Dienstag, 9. Dezember 2008

081209 - mal wieder unterwegs - nach phnom penh

Heute ist wieder Reisetag. Das heisst - frueh aufstehen, packen, fruehstuecken und rein ins Tuktuk zum Busbahnhof.

Ist auch so, bis auf den letzten Teil. Wir sollten um 07:45 abgeholt werden - und das hat bisher immer auf die Minute gepasst. Nur heute - ist keiner da. Mehrere Anfragen des Hotels bei der Busgesellschaft und dem Reisebuero bleiben erfolglos. Es wird uns zwar versichert, dass da was im Anmarsch sei, aber so ganz gwies woas do koana was (fuer die Nicht-Bayern: Genaues kann nicht gesagt werden).

So mit mehr als einer halben Stunde Verspaetung tuckert dann ein - Bus an. Sofern man das Geraet noch Bus nennen kann. Jetzt wird mir auch die Feststellung des Rezeptionisten klar, der meinte, warum wir nicht bei einer namhaften Gesellschaft gebucht haetten…

Naja - es gibt noch Plaetze und irgendwie schafft es der Fahrer, das Geraet zu bewegen. Komischerweise nicht Richtung Busbahnhof, sondern zu immer weiteren Guesthouses, was dazu fuehrt, dass die platten Federn (sofern da noch welche waren) brettleben wurden. Aber das kennen wir ja schon.

Gegen 09:00 laufen wir dann endlich bei unserem Bus ein - wo die anderen Fahrgaeste schon seit 30 Minuten auf die Abfahrt warten. Aber immerhin ist's billig und unsere Plaetze sind reserviert.

Die Fahrt selbst verlaeuft ziemlich ereignislos - ist bei meiner normalen Schlafmenge bei Busreisen auch verstaendlich, bis auf zwei bemerkenswerte Dinge:
  • Beim ersten Halt bildet sich gleich eine Schlange vor den Toiletten - obwohl da eine Menge vorhanden sind. Kurzentschlossen setzt sich eine einheimische Frau neben den Weg zu den 'Haeuschen', breitet den Rock um sich aus - und bieselt drunter auf den Boden. Ob durch oder ohne Unterwaesche ist mir nicht klar - aber fragen wollte ich dann auch nicht…
  • Beim zweiten Halt bekommt Erwin zwar eine Nudelsuppe, aber von ziemlich fraglicher Qualitaet, die er dann auch noch partiell ueber seine Hose schuettet, als eine Kakerlake ueber seine Fuesse laeuft. Zwischenzeitlich habe ich als Delikatessen an einem Stand draussen entdeckt: gegrilltes Irgendwasgetier, Grillen (schauen nett aus) und schwarz gegrillte oder verbrannte Riesenspinnen. Toll. Ich kaufe - wie Erwin schon beim Stop zuvor - hart gekochte Eier, die ausnahmsweise nur hart und noch nicht blau gekocht sind.
In der Hauptstadt suchen wir dann entsprechend dem Ratschlag unseres Fuehrers das Royal Guesthouse auf, das mit einer ziemlich unwilligen Besitzerin gesegnet ist und seinen guten Ruf aus dem Fuehrer wirklich nicht verdient. Immerhin haben wir ein Riesenfenster - nach innen, zur Sitzgruppe. Keine Seife, kein Toilettenpapier - und das fuer 15 $. Die spinnen - aber wir wollten nach der Tuktuk-Irrfahrt hierher auch nicht mehr weiter. Die Strasse hat der Tuktuki zwar gefunden, aber das Guesthouse erst nach einem halben Dutzend Stopps…

Die erste Stadtbesichtigung endet am Koenigspalast, der noch am Tonle Sap Ufer liegt, ziemlich genau da, wo dieser in den Mekong muendet. Es scheint, dass dies der zentrale Treffpunkt fuer alle hier ist. Sehr lebendig.

Auf dem Weg zurueck kommen wir noch am wunderbaren Lokal 'Edelweiss' vorbei, wo es zum Fruehstueck sogar Weisswuerste geben soll (hallo Hans - das waere doch was fuer Dich…). Wir lassens aber links liegen und planen noch ein bisschen voraus. Ein Muss fuer hier: die Killing Fields. Und dann wollen wir uns noch den Koenigspalast anschauen, bevor es Richtung Sueden geht. Uebermorgen oder auch spaeter. Who knows?

081208 - pontons, ein fluss in zwei richtungen und ein see mit unterschiedlichen groessen

Klingt alles ganz verwirrend - ist es aber nicht……

Den Tag haben wir ganz locker angehen lassen, denn die Tour zum Tonle Sap hatten wir erst fuer den Nachmittag gebucht, damit wir den Sonnenuntergang mal wieder an einem Wasser geniessen konnten. Vormittags haben wir uns noch ein bisschen in der Stadt umgesehen, aber nicht viel Neues entdeckt. Der Zentralmarkt war noch am Aufwachen, der Essensmarkt dagegen schon voll aktiv.

Um 13:00 holte uns dann ein neuer Tuktuk-Fahrer - noch ganz jung und nur mit einem ein- bis zweiwortigen Englischvokabular gesegnet - vom Hotel ab und fuhr gemuetlich, ganz gemuetlich Richtung Osten. Kaum ein bisschen Fahrtwind war zu spueren - aber irgendwann wollten wir ja dennoch ankommen. Etwa 20 km ausserhalb des Stadtzentrums biegt er dann auf eine kleine Landstrasse Richtung Sueden, also auf den See zu, ab. Nach einigen Kilometern wird aus der kleinen Strasse - wie koennte es auch anders sein - eine ungeteerte und immer ungemuetlicher werdende Piste. Mit vielen Schlagloechern, die unser etwas unerfahrener Tuktukteur nicht immer gut meistert. Aber immerhin vorankommt. Und dann ist es einfach aus - die Piste laesst ein Weiterkommen mit dem Tuktuk nicht mehr zu. Parken. Tuktuk abnehmen und weiter mit dem Moto - und einem Moto des spaeteren Bootsfuehrers.

Unser Fahrer war so unglaublich unerfahren, dass ich mal absteigen musste (auf sein Bitten hin) und wir dreimal nur mit gemeinsamem Einsatz einen Sturz vermeiden konnten. Aber - auch diese Fahrt hat mal ein Ende - am Bootsanlegeplatz.
Dann geht's mit einem richtig komfortablen Boot - nur fuer Erwin und mich als Gaeste - raus auf den Tonle Sap. Da der See aber waehrend des Jahres immer unterschiedliche Wasserstaende hat, und er jetzt nach der Regenzeit wieder abfliesst, liegt die eigentliche Uferlinie einige Kilometer vor uns. Wir passieren die Strecke dahin auf einer kanalartigen Wasserstrasse, muessen von Zeit zu Zeit irgendwelchen entgegenkommenden Booten ins Gebuesch ausweichen, kommen aber zuegig voran. Die unterschiedlichen Wasserstaende haben eine unglaubliche Ursache: waehrend der Regenzeit transportiert der Mekong derart viel Wasser, dass sich der Lauf des Tonle Sap (das ist der Fluss zwischen dem gleichnamigen See und dem Mekong) umkehrt (!) und er zurueck in den See fliesst. Im Laufe eines halben Jahres verdreifacht sich die Oberflaeche des Sees, sodass dann Doerfer am Ufer stehen, die sonst ein Dutzend Kilometer landeinwaerts liegen. Der Wasserpegel schwankt dabei um 5 m. Uebrigens wird die 'Wiederumkehrung' des Flusses im November in Phnom Penh jedes Jahr mit einem grossen Fest gefeiert.

Da sind wir also und fahren in Richtung See, wo das Dorf Kampong Phluk liegt - eines der sog. schwimmenden Doerfer auf dem See.
Schon die Aenfahrt fasziniert - aus dem Kanal werden mehrere, die sich erweitern und schliesslich ist zu erahnen, dass da ein See liegt. Dann kommen die ersten Haeuser auf Stelzen ins Gesichtsfeld. Auf Pontons liegen Eingangsplattformen schwimmend an den Stelzen. Oft kann man sehen, wie stark der Wasserpegel differiert - die Markierungen durch Ablagerungen sind vor allem an einigen stabil gebauten Haeusern deutlich zu sehen.Das Aengebot, den Tempel des Dorfs zu besichtigen, schlagen wir aus, sind aber vom Leben auf dem Wasser total hingerissen. Langsam entschwindet das Dorf, die Besiedlung auf dem See wird duenner und durch einen ueberfluteten Wald abgeloest. Man fuehlt sich wie in Herr der Ringe - unheimlich aber schoen. Im Gegenlicht leuchtet das Gruen von dunklen Staemmen, auf der anderen Seite ist das Laub lichtdurchflutet und die Staemme erscheinen weniger bedrohlich in dunklem Braun. Diesen Wald sehen wir dann direkt aus einem kleinen Boot, in das wir umsteigen sollen. Eine Frau und ihr Sohn steuern uns durch das Gewirr aus Staemmen.

Dann geht es - obwohl es erst 15:45 ist - Richtung Sonnenuntergang. Raus auf den offenen See. Der Bootsfuehrer 'ankert' an einer noch aus den Fluten ragenden Baumkrone, stellt den Motor ab und beginnt ein Schlaefchen. Das ist uns aber zu langweilig - und wir beschliessen, das Dorf zu besuchen und den faelligen Sonnenuntergang dort zu sehen. Eine gute Entscheidung.Zwar werden wir beim 'Landgang' zunaechst von einigen Frauen mit dem Wunsch nach 'Buecherkauf fuer die Kinder' ziemlich belaestigt, aber das Dorf ist es wert, etwas laenger besucht zu werden.

Eine Schule liegt gleich gegenueber des Tempels und es scheint, dass tausende von Kindern dort singen oder Radau machen. Kann aber gar nicht sein, denn genauso viele tummeln sich auf der offenbar gerade trocken gewordenen Dorfstrasse. Da wird Fussball gespielt, gelaufen, Drachen werden steigen gelassen und das alles vor der Kulisse von Stelzen, die 6 und mehr Meter ueber uns hinausragen.


Kaum jemand nimmt mehr von uns Notiz, nur die Kinder freuen sich ueber ihre paar Worte: What's your name? Und lachen unentwegt, wenn sie eine Aentwort bekommen. Oft nehmen sie - das ist etwas aussergewoehnlich - auch unsere Haende und kichern dann umso mehr.


Ein kleines Kind von vielleicht maximal zwei Jahren krabbelt eine Huehnerleiter zum Hauseingang hinauf - wobei ihm die Stufen bis ueber die Huefte reichen. Interessante Technik - aber wohl schon einige Male erprobt. Wir koennten uns da stundenlang aufhalten, ohne dass es langweilig wird - aber irgendwann ist doch wieder Bootszeit und so sehen wir den Sonnenuntergang mit einer wunderbaren Kulisse.


Gerade noch bei Daemmerung kommen wir an, werden auf die Motos verladen und zurueck zum Tuktuk gekarrt. Diesmal schafft es unser Chauffeur ohne Stop - wahrscheinlich weil er jetzt Erwin bei sich sitzen hat… Aber auch meiner kommt Klasse durch.


Die Fahrt zur Hauptstrasse ist dann ein etwas seltsamer Genuss - Horden von Radfahrern und Motos kommen uns entgegen, meist natuerlich unbeleuchtet - mir ist schleierhaft, wie die im Dunkeln die Schlagloecher sehen - dann aber wieder voll aufgeblendet. Einmal kreiert unser Fahrer auch einen Verkehrsstau mit Fast-Unfall - ein paar Maedels kreischen auf ihren Fahrraedern ziemlich auf - aber schliesslich sind wir dann auf der Staatsstrasse 6 Richtung Siem Reap.Wo wir von Anfang an von einem Tuktuk verfolgt werden. Knapper Abstand, kein Ueberholen - was will der Kerl? Vor den Taschendiebstaehlen aus den Tuktuks sind wir ja reichlich vorgewarnt - und Erwin meint, dass ich meine Fototasche doch besser halten sollte. Sie liegt aber im Dunkeln am Boden - kaum einsichtbar von aussen. Aber - oh Schreck - seine Geldboerse ist weg! Aus der Hosentasche gefallen liegt sie gerade noch auf dem Sitz - und waere wohl beim naechsten Schlagloch aus dem Tuktuk gefallen. Unsere Verfolger bleiben bis kurz vor dem Hotel hinter uns, obwohl unser Fahrer einen Rekord im Langsamfahren aufstellt.Das war's also im wesentlichen mit Siem Reap - noch ein Abendessen im Lokal vom ersten Abend, dann Abmarsch ins Bett, denn um 07:45 werden wir schon wieder abgeholt.


Weiterreise nach Phnom Penh.

Sonntag, 7. Dezember 2008

081207 - kurzbericht

erwin ist heute den halbmarathon gelaufen (inoffiziell: 1:53:10). es war zwar nicht sonderlich heiss, aber trotzdem schweisstreibend.

den rest des tages haben wir (auch ich) uns erholt.

internet ist immer noch sehr langsam - kaum moeglich, einige bilder in weniger als unendlicher zeit hochzuladen.

der bericht ueber die 'faszinierende' reise von don khon nach siem reap ist wieder mal laenger geworden und steht deshalb auf wremmele.blogspot.com - viel spass beim lesen.............

081206 - tempel - noch ein tempel - und noch (kh)mer tempel

Happy Birthday - lieber Bruder. Trotz des gestrigen Anrufs ist schon eine Gruss-SMS von zuhause fuer ihn da. Trotz Zeitverschiebung. Meine Gratulation kommt persoenlich. Logo.

Viel Zeit zum Feiern wollen wir uns ja sowieso nicht geben (ausserdem liegt uns das ja eh' nicht). Fruehstueck und dann sollte ja unser Tuktuk Fahrer schon um 08:00 auf uns warten. Was er auch puenktlich und zuverlaessig macht. Erwin will noch einen kleinen Umweg machen, da in seinen Unterlagen die sog. 'Id' fehlte. Die Jungs vom Marathon haben schon offen - nur unser Fahrer mosert wegen des Umwegs zunaechst ein bisschen rum. Er wollte uns anfangs eine weitere Tour vorschlagen - zusaetzliche 10 $ fuer irgendeinen Tempel, der im LP erwaehnt und wegen seiner Fresken beruehmt (?) sei, zusaetzliche 1 Stunde Fahrt - aber das wollen wir wirklich nicht. Die kleine Tour reicht uns allemal.

Erwin stellt dann fest, dass die Id wirklich fehlte - waere uns morgen zum Verhaengnis geworden, denn ohne Id kein Durchkommen in den Tempelbezirk - und bekommt auch fuer mich eine dazu. So avanciere ich zum Laeufer (h.c.) und darf auch was vom Angkhor Wat Marathon mitnehmen.

Die genannte kleine Tour fuehrt uns zunaechst - zu einer Baustelle - die der Fahrer als 'crazy' bezeichnet, dann auf die lange, gerade Anfahrtsstrasse zum Archeological Park und schliesslich zum Ticket Booth. Wo wir - Banausen die wir sind - ja nur ein Eintagesticket loesen und uns deshalb auf der Rueckseite anstellen muessen. Mit etlichem Geschrei und zugehoeriger Gestik werden wir dirigiert - keine Ahnung warum - nein hier, nicht doch, und der andere dort. Es werden naemlich Bilder fuer den Eintrittspass geschossen. Haette man zwar auch mit zwei Worten und ohne Schubserei erklaeren koennen, aber so funktioniert's halt auch.

Nach Bezahlung der 20 $ pro Person (ganz schoen heftig in dieser Gegend) geht's wieder ins Getoeff, 10 m weiter werden wir angehalten - Ticket please - das dann abgelocht und endlich geht's Richtung alte Khmer.

Unterwegs sehen wir schon die Anzeichen fuer den morgigen Marathon - Wendemarken, Wasserstellen - und endlich kommen wir an den Ankhor Wat. Gigantisch. Allein schon die Groesse ist beeindruckend. Die Tempelanlage ist von einem Wasser'graben' von ca. 200m Breite umgeben und misst stattliche 1,8 x 1,5 km! Ein Tempel allein hat also die Groesse von 2,7 km2! Da ist es nur verstaendlich, dass die bekannten drei Spitzen von Angkhor Wat erst in der Ferne zu sehen sind. Mit unserem Fahrer hatten wir ca. eine Stunde fuer die Besichtigung verabredet - bei der Groesse ist das aber eher ein Durchlaufen statt Anschauen - es wird also laenger dauern. Die gesamte Anlage schlaegt uns in ihren Bann. Da wird sogar mir verstaendlich, dass man Tage mit der Besichtigung aller Tempel verbringen kann. Ganz innen sehen wir eine neuere Buddha-Statue - die auch aktiv verehrt wird - obwohl der Tempel eher eine hinduistische Grundlage hat. Das stellen wir aber spaeter in jedem groesseren Tempel wiederholt fest.

Nach Angkhor Wat stellt Angkhor Thom das naechste Highlight auf der Tour dar. Obwohl im Tempelbezirk gelegen, ist es eine kilometerlange Anfahrt ueber eine schnurgerade Strasse, die dorthin fuehrt. Bemerkenswert ist dabei der Bayon, der fuer seine vielen in Stein gemeisselten Gesichter bekannt ist. Obwohl viel von der Architektur verfallen ist, verfalle ich dem Reiz dieser Masken.

Wir treffen anschliessend den Fahrer wieder - und sind eigentlich schon nach zwei Tempeln ziemlich an der Aufnahmegrenze angekommen. Es geht aber - wir sind immer noch im Bereich von Angkhor Thom - weiter zur Terrasse der Elefanten, zum Phimiamakas und schliesslich doch zu einer Mittagspause in einem der zig Restaurants. Ueberhaupt entkommt man auf dem gesamten Gelaende nur aeusserst selten den omnipraesenten Verkaeuferinnen und Kids, die Postkarten, Fuehrer oder sonstwas fuer 1 $ an den Mann bringen wollen. Wie Kletten haengen sie sich an die Touristen und nur eine wirklich deutliche Ablehnung fuehrt dazu, dass sie von einem ablassen. Das ist uns sonst noch nirgends so gegangen. Als ich mal ein Baby laechelnd anschaue, sagt mir seine Mutter: 'You want baby? Also 1 Dollar!' Ob das allein im Scherz gesagt war?

Am Nachmittag besuchen wir u.a. noch den Ta Keo - mit exorbitant steilem Anstieg, schmalen, abgelaufenen Stufen, die nur unter Zuhilfnahme der Haende gefahrlos hinunterzugehen sind - und dann den 'Baumtempel' Ta Prohm mit Kambodschas wohl beruehmtesten Baeumen, die die alte Tempelanlage verzaubern. Das sehen auch die vielen Touris so und posieren einer nach dem andern fuer Erinnerungsfotos vor den visuellehn Highlights. Ein wirklich arger Graus.

Am Spaetnachmittag ist dann wirklich die Grenze der Aufnahmefaehigkeit endgueltig erreicht - und bald auch das Ende der 'kleinen Tour'.

Chi - so heisst unser Tuktukteur - hat ueberall geduldig auf uns gewartet und faehrt uns schliesslich zurueck ins Hotel. Nicht ohne zu bemerken, dass er natuerlich auch abends fuer uns zur Verfuegung stuende - etwa fuer die Fahrt in ein Lokal mit Tanzvorfuehrungen lokaler Taenze. Wir wollen aber nur noch vor Erwin's morgigem Marathon seinen Geburtstag in einem netten Lokal ausklingen lassen.

Zugegeben - ich bin mehr beeindruckt von dem Tag, als ich anfangs erwartet habe. Die Macht der alten Steine hat mich doch noch erfasst.

Freitag, 5. Dezember 2008

081203 - don khon: tosende stille

Wir hatten den Wecker auf 06:00 gestellt - wegen Sonnenaufgang am Mekong. Untergaenge hatten wir ja schon mehrfach gesehen - aber der Aufgang fehlte uns noch. Muede wie ich war kroch ich dann doch nicht aus den Federn, aber Erwin quaelte sich hinaus - jedoch ohne Erfolg: Der Sonnenaufgang war kein fotogener. Schade - aber wir mussten ja trotzdem bald raus.

Frau Mali bot uns ein exzellentes Fruehstueck - auf Porzellan, alles passend, die Eier auf den Punkt genau 'easy side up' gebraten, das Baguette kross, verschiedene Marmeladen, Bananen, Tomaten. Einfach Klasse - eine ganz tolle Unterkunft. Aber auch die muessen wir mal wieder verlassen - koennen uns von ihrem Mann leider nicht verabschieden, weil es ihm heute morgen schlecht geht und er noch im Bett liegt. Gute Besserung.

Wir hatschen mit unserem Gepaeck Richtung Ablegestelle, werden dann gebeten, noch etwas zu warten. Das Boot - wirklich etwas groesser - ist schon da, aber wir duerfen noch nicht rein. Beim Warten werden wir von einem Mann angesprochen - er stellt sich als Klaus vor, der sich einen Jugendtraum verwirklicht und SO-Asien mit dem Fahrrad bereist. Ausgangspunkt war Mitte Vietnam, wo seine Frau gerade in einem Entwicklungshilfeprojekt beschaeftigt ist und Endpunkt ist eine Insel westlich des Mekong-Deltas, die man normalerweise Kambodscha zurechnen wuerde. Und - die Grenze ganz im Sueden sei offen; das wisse er aus sicherer Quelle, und er muesse die ja auch benutzen. Eine Spitzeninfo! Da koennen wir unsere Reise deutlich verbessern - wir hatten darauf gehofft, aber keine Info darueber erhalten. Wie es dann dort unten wirklich weitergeht - das entscheiden wir spaeter. Jedenfalls hat Klaus auf der Strecke auch einige Tiefen zu ueberwinden - und, wie mir erscheint, auch die Nachwehen von Stuerzen, wenn ich mir so seine offenen Unterschenkel ansehe… Mit einem Moto geht's dann vielleicht doch besser.

Auf das Boot werden jetzt langsam die Fahrgaeste verladen - ist genuegend Platz, aber einige sind doch etwas aengstlich oder aergerlich. Auch die Oberlehrer-Zenzi aus Muenchen, die mir gestern schon mal 'das Kraut ausgeschoepft hat', als sie mich besserwisserisch von Fotos abhalten wollte. Ich hatte zwar zuvor gefragt und auch das OK erhalten - aber die Zenzi weiss halt alles besser. Auch jetzt mosert sie draussen noch etwas rum. Die Gruppe besteht aus 4 Damen, die letztes Jahr schon Nord-Laos bereist haben und heuer den Sueden machen und ueber Kambodscha nach Bangkok reisen, wo sie hoffentlich auch ausfliegen koennen - gleicher Termin wie wir aber (gottseidank) andere Gesellschaft. Das erfaehrt Erwin von einer der Vieren, die ganz nett ist und mit der wir unsere Bank teilen.

Auf dem Mekong geht's gemaechlich dahin, und langsam merken wir auch, dass da wirklich viele, sogar sehr viele Inseln liegen. Don Khong ist ja sehr gross und dominiert die Umgebung - sie wirkt wie das Festland - aber weiter suedlich nimmt die Struktur doch erheblich zu, es sind viele kleine und Mikroinseln, die aus dem Wasser auftauchen. Per Bojen - normalerweise aus Plastikflaschen - ist die Fahrtrinne markiert.

Zunaechst legen wir nach 1 1/2 Stunden auf Don Den, der Schwesterinsel von Don Khon an. Einige Gaeste verlassen das Boot - fuer uns geht's aber noch eine knappe halbe Stunde weiter, obwohl die beiden Inseln nur einen Steinwurf auseinanderliegen. Grund: Don Det wird im Norden, Don Khon im Sueden von Don Det angefahren. Bei der Anfahrt sehen wir auch die noch von den Franzosen errichtete Bruecke zwischen den beiden Inseln.

Dann geht's wieder mal daran, eine Bleibe zu suchen. Zunaechst mal laufen wir zur Auberge Don Khon, von der wir morgen abgeholt werden sollen. Die Muenchnerinnen sind da auch schon da und im Nebensprechen erfahre ich, dass die Auberge voll belegt sei (was zwar nicht stimmt - aber wir haetten auch kein Zimmer fuer 35 $ genommen). Schraeg gegenueber wurden wir schon mal angesprochen - da liegen einfache Bungalows, die fuer unter 5 € vermietet werden. Haben zwar kein Warmwasser, sind nicht gerade eine Augenweide aber fuer unseren Zweck gut genug. Und auf der Veranda sind zwei Haengematten montiert - Siesta ist vorprogrammiert.

Nach der Bestaetigung der Weiterreise machen wir einen kurzen Spaziergang, stellen fest, dass wir sicher nicht verhungern werden, wundern uns ueber die 'Wegegebuehr' fuer die Benutzung der Bruecke (die wir nicht benutzen werden, aber nicht wegen der Gebuehr) und finden - einen Stand mit Kueche und Nudelsuppenangebot. Eine Mitfahrerin auf dem Boot sitzt schon da und Erwin kommt mit ihr wieder ins Gespraech. Sie reist weiter nach Sydney - und musste wegen der thailaendischen Eskapaden den Flug auf Singapur umbuchen. Den Zusatzflug wird sie wohl selbst bezahlen muessen - Opfer der thailaendischen innenpolitischen Situation.

Jetzt ist es langsam Zeit fuer die Siesta, die ich wirklich in der Haengematte geniesse, was aber Erwin nicht so gut gelingt. Danach machen wir uns auf, mieten wieder mal ein sogenanntes Fahrrad, oder HBSSC (high bar single speed cruiser - meine Wortschoepfung). Diese Dinger sind eigentlich unfahrbar. Nein, falsch ausgedrueckt! Ihre theoretische Hoechstgeschwindigkeit (bevor sie auseinanderbrechen) liegt bei 21 km/h, reduziert um 50% durch die unsaegliche Ergonomie, um 25% durch ihren Zustand, um 25% durch den Strassenzustand und weitere 10% durch Unvorhergesehenes. Das ist grob gerechnet. Ein bisschen sehr grob, muss ich zugeben, aber zu Fuss ist man meist auch nicht viel langsamer. Erwin glaubt, eines finden zu koennen, bei dem beide Bremsen funktionieren (was immer unter funktionieren zu verstehen ist). Ich bin mit dem lucky loser Nr. 13 zufrieden, bei dem ich das Gefuehl habe, dass die hintere Bremse sich wenigstens bewegt. Vorne gibt's keine Bremsgummis. Nach einem weiteren Tausch begnuegt sich Erwin mit der Nummer 10 - und ab duesen wir.

Richtung Wasserfall. Ja, der kleine (!) Mekongfall ist nur 2 km entfernt. Das Tosen begleitet uns schon eine ganze Weile, obwohl wir eigentlich vom Ort des Geschehens wegfahren. Eine Querstrasse bringt uns dann doch hin. Woww - wenn das der kleine ist! Gefuehlsmaessig sind wir ja darauf vorbereitet, dass die Wassermassen des Mekong sich einen Weg durch ein Felslabyrinth suchen muessen, aber das ist einfach tosende, brachiale Gewalt. Wie im LP so schoen formuliert: Nicht die Faszination der Wasserfaelle des Bolaven Plateaus, aber einfach pure Kraft. In vielen verschiedenen Rinnen stuerzen die braunen Wassermassen in die Tiefe - wobei es sich dabei nur um einige Meter handelt. Aber die Veraestelung fasziniert, sowie der Uebergang von einem majestaetisch fliessenden Strom in die Stromschnellen.

Noch mehr verwundern mich die Fischreusen, die dort an den unmoeglichsten Stellen angebracht sind. Wie die Fischer sie dort fixieren und wie sie den Fisch wegbringen - ich kann es mir nicht vorstellen. Etwas weiter sehen wir, dass diese Faelle sich weiter fortsetzen - weitere Kaskaden tun sich auf - die Breite ist nicht direkt mehr zu erfassen - auch nicht fotografisch; da muessen 6 Bilder aneinandergestueckelt werden.

Erwin geniesst zwischenzeitlich mal wieder eine Kokosnuss, bevor wir wieder retour fahren. Und dann doch umkehren, um noch zu den vom Aussterben bedrohten Suesswasser-Delphinen (red dolphin) zu fahren. Ausnahmsweise ist dieser Weg relativ schlaglochfrei und fuehrt uns an eine Bucht unterhalb der Wasserfaelle, die zu jeder Suedseeinsel passen wuerde: feinster Sandstrand, Palmen, Wasser, Felsinseln und auf der anderen Flussseite kleine Berge, die im Dunst verschleiert wirken. Nur - Delphine sind nicht zu sehen. Aber das hatten wir bei der geringen Chance welche zu sehen auch nicht erwartet. Und um diese Zeit noch fuer den unwahrscheinlichen Fall ein Boot zu nehmen, das machen wir auch nicht.

Zur Abendsonne - und zu einem weiteren Sonnenuntergang am Mekong - geht es zurueck ins verschlafene Dorf. Es scheint, als seien normalerweise deutlich mehr Touristen unterwegs, denn alles ist nach wie vor ziemlich ausgestorben. Wir queren das Dorf, fahren noch etwas auf der anderen Seite entlang, sehen die rote Sonne hinter Palmen untergehen und machen uns auf den Weg zu einem fruehen Dinner. Strom gibt es ja erst ab 18:00 und das nur fuer einige Stunden. Wir entscheiden uns an unserem letzten laotischen Abend noch fuer ein Nationalgericht, das wir bisher nicht genossen haben: Lap, eine 'Salat' aus gewuerzten Fleisch (oder Fisch) mit Kraeutern, Gewuerzen, Limettensaft und Chili. Schmeckt richtig gut. Dazu noch ein Knoblauchbaguette - oder zwei…

Auf der Veranda lassen wir den Tag jeder fuer sich noch Revue passieren - Bilder selektieren, Text schreiben, etc.

Dann heisst es: letzte Nacht in Laos - good bye … wieder einmal.

081202 - don khong: ein (fast) paradies

Die 5 Minuten haben's heute gemacht. Aber die war er zu frueh dran, unser VIP Minibus bis zur Faehre nach Don Khong. Aber wir waren rechtzeitig fertig, da wir frueh aufgestanden waren, das Fruehstueck nicht im lahmen Cafe sondern beim fixen Inder (genausogut, schnell und billiger) eingenommen hatten und mittlerweile auch im Packen recht geschickt sind. In Windeseile sind die beiden grossen Rucksaecke voll - die klein(er)en packen wir sowieso im Vorbeigehen.

Der VIP Status ist bei dem Bus schon etwas - sagen wir mal - weit hergeholt. Aber immerhin sind wir die ersten, koennen also die Plaetze noch selbst bestimmen. Nach einiger Wartezeit kommen noch zwei einheimische Maedels dazu. Dann geht's los. Auf einmal schwant mir Uebles: Der wird uns doch nicht nur zum Busbahnhof bringen und dort absetzen! Nein - es ist schon richtig, wir bleiben sitzen bis zu unserer geplanten Endstation. Die wir bei der Fahrerei erst gegen uebermorgen erreichen werden. In der Stadt ist Spitze so um die 30 km/h, das aber schafft er nur einmal. Ich habe den Verdacht, dass da noch etwas Benzin gespart werden muss, denn die Anzeige steht gefaehrlich nahe bei 0.

Dann passieren wir wirklich das suedliche Busterminal und sind auf dem Weg in den Sueden - zu den 4000 Inseln. Und halten prompt - zum Tanken. Aber es ist recht gemuetlich - Erwin sitzt hinter dem Fahrer links am Fenster, dazwischen ein freier Platz und ich auf einem Einzelsitz mit verstellbarer Lehne rechts an der Schiebetuer. Klasse, so kann's bleiben. Und auch das Tempo wird angepasst - erwartete Fahrzeit soll ja nur 2 Stunden betragen.

Unterwegs gibt es nicht viel zu sehen und ich vertiefe mich in die nachverarbeitende Literatur von Laos - was wir nicht gesehen, missverstanden oder einfach vergessen haben. Fazit: Ich muss einfach wiederkommen. Eines habe ich mir aber noch fuer diese Reise vorgenommen: Eine Lao-Spezialitaet zu probieren, den scharfen Papaya-Salat. Noch bin ich mitten beim Lesen, biegt der Fahrer nach geschaetzten 40-50 km von der Strecke ab, holpert Richtung Mekong und - nimmt dort in einem gottverlassenen Nest noch 5 Touris auf. Retrospektiv kann das nur vom Ostufer von Savannaketh gewesen sein - aber zunaechst sind wir erst mal etwas ueberrascht. Die 5 passen aber sehr gut in die beiden Reihen hinter uns - die beiden Lao Maedels verziehen sich nach ganz hinten. Also keine Aenderung unserer hervorragenden Sitzplaetze.

Gleich danach, nach 140 km - ich hab mich mal wieder 'verschlafen', bus-sei-dank - kommen wir an unser Ziel - ein kleines Dorf am Mekong-Ufer, mit einigen Booten am Ufer und einer Zweirumpffaehre, auf der schon ein Moto auf die Ueberfahrt wartet. Wir bezahlen die 10.000 pro Person fuer die Ueberfahrt und los geht's - ausnahmsweise mal nicht schwankend in den ueblichen Schmalrumpfbooten. Bereits dieser Zweig des Mekong ist recht breit - unser Tagesziel, die Insel Khong (siehe gestern) - liegt ziemlich weit entfernt. Die Wasser bewegen sich majestaetisch langsam, vor allem im Vergleich mit der Geschwindigkeit des Mekong im Oberlauf.

An der Uferpromenade goennen wir uns erst mal einen Kaffee Lao resp. eine Ovaltine und ueberlegen, in welcher Richtung wir zur Guesthouse-Suche aufbrechen sollen. Mittlerweile scheint die laotische Gelassenheit auch von uns Besitz ergriffen zu haben. Solch wesentliche Entscheidungen muessen vorbereitet werden - und wenn dazu auch ein Kaffee noetig ist. Laut LP entscheiden wir uns, stromauf zu gehen, weil da mehr Guesthouses eingezeichnet sind und diese auch gleich anschliessend liegen, entscheiden uns dann aber um, weil eine weitere Touristengruppe mit ca. 6 Personen angekommen ist. Soviel zur Flexibilitaet resp. zum neuen Durchhaltevermoegen. Wir passieren eines, das uns gar nicht gefaellt, kommen in ein zweites, das relativ OK aussieht; Zimmerpreis 240.000 Kip! Die spinnen hier: 30 $ fuer die Bude. No way. Daneben liegt das im LP als noch nicht eroeffnet genannte Hotel - feudal, feudal. Sieht nach mehr als 30 $ aus - ist auch so, kostet 70 resp. 60, wenn wir mit dem anderen Zimmer vorliebnehmen, das wir gar nicht mehr anschauen. Laut LP hatten wir mit einem einstelligen $-Betrag gerechnet; da muss hier die Teuerungsrate so um die 123% liegen…

Danach ein Guesthouse, das keines ist und daneben ein schickes Haus - Erwin tippt auf 50 $ - ich halte mit 40 dagegen. Trotzdem gehen wir mal rein - und werden von einer netten Dame mit exzellentem Englisch (!) begruesst. Ja, Zimmer sei frei. Kostet … 20 $. Erstaunen - aber nicht allzu sehr zeigen. Wie sieht's mit Fruehstueck aus. Kann ich Euch machen - Baguette, Eier, Butter, Kaffee, Marmelade, Obst - whatever you want. Das Zimmer ist nett, im Obergeschoss mit Balkon und Blick auf den Fluss. Klar, dass wir uns das Angebot nicht mehr nehmen lassen.

Frau Mali - ich hatte beim Reingehen noch Witze ueber den Guesthouse-Namen gemacht - ist eine wirklich ausnehmend nette Gastgeberin. Sie laedt uns gleich zu frischen, ganz suessen Orangen ein und erklaert ihren Background: Zusammen mit ihrem Mann ist sie in den wirren 70er Jahren nach Kanada ausgewandert und hat nach dem Erreichen des Rentenalters wieder Sehnsucht nach der Heimat verspuert. So haben die beiden dieses Haus gebaut, halten es in vorzueglichem Zustand und verbringen nur den kanadischen Wintershier in ihrer laotischen Heimat. In Kanada warten naemlich ihre 9 Kinder und 18 Enkel…

Ausserdem schlaegt sie uns vor, uns am Nachmittag - aber alles mit der Ruhe, denn erst mal ausruhen, dann duschen, dann die morgige Weiterfahrt checken, dann Lunch, dann Mittagsschlaefchen - mit ihrem Auto die Insel zu zeigen. Super - besser geht's nicht.

Aehnlich verlaeuft dann auch der Rest des Tages: Wir kaufen Tickets fuer eine Bootsfahrt nach Don Khon (ohne g), essen in einem Lokal eine Kleinigkeit zu Mittag - hey, eine Kleinigkeit: Ja, es ist eine Nudelsuppe und der oben angesprochene Papayasalat, den ich mir goenne. Was dann ankommt hat mit unserer Meinung ueber Aussehen und Geschmack von Papayas nichts mehr zu tun: Sieht aus wie Krautsalat mit druebergestreuten Nuessen, schmeckt - scharf. Teuflisch scharf. Sogar fuer mich. Erst nach einiger Zeit bemerke ich, dass es auch gut schmeckt - aber erst nach Loeschen des Brandes in meinem Mund und Gaumen. Wieder mal eine Erfahrung.

Auf der Terrasse im Obergeschoss machen wir es uns danach bequem, ich lese zur Vorbereitung schon mal im Kambodscha-Fuehrer und bald sind wir fest in Siesta-Haenden. Herr und Frau Mali - nehmen uns danach wirklich auf eine 30km Tour um die Insel mit. Sie zeigen uns, wie mit einfachsten Mitteln Palmsirup gewonnen und daraus Palm-Karamel gebrannt wird - da muss ein kleines Mitbringsel her.

Die Insel ist zwar etwas huegelig, aber im wesentlichen flach. Wir erfahren, dass es weder Bars noch Prostitution gaebe und dass die Insel eigentlich ein Paradies sei. Kostenpunkt fuer ein Haus in exzellenter Bauweise bis 40.000 $, eine Villa, die uns gezeigt wird, sei in 3 Monaten erstellt worden und haette 50.000 $ gekostet. Klingt verfuehrerisch - aber Auslaender duerfen nicht kaufen…

Eine Gruppe von Kids bemueht sich, in einem Bachlauf kleine Fische zu fangen. Sie scheinen einen unglaublichen Spass dabei zu haben, sind ueber und ueber mit Dreck beschmiert und total begeistert, die Fotos auf dem Display der Kamera zu sehen. Bis Frau Mali etwas resolut dazwischengeht und meint, dass der Schmutz ja wohl der Kamera schaden koenne. Ich war da etwas weniger aengstlich…

Im Ort angekommen sehen wir, dass viele Aktivitaeten laufen. Ab morgen wird naemlich ein grosses Fest gefeiert, dessen Hoehepunkt ein Bootsrennen uebermorgen sein wird; da wird uns klar, warum wir das Training gestern in Pakxe gesehen haben. Zum Fest werden Bewohner aller Inseln erwartet, die zu diesem jaehrlichen Spektakel mit ihren Booten anreisen und sich mit Kleidung und Dingen des taeglichen Bedarfs fuer ein weiteres Jahr eindecken.

Hier wird wieder deutlich, was Frau Mali frueher schon meinte: 'Life is cheap, but the amenities are expensive'. Auf den Inseln sei es ausreichend, einfach genuegend fuer den Lebensunterhalt zu besitzen, und ansonsten ein glueckliches Leben zu fuehren. Klasse Philosophie - aber wie lange wird die noch halten im Zeitalter der omnipraesenten Satellitenschuesseln?

Dass es auch anders sein kann, hoeren wir am Abend, als wir nach einem kleinen Rundgang wieder zurueckkommen. Im Nachbarhaus fliegen die Truemmer, es wird geschrieen und gestritten. Laut Frau Mali eine Folge von zu viel Trinken - der Laolao kostet fast nichts und ist die billigste Methode, sich schnell einen anzusaufen. Was nachdruecklich demonstriert wird. Dies truebt die ansonsten so friedvolle Atmosphaere, die wir hier vorgefunden haben. Paradies mit Tuecken.

081201 - easy rider 2: die erfahrung der langsamkeit

Also - wir hatten uns entschieden, die Motos noch einen Tag laenger zu behalten und heute die
Insel Don Kho, ca. 15 km noerdlich von Pakxe, aufzusuchen. Etwas verwirrend ist die
Namensgebung, denn da gibt es die Inseln: Don Kho, Don Khon, Don Khong und Don Kheng - alle
fuer uns fast identisch ausgesprochen. Unsere liebe Not hatten wir schon, herauszufinden, wo uns
denn der Bus Richtung Siem Reap am 4. 12. abholen wuerde. Einige Nachfragen im Reisebuero
spaeter sind wir jetzt schlauer - oder zumindest sicher: Es ist Don Khone - was nur eine andere
Schreibweise von Don Khon und nicht zu verwechseln mit dem heutigen Don Kho ist. Verwirrt - na,
wir erst, wo wir doch von der Info abhaengig sind.

Da die Tour heute nur recht kurz werden wuerde, waren wir morgens etwas langsam in den Tag
gestartet, unterstuetzt durch die etwas langsame Bedienung im Restaurant, in dem wir hier in
Pakxe bisher das Fruehstueck eingenommen haben. Dann geht's Richtung Norden auf der N13, auf
der wir auch von Vientiane her angereist waren (nur habe ich da dieses Stueck verschlafen). Etwas
ueberraschend sehe ich nach ca. 8 km eine Art Wegweiser, das den Weg nach Paxhang weist -
eigentlich das Dorf, von dem aus wir uebersetzen wollen. Aber einige km Staubstrasse spaeter
stellen wir fest, dass das doch nicht der Fall ist. Also retour und weiter gefahren.

Diesmal ist der Abzweig richtig und wir finden auch mehr oder weniger sofort die Ablegestelle fuer
die Faehre. Enormer Verkehr - wir sind die einzigen Gaeste. Der Preis erscheint uns mit 40.000 Kip
zu hoch und so gehen wir erst mal auf den Markt. Danach koennen wir den geforderten Preis auf
30.000 runterhandeln - fuer beide und einschliesslich Abholung von der Insel. Wann? Keine
Ahnung! Wie den Faehrmann informieren? Keine Ahnung! Wird schon irgendwie klappen.

Auf der kleinen Insel sollen die Frauen noch wie seit Generationen den Webstuhl bedienen. Aber
erst sehen wir einen neuen Tempel neben einigen schon recht verfallen wirkenden, aber dennoch
netten Gebaeuden. Sowie eine Tafel mit den Namen der edlen Spender fuer das neue
Gotteshaus. Rund um den Platz sind die Graeber angeordnet - doerfliche Idylle. Und eine
unglaubliche Ruhe - kein Lautsprecher, keine Geplaerr, kaum Menschen zu sehen. Nur ein
offenbar behinderter Junge weist uns den Weg in Uhrzeigerichtung, wo wir eigentlich
andersherum gehen wollten.

Schon im ersten Haus sehen wir eine Frau am Webstuhl. Das muss wirklich unendlich lange dauern,
bis so ein speziell desingter Sarong entsteht. Man darf gar nicht darueber nachdenken, was die
Frau dafuer bekommt.

Beim naechsten Stopp versuchen wir mit einigen Bewohnern ins Gespraech zu kommen - etwas
schwierig, aber freundlich sind alle. Und es ist schon unglaublich, wie schnell sich unsere
Anwesenheit rumspricht - wie aus dem Boden geschossen sind schon weitere Frauen mit ihren
Produkten da, lassen aber schnell von uns ab, als wir deutlich zu verstehen geben, dass wir nichts
kaufen. Es gibt hier keine Nervensaegen, nur Ruhe pur.

Erwin meint, dass dies ein gutes Domizil fuer Kuren sein muesste: 7 Tage hier lassen jeden Stress
vergessen. Sofern man diese Ruhe ueberhaupt aushaelt.

Wir gehen langsam am Ufer entlang und kommen dann aus dem Bereich des Dorfs hinaus und auf
die Reisfelder, die allesamt abgeerntet sind. Ueberall liegen oder stehen Kuehe oder
Wasserbueffel herum, die sich an den Resten des Reises laben - mit der gleichen Langsamkeit, die
anscheinend ueber der Insel liegt. Nach einiger Zeit queren wir die Felder, weil es anscheinend
nicht moeglich ist, die oestliche Spitze der Insel zu erreichen. Dabei verirren wir uns in einem
Geflecht von Zaeunen - teilweise mit Stacheldraht, telweise mit Dornen - und Bambuswaeldern,
kommen schliesslich aber doch auf die andere Seite der Insel. Dort gibt es aber keinen Weg
zurueck, sodass wir auf den Feldgrenzen in der Mitte der Insel laufen. Der Boden ist - die Regenzeit
liegt ja schon einige Wochen zurueck - steinhart, sowohl auf den erhoehten Grenzen, aber auch
auf den Feldern. Nach einiger Zeit entdecken wir ein zweites Dorf, das auf der
gegenueberliegenden Seite des ersten liegt. Dort ist auch die Dorfschule untergebracht - aber
keine Kinder sind zu sehen. Nach einer weiteren Wanderung durch den reizvollen Bambuswald
kehren wir ueber die Westschleife wieder zurueck und erwarten unseren Faehrmann. Der
natuerlich nicht da ist - woher haette er auch wissen sollen, dass wir gerade jetzt kommen. Ein
Restaurant ist auch nicht vorhanden, aber nach einiger Zeit taucht unser Wassertaxi auf und wir
werden zurueck ans andere Ufer gebracht.

Das Dorf und die Insel sind eine bleibende Erinnerung, wie unglaublich ruhig man leben kann. Auch
wenn das auf Dauer sicher nicht in unseren Koepfen unterzubringen ist.

Nach einer Mittagsstaerkung (dreimal darf der Leser raten, was es gibt), kehren wir nach Pakxe
zurueck und versuchen, die naechsten Tage zu planen. Einerseits hilft uns das offizielle
Tourismusbuero weiter und andererseits unser bekanntes Reisebuero. Wir werden morgen nach
Don Khong fahren - nicht mit dem oeffentlichen Bus, sondern mit einem Minibus, der uns am Hotel
abholt und auch nur 2 Stunden braucht und dann uebermorgen per Boot nach Don Khon
weiterfahren.

Den Rest des Nachmittags knattern wir mit unseren Mopeds noch ein bisschen in Pakxe herum,
sehen einige Boote beim Renntraining (interessanterweise mit unterschiedlich grosser Besatzung -
von etwa 16 bis sicher ueber 40), suchen ein Lokal fuers Abendessen und ich bringe mal wieder die
site auf Vordermann. Dann ist schon Zeit fuer den Sonnenuntergang am Mekong - blutrot geht sie
unter und reflektiert sich auf dem breiten Strom. Auf dem wir dann noch zu Abend essen - in
einem schwimmenden Restaurant. Passend dazu essen wir beide Fisch - beide nicht wissend, was
wirklich kommt. Ueberraschung bei mir: Es kommen einige kleine Teile, die ein Fisch sein sollen
(was sich anhand der Graeten auch als korrekt herausstellt), die aber unglaublich gut schmecken.
Nur etwas - gelinde gesagt - eigentlich ein Probiererli sind. Deshalb soll noch ein Pfannkuchen beim
Inder her. Auf dem Weg dazu halten wir noch an einem ATM, denn der, den ich morgens probiert
habe, hat zwar meine Karte geschluckt, die Transaktion begonnen, dann aber kein Geld
ausgespuckt. Muss also zuhause gleich mal die Abbuchungen kontrollieren.

Leider ist beim Inder das Mehl ausgegangen, sodass wir beide uns einen Pfannkuchen teilen
muessen. Unsere Kleine vom Motoverleih resp. Massagesalon hatte uns bei der Rueckgabe einen
Discount auf Massagen angeboten; leider bietet sie keine Pedikuere an, die Erwin gerne haette.
Nach einigem Suchen finden wir doch noch einen Salon und Erwin ist zufrieden. Ich nehme das
Discount-Angebot wahr und bekomme fuer € 4,50 eine einstuendige Oelmassage, fuehle mich
zwischenzeitlich wie ein Pfannkuchen aus Sukhotai - denn ich denke, dass allein das Oel auf mir sich
zu 10 € summiert.

So - das war unser letzter Tag in Pakxe. Morgen geht's um 08:05 (man bemerke die 5 Minuten)
weiter in den Sueden - wahrscheinlich ohne Internet und Kommunikation. Deshalb wird wohl auch
diese Beschreibung etwas verspaetet auftauchen...