Freitag, 5. Dezember 2008

081201 - easy rider 2: die erfahrung der langsamkeit

Also - wir hatten uns entschieden, die Motos noch einen Tag laenger zu behalten und heute die
Insel Don Kho, ca. 15 km noerdlich von Pakxe, aufzusuchen. Etwas verwirrend ist die
Namensgebung, denn da gibt es die Inseln: Don Kho, Don Khon, Don Khong und Don Kheng - alle
fuer uns fast identisch ausgesprochen. Unsere liebe Not hatten wir schon, herauszufinden, wo uns
denn der Bus Richtung Siem Reap am 4. 12. abholen wuerde. Einige Nachfragen im Reisebuero
spaeter sind wir jetzt schlauer - oder zumindest sicher: Es ist Don Khone - was nur eine andere
Schreibweise von Don Khon und nicht zu verwechseln mit dem heutigen Don Kho ist. Verwirrt - na,
wir erst, wo wir doch von der Info abhaengig sind.

Da die Tour heute nur recht kurz werden wuerde, waren wir morgens etwas langsam in den Tag
gestartet, unterstuetzt durch die etwas langsame Bedienung im Restaurant, in dem wir hier in
Pakxe bisher das Fruehstueck eingenommen haben. Dann geht's Richtung Norden auf der N13, auf
der wir auch von Vientiane her angereist waren (nur habe ich da dieses Stueck verschlafen). Etwas
ueberraschend sehe ich nach ca. 8 km eine Art Wegweiser, das den Weg nach Paxhang weist -
eigentlich das Dorf, von dem aus wir uebersetzen wollen. Aber einige km Staubstrasse spaeter
stellen wir fest, dass das doch nicht der Fall ist. Also retour und weiter gefahren.

Diesmal ist der Abzweig richtig und wir finden auch mehr oder weniger sofort die Ablegestelle fuer
die Faehre. Enormer Verkehr - wir sind die einzigen Gaeste. Der Preis erscheint uns mit 40.000 Kip
zu hoch und so gehen wir erst mal auf den Markt. Danach koennen wir den geforderten Preis auf
30.000 runterhandeln - fuer beide und einschliesslich Abholung von der Insel. Wann? Keine
Ahnung! Wie den Faehrmann informieren? Keine Ahnung! Wird schon irgendwie klappen.

Auf der kleinen Insel sollen die Frauen noch wie seit Generationen den Webstuhl bedienen. Aber
erst sehen wir einen neuen Tempel neben einigen schon recht verfallen wirkenden, aber dennoch
netten Gebaeuden. Sowie eine Tafel mit den Namen der edlen Spender fuer das neue
Gotteshaus. Rund um den Platz sind die Graeber angeordnet - doerfliche Idylle. Und eine
unglaubliche Ruhe - kein Lautsprecher, keine Geplaerr, kaum Menschen zu sehen. Nur ein
offenbar behinderter Junge weist uns den Weg in Uhrzeigerichtung, wo wir eigentlich
andersherum gehen wollten.

Schon im ersten Haus sehen wir eine Frau am Webstuhl. Das muss wirklich unendlich lange dauern,
bis so ein speziell desingter Sarong entsteht. Man darf gar nicht darueber nachdenken, was die
Frau dafuer bekommt.

Beim naechsten Stopp versuchen wir mit einigen Bewohnern ins Gespraech zu kommen - etwas
schwierig, aber freundlich sind alle. Und es ist schon unglaublich, wie schnell sich unsere
Anwesenheit rumspricht - wie aus dem Boden geschossen sind schon weitere Frauen mit ihren
Produkten da, lassen aber schnell von uns ab, als wir deutlich zu verstehen geben, dass wir nichts
kaufen. Es gibt hier keine Nervensaegen, nur Ruhe pur.

Erwin meint, dass dies ein gutes Domizil fuer Kuren sein muesste: 7 Tage hier lassen jeden Stress
vergessen. Sofern man diese Ruhe ueberhaupt aushaelt.

Wir gehen langsam am Ufer entlang und kommen dann aus dem Bereich des Dorfs hinaus und auf
die Reisfelder, die allesamt abgeerntet sind. Ueberall liegen oder stehen Kuehe oder
Wasserbueffel herum, die sich an den Resten des Reises laben - mit der gleichen Langsamkeit, die
anscheinend ueber der Insel liegt. Nach einiger Zeit queren wir die Felder, weil es anscheinend
nicht moeglich ist, die oestliche Spitze der Insel zu erreichen. Dabei verirren wir uns in einem
Geflecht von Zaeunen - teilweise mit Stacheldraht, telweise mit Dornen - und Bambuswaeldern,
kommen schliesslich aber doch auf die andere Seite der Insel. Dort gibt es aber keinen Weg
zurueck, sodass wir auf den Feldgrenzen in der Mitte der Insel laufen. Der Boden ist - die Regenzeit
liegt ja schon einige Wochen zurueck - steinhart, sowohl auf den erhoehten Grenzen, aber auch
auf den Feldern. Nach einiger Zeit entdecken wir ein zweites Dorf, das auf der
gegenueberliegenden Seite des ersten liegt. Dort ist auch die Dorfschule untergebracht - aber
keine Kinder sind zu sehen. Nach einer weiteren Wanderung durch den reizvollen Bambuswald
kehren wir ueber die Westschleife wieder zurueck und erwarten unseren Faehrmann. Der
natuerlich nicht da ist - woher haette er auch wissen sollen, dass wir gerade jetzt kommen. Ein
Restaurant ist auch nicht vorhanden, aber nach einiger Zeit taucht unser Wassertaxi auf und wir
werden zurueck ans andere Ufer gebracht.

Das Dorf und die Insel sind eine bleibende Erinnerung, wie unglaublich ruhig man leben kann. Auch
wenn das auf Dauer sicher nicht in unseren Koepfen unterzubringen ist.

Nach einer Mittagsstaerkung (dreimal darf der Leser raten, was es gibt), kehren wir nach Pakxe
zurueck und versuchen, die naechsten Tage zu planen. Einerseits hilft uns das offizielle
Tourismusbuero weiter und andererseits unser bekanntes Reisebuero. Wir werden morgen nach
Don Khong fahren - nicht mit dem oeffentlichen Bus, sondern mit einem Minibus, der uns am Hotel
abholt und auch nur 2 Stunden braucht und dann uebermorgen per Boot nach Don Khon
weiterfahren.

Den Rest des Nachmittags knattern wir mit unseren Mopeds noch ein bisschen in Pakxe herum,
sehen einige Boote beim Renntraining (interessanterweise mit unterschiedlich grosser Besatzung -
von etwa 16 bis sicher ueber 40), suchen ein Lokal fuers Abendessen und ich bringe mal wieder die
site auf Vordermann. Dann ist schon Zeit fuer den Sonnenuntergang am Mekong - blutrot geht sie
unter und reflektiert sich auf dem breiten Strom. Auf dem wir dann noch zu Abend essen - in
einem schwimmenden Restaurant. Passend dazu essen wir beide Fisch - beide nicht wissend, was
wirklich kommt. Ueberraschung bei mir: Es kommen einige kleine Teile, die ein Fisch sein sollen
(was sich anhand der Graeten auch als korrekt herausstellt), die aber unglaublich gut schmecken.
Nur etwas - gelinde gesagt - eigentlich ein Probiererli sind. Deshalb soll noch ein Pfannkuchen beim
Inder her. Auf dem Weg dazu halten wir noch an einem ATM, denn der, den ich morgens probiert
habe, hat zwar meine Karte geschluckt, die Transaktion begonnen, dann aber kein Geld
ausgespuckt. Muss also zuhause gleich mal die Abbuchungen kontrollieren.

Leider ist beim Inder das Mehl ausgegangen, sodass wir beide uns einen Pfannkuchen teilen
muessen. Unsere Kleine vom Motoverleih resp. Massagesalon hatte uns bei der Rueckgabe einen
Discount auf Massagen angeboten; leider bietet sie keine Pedikuere an, die Erwin gerne haette.
Nach einigem Suchen finden wir doch noch einen Salon und Erwin ist zufrieden. Ich nehme das
Discount-Angebot wahr und bekomme fuer € 4,50 eine einstuendige Oelmassage, fuehle mich
zwischenzeitlich wie ein Pfannkuchen aus Sukhotai - denn ich denke, dass allein das Oel auf mir sich
zu 10 € summiert.

So - das war unser letzter Tag in Pakxe. Morgen geht's um 08:05 (man bemerke die 5 Minuten)
weiter in den Sueden - wahrscheinlich ohne Internet und Kommunikation. Deshalb wird wohl auch
diese Beschreibung etwas verspaetet auftauchen...

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