chaos - aber alles funktioniert. Auch die stetige Fahrweise auf der linken Fahrbahnseite wird vom Gegenverkehr (meist) akzeptiert und nur selten muß unser Fahrer diese aufgeben. Nervengestählt wie wir mittlerweile sind, überstehen wir die 6 Stunden ohne bleibende seelische oder körperliche Schäden und kommen gegen 11:45 gut in Can Tho, der größten Stadt im Mekong Delta an.

Wo wir natürlich sofort von einer Horde Motofahrer empfangen werden. Gemütlich suchen wir ein Guesthouse heraus, Erwin handelt den Preis auf 10.000 Dong pro Person (ca. 0,45 cents) herunter und los geht's.

Das Guesthouse ist eigentlich ein Hotel, aber nach einigem Überlegen für die beiden Tage hier gut geeignet: liegt zentral, bietet alles, was wir brauchen in einer wirklich guten Qualität und ist preislich gerade noch erträglich.

Da ich frühstückslos bin (Erwin hat wenigstens ein Baguette gegessen und im Bus haben wir noch an einem trockenen, guten Fladenbrot geknabbert), suchen wir erst mal ein Lokal zum Mittagessen. So richtig gesegnet mit einer Menge von Restaurants scheint das Zentrum nicht zu sein - aber trotzdem haben wir bald was Passendes gefunden. Danach geht's zum (einzigen) Reisebüro der Stadt. Erwin möchte gerne die Mekong-Mündung sehen, zwar am liebsten von oben, aber wenn das nicht geht, wenigstens vom Schiff aus. Gibt es nicht! Wir könnten zwar - per Bus - zu einem Strand an der Mündung fahren - aber das ist natürlich nicht in unserem Sinn. Bleibt eine Fahrt zu einer weiteren Stadt im Delta. Nein - bieten wir nicht an, nur ein Schnellboot nach HCMC. Wie bitte? Ja, das braucht nur 3 Stunden. Wie bitte? 3 Stunden für 168 km auf dem Wasser, auf Kanälen, auf dem Mekong? Ja, das sei so. Ich glaube das mal nicht. Schließlich können wir uns auch nicht entschließen, 40 $ für den Besuch von floating markets auszugeben - das ist uns zu teuer. Mal sehen, was ohne Reisebüro möglich ist.

Etwas weiter finden wir dann die Firma, die das Schnellboot nach HCMC betreibt. Laut Angabe dauert die Fahrt wirklich nur 3:15 Stunden. Könnte eine Alternative sein. Der Preis für die Markets ist hier schon auf 22 $ gefallen.

Bleibt noch die Nachfrage bei einem Typen, der uns am Hotel angesprochen hat. 40 $ für ein privates Boot, zwei Markets, Rückfahrt auf einem canal-river (very beautiful), Besuch einer Obstplantage, einer Insel. No, 25 $ ist unser Limit für die etwas längere und anspruchsvollere Strecke. Und das bekommen wir auch. Bleibt - wieder mal frühes Aufstehen, diesmal aber erst um 05:30…

Das Boot nach HCMC buchen wir auch noch - für Sonntag. Damit ist die Logistik wieder mal festgelegt.

Sehr viel ist hier in Can Tho leider nicht zu sehen: am Horizont sehen wir die Baustelle der großen Brücke über den Mekong, die laut unserem Führer schon um 2005 hätte fertiggestellt sein sollen. Abends erfahren wir von einem Einheimischen, daß vor 6 Monaten beim Einsturz des Bauwerks 54 Arbeiter ums Leben kamen - die Fundamente hatten nachgegeben - und die Fertigstellung sich deshalb bis 2010 verzögern würde.

Außerdem sind wir total überrascht, daß sich in kurzer Zeit der Wasserpegel der Flüsse ganz deutlich angehoben hat. Zwischenzeitlich müssen sogar die Gehwege an der Uferpromenade überpült gewesen sein. Auch das sei - laut unserem Informanten - ein tägliches Ereignis und nicht eine Überschwemmung, wie vor vier Wochen: Morgens und abends steige der Pegel für jeweils 2 Stunden massiv an - Begründung zu kompliziert, für sein Englisch. Müssen wir uns also selbst überlegen … aber nicht mehr heute. Vielleicht erfahren wir morgen auf der Tour mehr darüber...

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