Mittwoch, 28. Januar 2009

090128 - erstes Internet Cafe seit langem


Kurzer Update: war von der (Kommunikations-)Welt abgeschnitten; deshalb keine Eintraege. Mehr folgt nach Rückkehr.

Kurzes Summary: Projekt in Kilimamswaki laeuft hervorragend - haben dafür aber mit viel einheimischer Hilfe hart gearbeitet. Wir haben von Mo auf Di dort gewohnt, bei selbstgemachtem Licht und selbstgefördertem Wasser. Beleuchtung wie New York by night (oder fast so).

Details über Reise, Projekt, schottisches Schulprojekt etc. kommen nach Rückkehr.

Donnerstag, 8. Januar 2009

090108 - Karibu

Nanu - ich bin doch nicht in Alaska bei den Karibus gelandet! Zunächst fand ich das auch etwas komisch, als mir öfter mal 'Karibu' nachgerufen wurde. Lion (bevorzugt), Oryx (auch recht gut), Giraffe (naja) oder sogar Zebra hätte ich mir gefallen lassen. Aber Karibu!?


Auflösung: Karibu heißt 'welcome' auf Kisuaheli - oder hello, hi oder nice to meet you - und ist ganz freundlich. Wie alle Menschen, die ich hier in Nairobi getroffen habe.


Begonnen hat es schon beim Frühstück - freundlicher Empfang,ganz kleine Auswahl aber OK (wenn man vom Pfannkuchen unter dem Rührei und dem gemischten Wasser-Milch-Ding absieht, das mir zum Aufbrühen des Tees vorgesetzt wurde).


Dann habe ich wohl einen Fehler gemacht und gefragt, was ich denn einen Tag lang in der City machen könne. Die Frage hat lange Diskussionen ausgelöst, aber keine Karte von Nairobi hervorgebracht. Schließlich wollten mich die Jungs vom Hotel (insbesondere der Manager Fidel) und sein Chef nicht einfach so einem Taxi überlassen, sondern der Boss fuhr mich mit seinem Lexus in die City. In das absolute Stadtzentrum. Nach einigem Hin- und Herfahren übergab er mich dann einem Herrn, der mich in ein Hochhaus mitnahm. 6. Stock - langer Gang - Eisentür - nein, nicht Gefängnis, sondern ein Reisebüro. Das ich natürlich nicht brauchte. Großes Erstaunen: Keine Tour? Keine Viecher? Kein Museum? No - thanks, a map would do. Immerhin brachte mir das die Richtung zu einem Buchladen, wo ich dann die erwartete Karte von Nairobi kaufen konnte. Und zu Fuß loslegte.


Was deutlich einfacher war, als noch vor einigen Wochen in Vietnam. Es gibt hier Zebrastreifen, an denen Autofahrer anhalten! Woww. Und überhaupt läuft der Verkehr zwar auf der falschen Seite, aber zivilisiert. Bis auf den Feierabendverkehr, wo sie dann doch das Wort Stoßverkehr ganz genauso interpretieren…


Meine improvisierte Stadttour brachte ich dann erst mal zu einer Veranstaltung eines Predigers, der wohl alles vorhergesehen hat, was so in letzter Zeit passiert ist: Tsunami, Wirtschaftskrise, usw.  Gutes scheint er ja nicht zu prognostizieren. Trotzdem und trotz des anmutigen Gesangs seiner Jünger / Anhänger bin ich nicht hingegangen.  Sondern weiter. Habe einige nette Architekturen bewundert, einige Leute getroffen - alle sehr nett - und bin dann in der Kirche zu unserer heiligen Familie gelandet. Zunächst vor allem wegen des architektonisch einfallslosen aber sehr hohen Glockenturms, dann wegen des netten Kübels in der Kirche und schließlich wegen der fußballspielenden Kinder der angeschlossenen Schule während der Pause. Danach ging's in Reih und Glied zurück ins Gebäude, nicht ohne Dankgesang. An wen - konnte ich nicht eruieren.


Erstaunt hat mich dann auch ein Schild in der Kommunalverwaltung - da gibt es bei Immigration ein eigenes Büro für Aliens. Ob da viel Andrang herrschte hab ich auch nicht in Erfahrung bringen können. Jedenfalls ist mir kein grünes Männchen über den Weg gelaufen - die waren wohl alle bei der Immigration und haben ein Visum beantragt.


Irgendwann bin ich dann in einem der Parks gelandet, habe ein Denkmal bewundert - oder wenigstens fotografiert - bin dann in die Heinrich Böll Stiftung reingeraten (oder draußen vorbei mit verbalem Kontakt über das Eingangstor) und bin dann Richtung Nationalmuseum geschlendert. Lag einfach auf meinem Weg. Weil es aber 800 KSH Eintritt gekostet hätte, habe ich mich lieber in das Café gesetzt, zwei Espressi getrunken und einen Caesar Salad gegessen, was mir dann 100 KSH gespart aber meine Allgemeinbildung versaut hat.


Auf der langen Runde zurück ins Stadtzentrum bin ich dann wieder bei meinem Hotel vorbeigekommen - endlich weiß ich auch, wo es liegt - und dann auf einem Markt gelandet. Wie hätte es nach den Asien-Erfahrungen auch anders kommen können? Gleiches Treiben, gleich interessant mit einem Unterschied: Sofort folgt mir eine ganze Horde von Fast-Fotografen, die alle gute Tipps abgeben: die Frau da, die Kartoffeln und - ja, ganz besonders - der Typ, mein Kumpel muß auch aufs Bild. Ist zwar nett, aber auch ein bißchen anstrengend. Letztlich bleibt dann noch die Dame mit Kind, die fragt, was ich mit dem Bild machen werde. Für den Fall, daß es jemandem gefällt, soll ich ihre Adresse (?) mitteilen, denn sie sei gerade verfügbar. Also - wer sie interessant findet, bitte melden. Ich hab zwar keine Adresse, weiß aber genau, auf welchem Markt ihr Stand ist.


Zurück im Stadtzentrum fällt mir ein etwas extravagantes Gebäude auf, zwischen dessen zwei Säulen ein kranartiges Ding angebracht ist. Logisch ein Fall für Weitwinkel - und für einen Security-Menschen, der mir klarzumachen versucht, daß Fotos von dem Gebäude verboten sind. Weshalb? Ja, der Besitzer möchte das nicht. Wer ist Besitzer? Aga Khan. Ach so - das interessiert mich nicht. Einige weitere Argumente weiter kommt dann, was ich erwartet hatte: Ob ich ihn denn nicht zu einem Kaffee (oder was anderem) einladen könnte, da ich doch fotografiert hätte… Nö, das nun wirklich nicht. Und ich bleibe dabei: Sein Verbot geht mir am A…llerwertesten vorbei.


Was wirklich auffällt: die Omnipräsenz von Security. Da merkt man die englische Historie (siehe Anmerkung von gestern in Heathrow). Jedes, aber auch wirklich jedes Haus ist irgendwie geschützt, verzaunt, verstacheldrahtet, verglasscherbt und möglichst noch verhochspannt. Und wer was auf sich hält oder einfach größer ist, der hat noch Security-Agenten angestellt. Ich gehe mittlerweile davon aus, daß die Security-Companies in den 90ern den Markt selbst aufgebaut resp. die Verbrechensrate in die Höhe getrieben haben. Auch ne Verschwörungstheorie...


Mittlerweile habe ich etwas Hunger bekommen und stehe gerade vor einem Italiener (nicht Mensch, sondern Lokal). Also noch rein, einmal nochmals italienisch gegessen und dann zu Fuß zurück zum Bermuda Garden Hotel, das immer noch nicht im Dreieck verschwunden ist.


Es war ein richtig guter Start in Afrika - mit extrem angenehmen Temperaturen so in den hohen 20ern und geringer Luftfeuchtigkeit. Das könnte man auch noch länger aushalten.

Mittwoch, 7. Januar 2009

Tansania - ich komme

Gerade bin ich in Nairobi eingeflogen. Die Nacht hatte ich bei Viola und Michael verbracht, bin um kurz nach 03:00 aufgestanden (blöde Einstellung des Termins...mein Fehler), hatte dann aber wenigstens noch Zeit für ein angedeutetes Frühstück.
Für die Eiseskälte um die Zeit war ich natürlich bei dem Reiseziel nicht gerade passend gekleidet - aber meine Bangkok Jacke hat über einem langärmligen Sweatshirt gute Dienste geleistet. Gestern hatte ich schon bei BA eingecheckt - deshalb ging's dann am Flughafen einfach ruckizucki. Den Flug nach London Heathrow - zum berühmt berüchtigten Terminal 5 - habe ich eher verschlafen, denn nach dem opulenten und exzellenten Abendessen gestern in Haimhausen war die Nacht wieder mal recht kurz geraten, resp. die Zubettgehzeit nicht der Aufstehzeit angepaßt.
Erste Eindrücke von Terminal 5: Nette, geräumige Architektur und vieeeel Security, obwohl ich nach dem Flugzeug die Security-Area gar nicht verlassen hatte. Die Briten machen das schon sehr gründlich. Abflug dann vom T5B - mit Selbstfahrzug zu erreichen. Einen (schlechten) Espresso später ging's dann schon zum Gate und bald in den Flieger - zum ersten Mal eine 777. Was die BA aber nicht dazu bewogen hat, vernünftige Sitze einzubauen. Insbesondere wenn die 'Vor'sitzende total nach hinten liegt und die 'Rück'sitzende ständig einem die Knie ins Kreuz haut. Immerhin - überstanden, auch das ziemlich fatale Essen...
In Nairobi hatte ich dann eine SMS, daß ich vom Flughafen abgeholt werden würde - Klasse Service. Leider war meine errechnete Ankunftszeit im Hotel an den Fahrer weitergegeben worden ... aber ein Taxi macht das auch. Immigration war einfach, nachdem wir einen Schalter gefunden hatten, an dem nur 3 Passagiere vor mir ein Visum haben wollten. Am 'normalen' Schalter waren Schlangen von mindestens 30 Leuten. Der Beamte hatte dann noch Nachsicht mit mir und hat mir für 20$ ein 'Transitvisum' ausgestellt - wobei ich ja eigentlich ein normales brauchen würde, für den gesamten morgigen Tag. Und das hätte 50$ gekostet.
Rundum also - ein vernünftiger Beginn, ein Hotel abseits und noch keine Pläne für morgen.
Gute Nacht!

Donnerstag, 18. Dezember 2008

081218 - finito totale

Jetzt gibt's doch noch einen Eintrag von unterwegs: Ich sitze gerade noch an Holger's PC, kurz vor der Abfahrt Richtung Flughafen.
Gestern war die Fahrt zum Flughafen in HCMC noch etwas chaotisch, da das beim Sinh Cafe bestellte Taxi nicht angekommen ist. Nachfrage im Sinh Cafe: kein Problem, nehmen wir halt ein Taxi von der Strasse ... funktioniert halt wieder mal alles, wenn auch nicht wie geplant. Aber das war ja (fast) immer so, auf der Reise.
Nach einer etwas hektischen Fahrt zum (neuen) Flughafen reihten wir uns dann in die Schlange vor den Air Asia Counters ein: langsam, noch langsamer, eigentlich geht's nicht mehr langsamer. Grund: dei daemliche Gepaeckbeschraenkung auf 15 kg. Und die Einhaltung der Regelung: Umpacken ins Handgepaeck. Ob man dann mit mehreren grossen Tueten (wie eine Dame rechts vor uns) zusaetzlich zu den beiden kleineren Reisetaschen ins Flugzeug steigt - das interessiert keinen. Erwin muss noch einige Reisefuehrer und ein Paar Schuhe umpacken, aber das geht recht schnell.
Dann Security Check und Immigration. Wo ist die Einreisebestaetigung? Haben ja keine bekommen, aber einen Einreisestempel. Das reicht nicht - eine Einreisebestaetigung muss her. Also alles wieder retour, zum Air Asia Counter, das Formular geholt, ausgefuellt (sowohl fuer Ein- wie auch fuer Ausreise), wieder Security, wieder Immigration. Jetzt ist alles OK. Voellig absurd, denn in Hanoi hatten sie uns die Bestaetigung gar nicht abgenommen... Einfach Schikane, wegen Unterbeschaeftigung. Denn, obwohl der Flughafen gross, modern und ganz schoen ist - viel Verkehr gibt's nicht.
Dann wollen wir noch einen Espresso trinken - bei den Preisen vergeht uns aber der Appetit (5 $) und wir fliegne ohne Koffein nach Bangkok.
Holger und AEW holen uns vom Flughafen ab - und es geht direkt zum bekannten American Ribs (vielleicht hat Holger da schon Anteile dran erworben - immerhin waren wir ja schon mehrfach da...). Wir haben noch einen netten Abend, nur etwas getruebt durch den Krach eines adhoc Freiluftkinos auf der Strasse. Aber - aehnlichen Laerm kennen wir ja schon aus Laos oder wo auch immer.
Heute morgen wird dann nochmals serioes gepackt. Holger holt ein gutes Fruestueck von 'bei Otto' und ...
... jetzt geht's los Richtung Heimat.
Muenchen - wir sind im Anflug!

Mittwoch, 17. Dezember 2008

081217 - finito und bye bye vietnam

Das wird wohl der letzte Eintrag von der Reise werden: Wir sind gerade noch in HCMC - Saigon, warten auf das Taxi zum Airport und dann geht's zu Holger nach Bangkok. Nach Uebernachtung dann weiter nach Muenchen, in die kalte Heimat.
Bye, bye Hitze...
Was auch auf die letzte Nacht noch zutrifft. Das Zimmer war - wieder - laut und heiss. Erwin ertraegt die Klimaanlagen nicht und deshalb haben wir immer gut Waerme im Zimmer. Und die uebliche Lautstaerke in diesem Hotel - wie gehabt, aber diesmal mit Oropax abgeschirmt. Bis 02:00, dann habe ich gehofft, dass der Laerm abgeebbt waere. Gefehlt - siehe gestern. War wieder interessant. Nach einem fulminanten Finale war dann aber der Laerm zu Ende, bis der von der Strasse begann.
Morgens wollten wir uns etwas beeilen, denn Check Out ist um 12:00 und davor wollten wir noch das Kriegsmuseum besuchen. Wieder mal ein besonders 'interessanter' Ort fuer mich als Pazifisten. Bekannte Ausstellungsstuecke - wie die Bilder von Massakern - und etwas Geschichte des Vietnam-Kriegs werden sehr eindrucksvoll dargestellt. Fuer mich etwas zu beeindruckend. Auch die Nachbildung von Tiger Cages darf nicht fehlen - wohl die Ausgangsform fuer die entsprechenden Dinger in Phnom Penh - kein grosser Unterschied in Grausamkeit festzustellen.
Mittags gab's - das musste natuerlich noch sein - die letzte Nudelsuppe am Markt und danach noch einen Abschiedsespresso bei Highlands Coffee. Jetzt sind wir auch unsere letzten Dongs losgeworden. Es wird wieder ge-Baht ... Thailand - wir kommen.

Dienstag, 16. Dezember 2008

081216 - saigon, zum zweiten …

… und letzten mal. Morgen zählen wir nicht - das ist ja schon wieder ein Reisetag.

Die Nacht - ja, die Nacht - die hatte es wieder in sich. Der Zimmertausch hat uns zwar ein kleineres Bad und einen höheren Raum beschert, aber leiser ist es dadurch nicht geworden. Ich konnte lange nicht einschlafen, und als dann irgendein Nachbar mit einer 'Dame' in sein Zimmer einzog, wurde es auch noch 'interessant'. Nonono, dann doch oooooo. Why not go on? Etc. Nett, aber nur für die beiden, nicht für die zwangsläufig lärmmäßig Mitbeteiligten. Gegen 02:30 bin ich dann wieder ins Bett und habe kurz geschlafen.

Dieser letzte, ganze Tag ist natürlich bemerkenswert, weil man alles noch viel intensiver anschauen will, alles nochmals speichern will. Auch wenn wir es schon zig, hundert oder tausendmal gesehen haben.

Da sind die Damen, die sich nicht nur das Gesicht verhüllen, sondern - um die blasse Haut zu behalten - Handschuhe bis zu den Schultern tragen. Da sind die aufdringlichen Moto oder Rikscha-Fahrer mit ihrem 'hello mister', die Kinder, die schon in frühem Alter irgendwas zu verkaufen haben, die Frauen, die kopierte Bücher oder Uhren an den Mann bringen wollen, die unsäglichen Installationen, der omnipräsente Lärm des aggressiven Verkehrs. All das wollen wir auch mit nach Hause nehmen.

Wie auch den Markt - wieder mal ist einer in der Nähe, und Erwin probiert kurz nach dem Frühstück eine Art Frühlingsrolle. Er will nur eine testen, aber daraus wird nichts. Es wird immer eine komplette Mahlzeit angeboten. Für wenig mehr als 50 Cents. Zum ersten Mal sehen wir Frösche, die als Traube zusammengehängt auf ihren Käufer warten. Fische zucken ohne Luft. Eine Frau filettiert Fische und schabt Carpaccio daraus. Manche wollen unbedingt ein Bild - ablehnen mag sowieso keine.

Irgendwann ist aber Schluß mit Markt und wir wollen die paar Sehenswürdigkeiten der Stadt besuchen. Da ist zunächst der Vereinigungspalast - eine Monsterarchitektur (den Architekten sollte man mal ein Jahr lang drauf schauen lassen), die wir nur von außen sehen wollen. Auf dem Gehsteig kommt uns eine Lawine von Motos entgegen, die den Fußweg zur Fahrbahn machen, da die Straße verstopft ist. Ich mach mir einen Spaß daraus in der Mitte zu gehen und die Fahrer zu verscheuchen, gebe es aber bald auf, denn denen macht es offenbar allen viel mehr Spaß mich fast über den Haufen zu fahren, als mir, ihnen den Weg zu versperren.

Dann geht's weiter zur Notre Dame, von der ich mir auch nicht viel erwarte. So werde ich auch nicht enttäuscht. Erwin erklärt mir zwar, daß dies die größte Kirche in diesem Baustil sei … aber, wenn man sie so ansieht ist schon klar, warum da nicht mehr davon gebaut sind. Innen ist sie auch ganz schmucklos, bis auf die Seitenfenster und eine blau beleuchtete Madonna - netter (?) Kontrast.

Daneben dann ein echtes Prunkstück. Das könnte das Nationalmuseum, die Oper, der Kunstpalast oder - die Post sein. Richtig, dieses Kolonialgebäude ist die Hauptpost, von außen und innen ein Prachtexemplar von Gebäude. An der Außenfassade sind einige Dutzend der größten Physiker geehrt, innen verblüfft zunächst die Decke und die beiden Landkarten an den Seitenwänden: Telegrafenlinien durch den Süden Vietnams und Kambodschas, sowie eine Karte von Saigon.

Draußen steht dann ein Brautpaar - das sehr urige Hochzeitsfotos von sich machen läßt: Sie stehen in benachbarten Telefonzellen und rufen sich wohl gerade gegenseitig an. Dirigiert werden sie von einem Profifotografen mit guter Canon-Ausrüstung. Ein Hallo unter Kollegen ist klar. Danach geht's noch einige Meter runter zur Oper - naja - und das waren sie schon, die Highlights von Saigon.

Was also tun? Wir entschließen uns, den Nachmittag im Botanischen Garten zu verbringen, Zoo eingeschlossen. Laut Führer ganz ok, laut unserer Meinung: Kann man sich schenken. Botanik gibt's, aber die gibt's hier überall, wo etwas wachsen kann. Zoo gibt's auch, aber ziemlich artfremde Haltung ist allen Gehegen zu eigen. Interessant finden wir nur die Krokodile, bei denen wir ins Maul schauen und erkennen können, daß sie auch mit offenem Maul den Schlund verschließen können (was aber nicht heißt, daß sie das auch tun - im Zweifelsfall). Tiger und Löwen machen ihre üblichen Meterrunden am Zaun - Fälle für den Tierpsychiater. Das Nimpf (Violas drittes Wort als Baby - zu übersetzen als Nilpferd) hat deutlich zu wenig Wasser, wie auch andere Tiere. Alles in allem - groß, gut genug für ein Mittagsnickerchen auf einer Bank und billig.

Kaffee trinken wir wieder am Ufer des Saigon River - und laufen dann einfach Richtung Hotel. Nehmen nochmals alle Eindrücke mit - auf Bildern oder im Gedächtnis.

Für abends hatten wir uns ein 'Abschiedsessen' im Restaurant des Hotels Liberty IV (ja, die I, II und III gibt's auch) vorgenommen: Terrasse im 9. Stock - weit über Straße, Platz und den meisten umliegenden Häusern. Es wird ein Hot-Stone-Dinner - nicht schlecht - mit Dessert und in angenehmer Atmosphäre.

So beenden wir den letzten ganzen Tag in Vietnam, den letzten Tag Urlaub vor Beginn der Rückreise. Und übermorgen sind wir schon wieder zuhause. In der Kälte … brrr - ich mag's gar nicht glauben. Hat doch dies alles gerade erst begonnen…………….

Montag, 15. Dezember 2008

081215 - cu chi und saigon


Vor Cu Chi haben die Städter und das Hotel aber noch die Nacht gelegt. Und die hatte es in sich. Laut, laut, laut. Ich kam mir vor wie die Frau, die wir abends auf dem Gehsteig schlafend gesehen haben - inmitten ihrer armseligen Habe - nur mit dem Unterschied, daß die geschlafen hat. Aber auch eine Großstadt kommt kurzfristig zur Fast-Ruhe und auch die Hotelgäste - und so kamen wir doch noch zu einem leichten, immer wieder unterbrochenen Schlaf. Gottseidank - das Zimmer war ja nur für eine Nacht unser Domizil.

Wenn ich mir aber unser neues so anschaue - außer der Tür Richtung Hotel hat sich nicht viel getan. Was die Lärmdämmung betrifft. Grade fährt mal wieder ein Moto durch unser Zimmer …

Jedenfalls - das war die Nacht. Die schlecht begann und schlecht endete. Unser Frühstück bei 'godmother' war dagegen richtig gut und wohlgelaunt ging's Richtung Sinh Café, zu unserer Tour. Die sind wirklich gut durchorganisiert - fehlende Passagiere werden per Lautsprecher ausgerufen und alles ist pünktlich. Auch unser Bus, wo wir die voraus reservierten Plätze einnehmen können. Und was für ein Bus! Peinlich sauber, kein verschlissener Sitz, sogar Sicherheitsgurte gibt es! Das kennen wir ja schon seit Monaten nicht mehr - sind ganz von den Socken!

Zunächst gondelt und der Busseur erst mal durch die Innenstadt von HCMC, wühlt sich durch den Morgenverkehr, durch Straßen, die eigentlich Einbahnstraßen sein müßten, aber gleichzeitig von Fußgängern, Motos, Autos, Bussen und anderen mehrrädrigen Vehikeln benutzt werden. Und irgendwie funktioniert doch immer wieder alles, auch wenn's langsam geht.

Nach 1 1/2 Stunden gibt es dann den obligatorischen Halt. Diesmal bei einer Fabrik, wo Kunstgegenstände hergestellt werden - alles in Handarbeit und vor allem von Menschen, die unmittelbar an den Kriegsfolgen leiden. Es sind meist nicht die richtigen Kriegswunden - dazu sind die Beschäftigten nahezu ausschließlich zu jung - sondern die Folgeschäden von der chemischen Kriegsführung: oft sehen wir mißgebildete Gliedmaßen. Andere Schädigungen sind wohl schwerer zu sehen… Die Arbeit ist außerordentlich diffizil, zumindest für unsere europäischen Augen. Da sitzen Männer und Frauen und fügen Qudratmillimeter große Plättchen von Schildpatt in Mosaiks auf Tellern, Schüsseln oder Bildern ein; es wird gemalt, poliert, gestrichen. Und dann können die Meisterwerke natürlich gekauft werden - sie sind nicht billig, aber - vor allem wenn man die handwerkliche Arbeit sieht - äußerst preisgünstig. Trotzdem: Wir haben keinen Platz in den Rucksäcken und so gibt es kein Souvenir von hier.

Danach fahren wir nochmals 45 Minuten nach Cu Chi, den Zentrum, von dem aus die Höhlen gebaut wurden. Zunächst waren sie wohl als Unterschlupf gedacht, aber dann nahmen sie immer größere Ausmaße ein, bis zum letzten Ausbau, wo sie 200km umfaßten. Dabei wurden sie komplett per Hand gegraben - immer 10 - 15 m weit, bis wieder ein Loch an die Oberfläche zu erreichen war. Danach wurde das zugeschüttet und der nächste Bauabschnitt in Angriff genommen.

Viel wurde zur Tarnung unternommen - die Einstiege waren so gut wie nicht sichtbar auf dem Waldboden, Lüftungsschlitze wurden in Bäumen oder Erdhäufen so angelegt, daß auch Hunde sie nicht erschnüffeln konnten und der Rauch der Küchen wurde über 100 oder 200 m geleitet, wobei Rauchkammern als Zwischenspeicher dienten, damit beim 'Kamin' nur noch ein fast nicht sichtbarer Rauchfaden aufstieg.

Welchen strategischen Wert die Höhlen spielten, kann ich nicht beurteilen und das wird auch aus dem Propagandafilm und der Führung nicht deutlich. Einzig wird die heroische Tat hervorgehoben, die ich auch nicht in Abrede stelle.

Aber - die Art der Präsentation ist dem in keiner Art und Weise würdig. Da stehen nett lächelnde Puppen von Vietkong Kämpfern und Kämperfinnen, die anmutig für ein Erinnerungsfoto herhalten können. Auf einen per Mine gesprengten US-Panzer kann man nett klettern und sich darauf fotografieren lassen. Zu allem Überfluß gibt's noch einen Schießstand, auf dem man für 25 $ 10 Schuß auf einem Maschinengewehr irgendwohin ballern kann. Und wenn einem danach nicht die Ohren klingeln, kann man weiter den Ausführungen des Guides folgen.

Als wir dann zu der Stelle kamen, an der wir alle auch in eine Höhle kriechen durften, war ich schon so 'angfressn', daß ich das auch nicht mehr machen wollte. Warum müssen denn diese Trottel aus dem Kampf ein Volksfest (Erwins Terminologie) oder ein Disneyland (meine) machen?

Da kam mir dann das 'remarks book' gerade recht. Der Typ vor mir hat reingeschrieben: 'Awesome' was ich mit 'aweful' kommentiert habe. Nein - das war keinen müden Dong wert! Die Kämpfer würden sich noch im Grab umdrehen.

Kurz nach 14:00 waren wir dann wieder zurück im Hotel und konnten unser neues Zimmer mit der wunderbaren Nummer 001 beziehen (s.o.). Danach schauten wir uns erst mal ein bißchen in der Stadt um, landeten an der Uferpromenade und bekamen langsam einen Eindruck der Stadt - die nicht nur aus Verkehr besteht. Aber zum großen Teil jedenfalls.

Morgen wollen wir eine gemütliche Fußerkundung der Stadt vornehmen. Es ist unser letzter ganzer Tag in Vietnam - so schnell ist es gegangen: vor nicht allzu langer Zeit haben wir die gemeinsame Reise in Bangkok begonnen und übermorgen geht es da auch wieder hin.