Freitag, 5. Dezember 2008

081203 - don khon: tosende stille

Wir hatten den Wecker auf 06:00 gestellt - wegen Sonnenaufgang am Mekong. Untergaenge hatten wir ja schon mehrfach gesehen - aber der Aufgang fehlte uns noch. Muede wie ich war kroch ich dann doch nicht aus den Federn, aber Erwin quaelte sich hinaus - jedoch ohne Erfolg: Der Sonnenaufgang war kein fotogener. Schade - aber wir mussten ja trotzdem bald raus.

Frau Mali bot uns ein exzellentes Fruehstueck - auf Porzellan, alles passend, die Eier auf den Punkt genau 'easy side up' gebraten, das Baguette kross, verschiedene Marmeladen, Bananen, Tomaten. Einfach Klasse - eine ganz tolle Unterkunft. Aber auch die muessen wir mal wieder verlassen - koennen uns von ihrem Mann leider nicht verabschieden, weil es ihm heute morgen schlecht geht und er noch im Bett liegt. Gute Besserung.

Wir hatschen mit unserem Gepaeck Richtung Ablegestelle, werden dann gebeten, noch etwas zu warten. Das Boot - wirklich etwas groesser - ist schon da, aber wir duerfen noch nicht rein. Beim Warten werden wir von einem Mann angesprochen - er stellt sich als Klaus vor, der sich einen Jugendtraum verwirklicht und SO-Asien mit dem Fahrrad bereist. Ausgangspunkt war Mitte Vietnam, wo seine Frau gerade in einem Entwicklungshilfeprojekt beschaeftigt ist und Endpunkt ist eine Insel westlich des Mekong-Deltas, die man normalerweise Kambodscha zurechnen wuerde. Und - die Grenze ganz im Sueden sei offen; das wisse er aus sicherer Quelle, und er muesse die ja auch benutzen. Eine Spitzeninfo! Da koennen wir unsere Reise deutlich verbessern - wir hatten darauf gehofft, aber keine Info darueber erhalten. Wie es dann dort unten wirklich weitergeht - das entscheiden wir spaeter. Jedenfalls hat Klaus auf der Strecke auch einige Tiefen zu ueberwinden - und, wie mir erscheint, auch die Nachwehen von Stuerzen, wenn ich mir so seine offenen Unterschenkel ansehe… Mit einem Moto geht's dann vielleicht doch besser.

Auf das Boot werden jetzt langsam die Fahrgaeste verladen - ist genuegend Platz, aber einige sind doch etwas aengstlich oder aergerlich. Auch die Oberlehrer-Zenzi aus Muenchen, die mir gestern schon mal 'das Kraut ausgeschoepft hat', als sie mich besserwisserisch von Fotos abhalten wollte. Ich hatte zwar zuvor gefragt und auch das OK erhalten - aber die Zenzi weiss halt alles besser. Auch jetzt mosert sie draussen noch etwas rum. Die Gruppe besteht aus 4 Damen, die letztes Jahr schon Nord-Laos bereist haben und heuer den Sueden machen und ueber Kambodscha nach Bangkok reisen, wo sie hoffentlich auch ausfliegen koennen - gleicher Termin wie wir aber (gottseidank) andere Gesellschaft. Das erfaehrt Erwin von einer der Vieren, die ganz nett ist und mit der wir unsere Bank teilen.

Auf dem Mekong geht's gemaechlich dahin, und langsam merken wir auch, dass da wirklich viele, sogar sehr viele Inseln liegen. Don Khong ist ja sehr gross und dominiert die Umgebung - sie wirkt wie das Festland - aber weiter suedlich nimmt die Struktur doch erheblich zu, es sind viele kleine und Mikroinseln, die aus dem Wasser auftauchen. Per Bojen - normalerweise aus Plastikflaschen - ist die Fahrtrinne markiert.

Zunaechst legen wir nach 1 1/2 Stunden auf Don Den, der Schwesterinsel von Don Khon an. Einige Gaeste verlassen das Boot - fuer uns geht's aber noch eine knappe halbe Stunde weiter, obwohl die beiden Inseln nur einen Steinwurf auseinanderliegen. Grund: Don Det wird im Norden, Don Khon im Sueden von Don Det angefahren. Bei der Anfahrt sehen wir auch die noch von den Franzosen errichtete Bruecke zwischen den beiden Inseln.

Dann geht's wieder mal daran, eine Bleibe zu suchen. Zunaechst mal laufen wir zur Auberge Don Khon, von der wir morgen abgeholt werden sollen. Die Muenchnerinnen sind da auch schon da und im Nebensprechen erfahre ich, dass die Auberge voll belegt sei (was zwar nicht stimmt - aber wir haetten auch kein Zimmer fuer 35 $ genommen). Schraeg gegenueber wurden wir schon mal angesprochen - da liegen einfache Bungalows, die fuer unter 5 € vermietet werden. Haben zwar kein Warmwasser, sind nicht gerade eine Augenweide aber fuer unseren Zweck gut genug. Und auf der Veranda sind zwei Haengematten montiert - Siesta ist vorprogrammiert.

Nach der Bestaetigung der Weiterreise machen wir einen kurzen Spaziergang, stellen fest, dass wir sicher nicht verhungern werden, wundern uns ueber die 'Wegegebuehr' fuer die Benutzung der Bruecke (die wir nicht benutzen werden, aber nicht wegen der Gebuehr) und finden - einen Stand mit Kueche und Nudelsuppenangebot. Eine Mitfahrerin auf dem Boot sitzt schon da und Erwin kommt mit ihr wieder ins Gespraech. Sie reist weiter nach Sydney - und musste wegen der thailaendischen Eskapaden den Flug auf Singapur umbuchen. Den Zusatzflug wird sie wohl selbst bezahlen muessen - Opfer der thailaendischen innenpolitischen Situation.

Jetzt ist es langsam Zeit fuer die Siesta, die ich wirklich in der Haengematte geniesse, was aber Erwin nicht so gut gelingt. Danach machen wir uns auf, mieten wieder mal ein sogenanntes Fahrrad, oder HBSSC (high bar single speed cruiser - meine Wortschoepfung). Diese Dinger sind eigentlich unfahrbar. Nein, falsch ausgedrueckt! Ihre theoretische Hoechstgeschwindigkeit (bevor sie auseinanderbrechen) liegt bei 21 km/h, reduziert um 50% durch die unsaegliche Ergonomie, um 25% durch ihren Zustand, um 25% durch den Strassenzustand und weitere 10% durch Unvorhergesehenes. Das ist grob gerechnet. Ein bisschen sehr grob, muss ich zugeben, aber zu Fuss ist man meist auch nicht viel langsamer. Erwin glaubt, eines finden zu koennen, bei dem beide Bremsen funktionieren (was immer unter funktionieren zu verstehen ist). Ich bin mit dem lucky loser Nr. 13 zufrieden, bei dem ich das Gefuehl habe, dass die hintere Bremse sich wenigstens bewegt. Vorne gibt's keine Bremsgummis. Nach einem weiteren Tausch begnuegt sich Erwin mit der Nummer 10 - und ab duesen wir.

Richtung Wasserfall. Ja, der kleine (!) Mekongfall ist nur 2 km entfernt. Das Tosen begleitet uns schon eine ganze Weile, obwohl wir eigentlich vom Ort des Geschehens wegfahren. Eine Querstrasse bringt uns dann doch hin. Woww - wenn das der kleine ist! Gefuehlsmaessig sind wir ja darauf vorbereitet, dass die Wassermassen des Mekong sich einen Weg durch ein Felslabyrinth suchen muessen, aber das ist einfach tosende, brachiale Gewalt. Wie im LP so schoen formuliert: Nicht die Faszination der Wasserfaelle des Bolaven Plateaus, aber einfach pure Kraft. In vielen verschiedenen Rinnen stuerzen die braunen Wassermassen in die Tiefe - wobei es sich dabei nur um einige Meter handelt. Aber die Veraestelung fasziniert, sowie der Uebergang von einem majestaetisch fliessenden Strom in die Stromschnellen.

Noch mehr verwundern mich die Fischreusen, die dort an den unmoeglichsten Stellen angebracht sind. Wie die Fischer sie dort fixieren und wie sie den Fisch wegbringen - ich kann es mir nicht vorstellen. Etwas weiter sehen wir, dass diese Faelle sich weiter fortsetzen - weitere Kaskaden tun sich auf - die Breite ist nicht direkt mehr zu erfassen - auch nicht fotografisch; da muessen 6 Bilder aneinandergestueckelt werden.

Erwin geniesst zwischenzeitlich mal wieder eine Kokosnuss, bevor wir wieder retour fahren. Und dann doch umkehren, um noch zu den vom Aussterben bedrohten Suesswasser-Delphinen (red dolphin) zu fahren. Ausnahmsweise ist dieser Weg relativ schlaglochfrei und fuehrt uns an eine Bucht unterhalb der Wasserfaelle, die zu jeder Suedseeinsel passen wuerde: feinster Sandstrand, Palmen, Wasser, Felsinseln und auf der anderen Flussseite kleine Berge, die im Dunst verschleiert wirken. Nur - Delphine sind nicht zu sehen. Aber das hatten wir bei der geringen Chance welche zu sehen auch nicht erwartet. Und um diese Zeit noch fuer den unwahrscheinlichen Fall ein Boot zu nehmen, das machen wir auch nicht.

Zur Abendsonne - und zu einem weiteren Sonnenuntergang am Mekong - geht es zurueck ins verschlafene Dorf. Es scheint, als seien normalerweise deutlich mehr Touristen unterwegs, denn alles ist nach wie vor ziemlich ausgestorben. Wir queren das Dorf, fahren noch etwas auf der anderen Seite entlang, sehen die rote Sonne hinter Palmen untergehen und machen uns auf den Weg zu einem fruehen Dinner. Strom gibt es ja erst ab 18:00 und das nur fuer einige Stunden. Wir entscheiden uns an unserem letzten laotischen Abend noch fuer ein Nationalgericht, das wir bisher nicht genossen haben: Lap, eine 'Salat' aus gewuerzten Fleisch (oder Fisch) mit Kraeutern, Gewuerzen, Limettensaft und Chili. Schmeckt richtig gut. Dazu noch ein Knoblauchbaguette - oder zwei…

Auf der Veranda lassen wir den Tag jeder fuer sich noch Revue passieren - Bilder selektieren, Text schreiben, etc.

Dann heisst es: letzte Nacht in Laos - good bye … wieder einmal.

1 Kommentar:

mv hat gesagt…

witzige story mit den bikes, und auf die wasserfallbilder sind wir gespannt! wie es sich liest, gehts euch verhältnismässig gut, das freut uns! sag erwin viel glück beim lauf von uns. machts gut und bis bald! viola + michael