Dienstag, 6. Dezember 2011

Dubai - wieder mal

Es wird langsam Winter: die Tage sind kurz – sehr kurz in Schottland wird es schon vor 16:00 ziemlich dunkel – die Temperaturen sinken, wenngleich nicht so tief wie in good old Germany: eine gute Zeit für einige wärmere Tage in Dubai. Und vor allem hatte ich Viola und Michael ja seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Also – nix wie ab in den Südosten, diesmal nicht mit Emirates (die waren mir aus Edinburgh viel zu teuer), sondern mit der guten alten KLM – die ich früher mal als Luftlinie mit ‚Kein Luftverkehr Möglich‘ tituliert hatte. Aber das war ja auch noch vor einigen Jahren…

Anyway – KLM bot das kostengünstigste Ticket und so ging’s via Amsterdam nach Arabien.

Vor dem Abflug aus Edinburgh hatte ich gerade noch meine ‚old age people‘ OneScotland-Karte bekommen. Die berechtigt mich zum kostenlosen Busfahren innerhalb Schottlands und zum (fast) kostenlosen Zugfahren innerhalb von Fife (50 Pence pro Fahrt). Was zur billigsten Anfahrt aller Zeiten nach EDI führte. So konnte ich mich gerade noch durchringen, das Gepäck nicht zur Cupar Station zu schleppen, sondern für 3,50 ein Taxi zu nehmen. Ganz so billig ging’s dann aber den Rest der Reise nicht zu – wäre auch etwas zu viel verlangt.

Ich hatte den red-eye-flight nach Dubai gebucht – Abflug am späten Abend und Ankunft kurz nach 06:00 Ortszeit, weshalb ich noch einen gemütlichen Vormittag zuhause verbringen und einen nachmitttäglichen Flug nach Amsterdam nehmen konnte. Offenbar hatte ich aber vergessen, wie groß Schiphol ist. Dort läuft man erst mal die halbe Strecke nach Dubai, um zum Abfluggate zu kommen. Hilft der Fitness und später zu einem guten Schlaf – denke ich mal. Dort, am Gate, lerne ich einen netten Peruaner kennen, der schon einen Tag lang unterwegs ist und von Lima aus nach Dubai reist – auf ein Kreuzfahrtschiff, auf dem er einen Job angenommen hat. Sein Englisch ist hervorragend – seine Berufsaussichten in Peru dagegen nicht. Deshalb hat er sein kleines Baby – gerade 6 Wochen alt – und seine Frau zuhause gelassen, um für 8 Monate mit einem 8 oder mehrgeschossigen Monster um die Welt zu fahren und für 600$ pro Monat irgendwelche Menschen zu bedienen. Alles besser als zuhause, meint Luis. Ich kann ihm nur viel Glück´wünschen und hoffen, daß sein Vertrag danach verlängert wird, damit er genügend verdient, um seinen Abschluß an der Uni machen zu können um irgendwann mal Lehrer zu werden. Ganz aufgeregt ist er ob aller neuen Eindrücke: vor einem halben Jahr noch in den peruanischen Anden, gestern in Lima – und heute eine halbe Welt entfernt (so sagt er wenigstens).

Meine Sitzplatzwahl kurz vor dem Flugzeugauspuff (vorletzte Reihe – die letzte wird nicht im voraus belegt) erweist sich wieder mal als gut – kein Nachbar auf dem Flug (und jetzt gerade auch nicht auf dem Rückflug). Dennoch vergehen wie üblich erst mal 2 ½ Stunden, bevor einigermaßen Ruhe einkehrt und an Schlaf zu denken ist; der dann entsprechend kurz ausfällt, da die Flugzeit nur 6 Stunden beträgt. Macht nix – ich hab ja den ganzen nächsten Tag zum Ausruhen Zeit: Viola ist im Geschäft und Michael für zwei Tage im Oman, um mit den Importeuren Kundenzufriedenheits- und andere –Werte auszuhandeln. Empfangskomitee sind also nur die ‚Jungs‘ Leo und Yago. Aber erst mal geht’s durch Paßkontrolle – da habe ich mal wieder die kürzeste, jedoch dummerweise auch die langsamste Reihe erwischt; irgendein Typ vor mir hat Einreiseprobleme und so geht erst mal 15 Minuten lang nichts, dann gibt’s noch kleinere Probleme mit dem nächsten und obwohl nur 4 Leute anstanden, dauert’s halt eine gefühlte Ewigkeit. Ist aber für mich recht einfach – auf die Frage, in welchem Hotel ich wohnen würde, antworte ich ‚Family‘ und das war’s. Stempel rein und durch.

Dann geht’s zum Mietwagenschalter – wieder das altbekannte Dollar Rent a Car mit dem Pseudoauto Mitsubishi Lancer – immerhin ist er das letzte Mal ja gefahren – besseres kann man über ihn leider nicht sagen. Auch heuer ist’s wieder ein Lancer, mal sehen, wie sich der bewähren wird. Und mangels WLAN bei Viola gibt’s noch Vitamine (eine SIM Karte mit jeder Mange Datentransfer von Etisalat – nein, kein Witz, der Provider heißt wirklich so) für das Smartphone und dafür, daß ich dann auch Google Maps verwenden will. Im Auto – denn Dubai ist ja bekanntlich etwas schwierig, insbesondere, wenn man eine bestimmte Adresse anfahren will und partout nicht von den 12 Spuren der Emirates Road loskommt. Aber das war ja letztes Jahr und diesmal habe ich mir den nicht enden wollenden Kreisverkehr vor den Arabian Ranches wirklich memoriert.

Daß es dann doch nicht geklappt hat, ist ausschließlich meiner Nachlässigkeit (würde ja gerne mit  Müdigkeit argumentieren, aber das wäre gelogen) zuzuschreiben. Voll im Bewußtsein, jetzt alles im Griff zu haben – Smartphone mit Etisalat SIM und Kreisverkehr im Kopf verpasse ich die Ausfahrt, was mir sofort klar wird, als ich grade dran vorbeifahre. Dummerweise funktioniert zwar die SIM für Telefonie, aber der Datenverkehr läßt noch auf sich warten – Google Maps ade. Und ich wieder mal auf der falschen Seite der 311 Richtung Abu Dhabi oder wohin auch immer – nur nicht Richtung Arabian Ranches. Immerhin dauert es diesmal keine 80 km – wenngleich diese recht schnell ‚erfahren‘ werden können – und über einige Umwege und die real-time-navigation durch Viola am Telefon bin ich dann auch gleich da – gegen 08:30 bei wohligen 27° bei Leo und Yago.

Und einem ‚Überraschungsei‘ neben dem Eingang – hübsch in einem knapp sitzenden und deshalb passendem Verhüterli versteckt – aber dennoch zu erahnen (was aber jetzt nicht gemacht werden soll – da muß Michael erst mal seinen Blog updaten). Immerhin so viel: Das ‚Objekt‘ ist relativ groß, hat viele (weibliche?) Rundungen und sieht echt sexy aus … auch in der knappen, maßgeschneiderten Hülle.

Leo ist noch ein bißchen krank und erbricht sein Futter– was mir erst auf meiner Tagesdecke auffällt und – gerade als ich sie waschen will – auch im Schlafzimmer passiert. Diesmal mit einem blutigen Fleck drin. Das bedeutet einen Tierarztbesuch an späteren Nachmittag. Zwischenzeitlich hat mich Orpheus überfallen und in einen Bewußtlosigkeitsschlaf versetzt. Immerhin bin ich also nachmittags fit. Beim Tierarzt sind sie ratlos aber tatkräftig wie schon zuvor. Die Antibiotika haben anscheinend nicht gewirkt und überhaupt kann man nur raten, was der Gute aufgeschnappt hat. Er bekommt eine Infusion (was ihm gar nicht gefällt), darf aber später wieder nach Hause (und leckt natürlich seine Infusionsnadel raus). Und Viola und ich speisen zur Feier des Tages im Golfclub.

Viola hat sich den nächsten Tag frei genommen – und wir düsen mal raus auf die Palme (Palmeira). Da waren wir letztes Mal nicht gewesen. Das Ding ist ja schon beeindruckend – allein schon ob seiner schieren, imposanten Größe. Sieht man es von oben, wirkt die gesamte Anlage ausgesprochen filigran und dennoch fährt man ‚auf dem Stamm‘ erst mal einige Kilometer ‚hinauf‘, bis man zur Krone kommt – resp. dem Atlantis Hotel. Interessanterweise wurde da auch eine ‚kleine‘ Metro gebaut, die den gesamten Stamm entlang führt und schließlich kurz vor dem Strand endet – zwei Spuren in der Luft vor dem blauen Wasser – echt fotogen. Ist also doch nix mit filigran – richtige Infrastruktur. 

Ende einer Metro - der Golf läßt grüßen  und drüben ist der Iran

Die Palmenspitze ist natürlich touripotent – jede Menge Busse und Taxis kommen an und spucken die Tourigruppen aus – Handygenipse eingeschlossen, vor dem Durchblick des Hotels. Naja, ich bin auch nicht viel besser, nur meine Kamera(s) stechen (größenmäßig und technisch) aus der Menge raus.

Das Atlantis mit dem Loch drin - die Touris und deren Busse hab ich rausgenommen...
Der Besuch des Hotels ist dann eher Formsache – nichts wirklich aufregendes, aber immerhin ist der jetzt auch abgehakt. Den Anblick des untergegangenen Atlantis im Aquarium sparen wir uns.

Auf der Rückfahrt passieren wir die Marina, die zwischen Strand und erstem (‚unterstem‘) Palmwedel liegt, vor einer beeindruckenden Skyline. Viola möchte mir noch einen schönen Blick auf den Burj al Arab zeigen. Wozu wir das Madinat Jumeirah ansteuern. Laut eyewitness travel Guide ist das ein Top 10 in Dubai – sprich: must see. S beinhaltet zwei luxuriöse Hotels und eine Anlage mit ‚summer houses‘ und ist architekturell vom Geist Arabiens beeinflußt. Naja – ganz original ist das alles ganz sicher nicht, auch wenn man sich per Boot zu seinem Zimmer befördern lassen muß.

Der 'Geist Arabiens' vor dem realen Arabien im 21, Jahrhundert
Schön, daß es da auch noch einen guten Italiener gibt, bei dem die Pizza dünn ist und richtig italienisch schmeckt. Abends kommt Michael vom Oman zurück und lüftet das Überraschungsei-Geheimnis für mich – jetzt, lieber Michael, wird’s aber langsam Zeit, daß Du auch Deine Blogleser einweihst!

Ein Ziel hatte ich diesmal aber schon lange geplant: die neue, weiße Moschee in Abu Dhabi. Das ist die drittgrößte Moschee der Welt, ganz in Weiß gehalten (viel Marmor, Intarsienarbeiten) und sie besitzt den weltgrößten (wie könnte es auch anders sein) Teppich am Stück. Wir nehmen also einen Tag des Wochenendes und besuchen die Hauptstadt des nebenan liegenden Emirats. Viel Zeit bleibt uns nicht zur Besichtigung, denn die Moschee ist  nur bis 12:00 geöffnet - dann haben ausschließlich Muslims Zutritt - es ist Gebetszeit. Dennoch bekommen wir innerhalb einer Stunde einen Eindruck von der Größe und der Schönheit dieser Moschee.

Marmorintarsien im zentralen Hof der Moschee
Danach bleiben wir noch ein bißchen in der Stadt, genießen Kaffee und Kuchen über der Marina - wo wir mit einem Aufzug durch's Dach einer Mall hinkommen und besuchen schließlich noch das zweitteuerste Hotel der Welt (beim Bau war's - natürlich - das teuerste mit 3,5 Mrd $ Baukosten), wo man auch Kaffee mit Echtgoldbestäubung bestellen kann (haben wir natürlich nicht gemacht).

Dann ist Wochenende, teilweise ausgefüllt mit Fahrten zur Tierklinik, in die Leo jetzt doch noch eingeliefert ist (so kann die Infusionsnadel drinnen bleiben) und in der wir ein hübsches Kätzchen entdecken, das absolut lieb aussieht, total verschüchtert ist und ein Heim sucht … Mit einiger Mühe bekommen wir es aus seinem Käfig, wo es die Hälfte seines Lebens verbracht hat und nach einiger Zeit können wir das kleine Ding auch streicheln. Im Käfig zurück schmiegt es sich aber sofort wieder in die äußerste Ecke, wo es kaum erreichbar ist; nur der lange Michael kann da gestreckt noch hinfassen.

Wir erfahren, daß die Kleine mit zwei Geschwisterchen von einem (schottischen!) Tierfreund aufgelesen und in die Klinik gebracht wurde, eines davon dennoch nicht überlebte und das zweite erst letzte Woche abgegeben werden konnte. Zuvor hatte die Kleine in einem Baum gewohnt, kam nur kurz zum Füttern runter und versteckte sich danach gleich wieder oben. Poor thing.

Um die Story nicht zu verlängern: Es wird also diskutiert, ob die Kleine ins Leo- und Yago-Environment passen würde, wie die Jungs reagieren würden, was man beim Umzug nach Deutschland machen müßte, ob alle Impfungen durchgeführt seien (aha – da bahnt sich was an: ja, sie ist ‚gebrauchsbereit‘). Also: sie heißt jetzt Maggie und ist die ‚Adoptivschwester‘ von Leo und Yago. Noch bewohnt sie das Office, das gestern noch einige zusätzliche Katzenmöbel erhalten hat. Das arme kleine Ding war so verängstigt, daß sie sich am ersten Tag fast ausschließlich hinter dem Vorhang in der äußersten Ecke versteckt hat; daß sie sich bewegt hat, war nur am Spielzeug, Kratzspuren am von Yago ziemlich malträtierten Kratzbaum und etwas vernaschtem Fressen zu sehen. Ein zweites Versteck ist hinter dem Rollschrank unter dem Schreibtisch – schon etwas mehr im Freien. Und nach zwei Verstecktagen läßt sich Maggie jetzt kraulen, schnurrt vor sich hin, schläft mit ihrem Kopf in meiner Hand und wird langsam aber stetig heimisch. Die beiden Herren hatten zwar bei ihrem Einzug Notiz von ihr genommen, waren aber anscheinend nicht groß beeindruckt. Kein Geknurre, kein Fauchen, eigentlich kein Garnix. Ignoranz. Denkt man. Aber anscheinend ist da doch was zu entdecken – die beiden schleichen sich von Zeit zu Zeit an die Office Tür und sind schon etwas neugierig, was sich jetzt wohl dahinter verbergen könnte. Mal sehen, wie diese Story weitergeht. Hoffentlich mögen sich die drei lieber als Poppy und Georgie – sonst gibt’s da noch mehr Zoff!

Maggie - neu bei Familie Marx
Nachdem ich ja mittlerweile in die Geschichte des Überraschungseis eingeweiht bin, möchte Michael, daß ich dessen perfekte Formen im Abendlicht in der Wüste fotografieren sollte. Ist auch wirklich ein tolles Objekt, das wir auf einen kleinen Trip mitnehmen. Wir kommen gerade richtig zum Sonnenuntergang – rechtzeitig, weil Michael zwischenzeitlich mit 129 km/h in einer 90er Zone geblitzt worden ist (das wird teuer, aber das Auto wird er nicht abgeben müssen – haben wir hinterher eruiert) und können das Objekt gegen die untergehende Sonne plazieren: toll, wirklich beeindruckende Kurven (nein, nicht die Straßen – die sind schnurgerade).

What's that? Michael wirds mal auflösen...
Und ich komme zusätzlich noch in den Genuß einer Ansammlung von Bauklötzen, die pittoresk rumstehen und sich ebenfalls gegen den Abendhimmel vorzüglich ablichten lassen.

What's that - die zweite. Keine Ahnung, was das werden soll...
Am Wochenende feiern Viola und Michael ihren zweiten Hochzeitstag – passend dazu ist ein Bootstrip vorgesehen, zur Verabschiedung eines Kollegen, der davon gar nichts weiß. Und kurz vor der Abfahrt noch absagen will – was natürlich nicht zugelassen werden kann. Also verbringen Viola und Michael ihren Nachmittag auf dem Wasser – was aber so bewegt ist, daß man sich entschließt, Richtung Marina zurückzufahren und dort zu angeln. Vor der Skyline – mit Blick auf Violas Office. Immerhin erspart diese Entscheidung einigen Mitreisenden die Seekrankheit – was besonders bei Viola recht unschön gewesen wäre, denn für abends habe ich die beiden zu einem Hochzeitstagsdinner ins Jumeira Beach eingeladen – deutsche Küche im Keller (so heißt das Lokal, auch wenn’s im ersten Stock ist). Es gibt wirklich deutsche Küche – nur waren leider die Kartoffelknödel aus, sonst hätte ich die Gans probiert… Hunger hatte ich allemal, denn ich hatte mich den gesamten Nachmittag in der Mall of the Emirates rumgetrieben – was auch ganz schön in die Beine geht.
Der Burj al Arab bei Nacht und daneben ...

das Jumeira Beach - aus einem etwas ungewöhnlichen Winkel.
In der darauf folgenden Woche will ich meinen fahrbaren Untersatz dazu benutzen, ein bißchen den Norden der Emirate zu erkunden. Als mögliches Etappenziel zählt Ras al Khaiman, die nördlichste Großstadt. Auf dem Weg dahin benutze ich die Alternativroute ganz außen um Dubai rum (die 611 ist die äußerste Umgehung von Dubai – nur 6 spurig, aber zu der Zeit, in der ich unterwegs bin, nicht allzu sehr befahren). So bimmelt bei mir ständig die Speeding-Warnung, wenn ich mal wieder die 120 km/h erreiche – was beim Lancer ganz schön lange dauert, aber immerhin erreicht er diese Geschwindigkeit. Überhaupt muß ich ihm ein kleines Lob ausstellen: diesmal ist sogar ein Feuerlöscher drin – im Kofferraum, wo man bei einem Brand zwar nicht rankommt, aber dennoch ein Fortschritt gegenüber dem letzten…

Meine erste Station heißt nicht Sharjah, obwohl der Merian dort einen Kulturführungstag vorschlägt. Ich fahre ein bißchen weiter nach Umm al Quwain, Haupt’stadt‘ des gleichnamigen Emirats. Ich hatte keine große Erwartungshaltung und wurde demnach auch nicht enttäuscht. Da gibt’s nichts. Die ‚Altstadt‘ ist klein, ein bißchen runtergekommen, der Supermarkt ist idiotisch und die Weiterfahrt schnell eingeleitet. Jetzt fahre ich auf der noch langsameren Küstenstraße entlang (Limit 90 km/h – immerhin bimmelt der Lancer nicht mehr andauernd) und sehe hinter einer Kurve eine riesige Transportmaschine stehen. Offensichtlich ausgemustert steht sie da im Wüstensand. Daß da mal der Flughafen von Umm al Quwain war, stelle ich erst später auf Google Maps fest. Geblieben ist da nicht mehr allzu viel.

Dann ist da fast nur noch Leere, Sand und Küste. Und irgendwann taucht – wie eine Fata Morgana – aus dem Dunst ein Hochhaus auf, dann mehrere, dann viele und dann Iceland. Richtig – das ist ein Vergnügungspark. Mit künstlichem Eisberg als Eye-Catcher neben der Straße. In der Zwischenzeit hatte ich mir ein kleines Wadi – Galilah – als Tagesziel gesetzt, das kurz vor der nördlichen Grenze nach Oman liegt und an dessen Ende ein ‚mountain resort‘ liegen könnte. Erst aber muß ich mal durch RAK (Ras al Khaimah) durch, das sich als deutlich größer als erwartet rausstellt und zudem etwas tricky ist, weil halt UAE’sch die Wegweisung nicht immer vorhanden ist. Außerdem – obwohl jetzt mein Handy auch unterwegs Google Maps kann - kann es nicht navigieren. Das geht hier (noch) nicht; ergo muß ich zwangsläufig immer mal wieder drauf schauen (es dazu erst aufwecken) und fahre schon mal den einen oder anderen Kreisverkehr falsch ab. Die grobe Richtung stimmt aber und irgendwann bin ich auf der Ausfallstraße, die – weil rechts voller Schlaglöcher – fast nur links befahren wird und wo man von den immer hektisch eilenden Einheimischen meist etwas unwirsch verjagt wird. Auf des Vordermanns Stoßstange aufzufahren, scheint Nationalsport zu sein…

Außerhalb sind jetzt auch die nördlichen Berge ganz nahe – Berge, wie sie ähnlich im Oman zu sehen waren. Ein bißchen bin ich schon überrascht über den abrupten Übergang von fast flacher Wüste zum Wüstengebirge, aber wegen der Schönheit der Landschaft natürlich sehr positiv überrascht. Das gibt einen Vorgeschmack auf den Besuch des nördlichsten Teils der Halbinsel, der hoffentlich bei der nächsten Reise durchgeführt werden wird. Aber anscheinend haben es sich die UAE in den Kopf gesetzt, freie Sicht von der Westküste zur Ostküste zu schaffen: so sehr sind sie damit beschäftigt, die Berge abzutragen und zu Zement zu verarbeiten. Eine gigantische Maschinerie ist da am Werkeln und ein Zementwerk mit unglaublichen Dimensionen liegt an der Straße. Immerhin geht’s danach in ‚mein‘ kleines Wadi Galilah. Die ganze Straße ist mit UAE Fahnen geschmückt, weil ja am 02.12. der 40. Geburtstag ansteht. Auf vielen Berggipfeln sind Flaggen gesetzt, manche Bergflanken haben zig-Meter-lange Fahnen-Drapierungen erhalten. Ganze Häuser sind in die Nationalfarben gehüllt und viele Autos ‚kunstvoll‘ mit grün-schwarz-weiß-rot verziert. Hauptsache national – auch wenn man dann nicht mehr aus dem Auto raussieht.

Yeah - die UAE feiern Geburtstag
Die recht kurze Fahrt durch das Tal macht mir richtig Spaß – die Landschaft ist einfach überwältigend: Wüstengebirge ist immer mein Fall.

Ich liebe diese steinigen Wüstengebirge

Etwas überraschend geht’s nicht hoch und langsam stelle ich fest, daß das Resort auf der Hinterseite eines Bergs liegt, der nur von wo ganz anders aus befahren werden kann. Macht nichts – auch so ist das Galilah Tal anmutig und schön. Und schließlich komme ich als Highlight noch an die längste UAE Flagge: am Talende wird gerade eine Staumauer gebaut und die ist vollständig in den Nationalfarben gehalten. Gegen diesen Nationalstolz nimmt sich die deutsche Fußball-WM-Manie geradezu manierlich aus…

Die wohl längste UAE Flagge
Den Rückweg will ich durchs Landesinnere entlang der Bergkette machen – ist zwar deutlich weiter, aber so sehe ich auch mehr Wüste. Im Zickzack fahre ich also wieder Richtung Dubai, nehme eine Ausfahrt Dubai und stehe dann auf einmal vor dem Straßenende. Da war zwar ein Wegweiser und es gibt eine vierspurige Straße, aber die endet einfach im Sand. Ja, so san’s, die Dubaianer. Schicken einfach die Touris in die Wüste.

Zu allem Überfluß glaube ich der Wegweisung auf der Al Ain Road Richtung Abu Dhabi auf die 311 mal nicht (üblicherweise wird erst drunter durch gefahren, dann rechts raus und in einer 270° Rechtskurve dann schließlich links abgebogen – für alle, die das nicht verstanden haben: macht nichts, aber benutzt in Dubai Taxi oder ÖPNV und fahrt NICHT mit dem Leihwagen); diesmal ist aber alles anders und um links abzubiegen muß vor der Unterführung rechts abgebogen und dann nur 180° links gekurvt werden. Ergebnis: Ich bin mal wieder auf der 311er Flughafenschleife. Also mach ich ein bißchen forciertes Nightsightseeing, komme auf die 311 zurück und fahre den ominösen Kreisverkehr völlig richtig. Google Maps, meinem Orientierungssinn und Gedächtnis sei Dank.

Viola wollte mich auf dem Nachhauseweg von Galilah noch bei ‚Ihrem‘ verlassenen Fischerdorf vorbei schicken – das sei mit Baumaterial aus Muscheln, Korallen etc. gebaut gewesen, mittlerweile verfallen und diene manchmal als Filmkulisse. Da das also recht verlockend klingt, fahre ich einige Tage später dort hin – diesmal einfacher auf der 311 (ja, die führt bis RAK und drüber hinaus) und biege kurz vor Ras al Khaimah auf die Küstenstraße ab. Von da an hilft mir Google wirklich weiter – denn beschildert ist der Ort nicht. Problemlos finde ich hin. Links stehen auf einer Halbinsel riesige Neubauten, rechts sieht man Kräne und ahnt Frachtschiffe, eine Flotte LKWs rottet rum und unzählige Ruinen kleiner Fischerhäuser. Langsam wird mir klar, was den Charme ausmacht: Es ist die Kombination des filigranen Baumaterials mit dem Verfall des Ortes inmitten einer modernen Welt. Diesen Gesamteindruck kann man nicht auf Bildern festhalten – da muß man schon wirklich selbst da sein; aber fotogen ist das Ambiente wirklich – auch wenn man dazu ein bißchen nekrophil und morbidlastig sein sollte.

Natürliche Verzierungen im Baumaterial
Der Balkon des Minaretts fällt herunter, die Trümmer liegen um die Basis herum; viele Wände sind graffiti-verziert (warum auch nicht); verfallende Mauern trennen Anwesen nicht mehr voneinander, sondern lassen Über’tritte‘ zu (auch wenn mal ein Stück Mauer nachgibt und man runterfällt – es sind ja nur Dornenbüsche da… paßt eh zum Ambiente.

Ein nicht mehr ganz funktionsfähiges Minarett - und bei der Leitung bin ich mir auch nicht sicher...

Das war mmal ein Wohnzimmer
Jedenfalls bin ich voll auf meine Fotografen-Kosten gekommen und bereue die lange Anfahrt nicht. Auf dem Rückweg halte ich zudem beim morbiden Transporter und nehme den auch noch genau in Augenschein resp. vor die Linsen.

Viel wird er nicht mehr transportieren...
Da Michael in dieser Woche seine jordanischen Importeure auf Vordermann bringen muß, sind Viola und ich wieder für zwei Tage allein – mit den Kleinen, natürlich. Da mir der Burj Khalifa so richtig gut gefällt, machen wir uns abends auf den Weg dorthin, dinieren bei einem guten Italiener, machen einige gewöhnliche und einige absonderliche Fotos und beschließen den Abend mit dem Einkauf von Nespresso Kapseln in der gigantischen Dubai Mall – 1200 Geschäfte sind da untergebracht. Still kalkuliere ich mal meinen Plan, alle Geschäfte an einem Tag abzulaufen und in jedem davon ein Foto zu machen – woww, das wird aufwendig. Verschieben wir’s auf den nächsten Besuch…

Ziemlich verfremdet, der nächtliche Buj al Khalifa
Langsam geht die Zeit dieses Besuchs zu Ende. Zwischenzeitlich haben wir Leo wieder aus der Pet-Klinik holen können und zuhause erholt er sich ganz schnell. Einige Tage später ist er schon wieder ganz der Alte geworden – Pascha und Boß. Auch wenn Maggie das noch nicht weiß…

Ein Glanzpunkt bleibt aber noch: Die Rugby SevenS (ja, so heißen die), sind gerade in Dubai und am Nationalfeiertag gehen wir hin. An der Al Ain Road ist ein Stadion für 50.000+ aufgebaut, und (mindestens) so viele Autos scheinen davor zu parken. Es ist eine schier unendliche Reihe von SUVs, BMWs (auch Michael’s) und einer Unmenge anderer großer Autos, die auf einem Riesenareal abgestellt sind. Wir (Personen) ergattern einen Platz auf der Familientribüne (da gibt’s keinen Alkohol…) und genießen – für mich das erste Mal – eine Rugby-Atmosphäre totally relaxed. Viele Besucher sind maskiert gekommen – auch im Schottenkilt, als Indianer, mit Perücken, bemalt oder sonstwie auffallend – und die Ausgefallendsten werden in den Spielpausen vom Fernsehen interviewt. Da ist nichts mehr mit dezenter Kleidung – aber anscheinend sind alle damit einverstanden.

Richtige Fans - oder nuur aus Spaß an der Freud?

Indianer gab's auch - mit vielen Promillen im Blut
Die SevenS ist eine Veranstaltungsreihe der World Series. Alle großen Nationalteams sind da – die All Blacks als gerade gekürte Weltmeister, die Australier, Briten, Fiji, Samoa (richtig, die sind beide verdammt gut), Südafrika und natürlich auch Schottland. Im Gegensatz zum ‚normalen‘ Rugby wird aber nur zweimal 7 Minuten gespielt und das mit Mannschaften, die nur 7 Spieler haben. Macht – viele Spiele pro Tag und viele Tries (für American Football – Kundige: So heißen die touch downs beim Rugby). Und viel action. Und auch die UAE dürfen mitspielen, wenngleich keiner der Gegner auf den Geburtstag Rücksicht nimmt: im letzten Spiel des Tages verlieren sie 74:7 gegen – ich glaube – Argentinien, oder so. Aber das nimmt man alles gelassen.

'Wir' Schotten haben den Ball - und gewinnen auch das Spiel!
Dann wird aber doch noch zelebriert – 40 Jahre UAE müssen auch beim Rugby gefeiert werden: es wird eine kleine Parade abgehalten, die Mannschaften laufen ein, die Nationalhymne wird gespielt. Und –aus dem nächtlichen Himmel fliegen Gleitschirmflieger ein – ziemlich abenteuerlich im Sturzflug. Und – wie könnte es auch anders sein – die beiden letzten haben Flaggen an den Beinen befestigt: auf einer ist der Scheich abgebildet, der zweite trägt die Nationalflagge.

Finales Highlight der Festsivitäten: Einschweben der Nationalflagge
Dennoch geht alles total relaxed über die Bühne, heiter und nicht über die Maßen würdevoll (wie das wohl vielerorts gemacht werden würde). Die Menge ist sowieso heiter und ausgelassen – so viele Betrunkene (!) habe ich nur bei meinem einmaligen Besuch auf dem Oktoberfest gesehen… Heineken läßt sponsorn und grüßen.

Daheim aber warten die drei Katzen und deshalb geht’s schon vor den letzten Spielen nach Hause. Wir weihen noch das Edinburgh Monopoly ein (ich gehe mit fliegenden Fahnen unter und Michael schnappt sich fast alles; nur Viola hält noch tapfer dagegen). Und dann heißt es schon fast wieder Abschied nehmen: ein Tag für Packen (auch für Michael, der nach München fliegt), Maggie-Sachen kaufen – das war’s dann.

Dubai – nicht ganz touristisch aber mit atypischen Highlights.

Und den übliche Highlights: Viola, Michael und die ‚Kleinen‘. 

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