Donnerstag, 8. Januar 2009

090108 - Karibu

Nanu - ich bin doch nicht in Alaska bei den Karibus gelandet! Zunächst fand ich das auch etwas komisch, als mir öfter mal 'Karibu' nachgerufen wurde. Lion (bevorzugt), Oryx (auch recht gut), Giraffe (naja) oder sogar Zebra hätte ich mir gefallen lassen. Aber Karibu!?


Auflösung: Karibu heißt 'welcome' auf Kisuaheli - oder hello, hi oder nice to meet you - und ist ganz freundlich. Wie alle Menschen, die ich hier in Nairobi getroffen habe.


Begonnen hat es schon beim Frühstück - freundlicher Empfang,ganz kleine Auswahl aber OK (wenn man vom Pfannkuchen unter dem Rührei und dem gemischten Wasser-Milch-Ding absieht, das mir zum Aufbrühen des Tees vorgesetzt wurde).


Dann habe ich wohl einen Fehler gemacht und gefragt, was ich denn einen Tag lang in der City machen könne. Die Frage hat lange Diskussionen ausgelöst, aber keine Karte von Nairobi hervorgebracht. Schließlich wollten mich die Jungs vom Hotel (insbesondere der Manager Fidel) und sein Chef nicht einfach so einem Taxi überlassen, sondern der Boss fuhr mich mit seinem Lexus in die City. In das absolute Stadtzentrum. Nach einigem Hin- und Herfahren übergab er mich dann einem Herrn, der mich in ein Hochhaus mitnahm. 6. Stock - langer Gang - Eisentür - nein, nicht Gefängnis, sondern ein Reisebüro. Das ich natürlich nicht brauchte. Großes Erstaunen: Keine Tour? Keine Viecher? Kein Museum? No - thanks, a map would do. Immerhin brachte mir das die Richtung zu einem Buchladen, wo ich dann die erwartete Karte von Nairobi kaufen konnte. Und zu Fuß loslegte.


Was deutlich einfacher war, als noch vor einigen Wochen in Vietnam. Es gibt hier Zebrastreifen, an denen Autofahrer anhalten! Woww. Und überhaupt läuft der Verkehr zwar auf der falschen Seite, aber zivilisiert. Bis auf den Feierabendverkehr, wo sie dann doch das Wort Stoßverkehr ganz genauso interpretieren…


Meine improvisierte Stadttour brachte ich dann erst mal zu einer Veranstaltung eines Predigers, der wohl alles vorhergesehen hat, was so in letzter Zeit passiert ist: Tsunami, Wirtschaftskrise, usw.  Gutes scheint er ja nicht zu prognostizieren. Trotzdem und trotz des anmutigen Gesangs seiner Jünger / Anhänger bin ich nicht hingegangen.  Sondern weiter. Habe einige nette Architekturen bewundert, einige Leute getroffen - alle sehr nett - und bin dann in der Kirche zu unserer heiligen Familie gelandet. Zunächst vor allem wegen des architektonisch einfallslosen aber sehr hohen Glockenturms, dann wegen des netten Kübels in der Kirche und schließlich wegen der fußballspielenden Kinder der angeschlossenen Schule während der Pause. Danach ging's in Reih und Glied zurück ins Gebäude, nicht ohne Dankgesang. An wen - konnte ich nicht eruieren.


Erstaunt hat mich dann auch ein Schild in der Kommunalverwaltung - da gibt es bei Immigration ein eigenes Büro für Aliens. Ob da viel Andrang herrschte hab ich auch nicht in Erfahrung bringen können. Jedenfalls ist mir kein grünes Männchen über den Weg gelaufen - die waren wohl alle bei der Immigration und haben ein Visum beantragt.


Irgendwann bin ich dann in einem der Parks gelandet, habe ein Denkmal bewundert - oder wenigstens fotografiert - bin dann in die Heinrich Böll Stiftung reingeraten (oder draußen vorbei mit verbalem Kontakt über das Eingangstor) und bin dann Richtung Nationalmuseum geschlendert. Lag einfach auf meinem Weg. Weil es aber 800 KSH Eintritt gekostet hätte, habe ich mich lieber in das Café gesetzt, zwei Espressi getrunken und einen Caesar Salad gegessen, was mir dann 100 KSH gespart aber meine Allgemeinbildung versaut hat.


Auf der langen Runde zurück ins Stadtzentrum bin ich dann wieder bei meinem Hotel vorbeigekommen - endlich weiß ich auch, wo es liegt - und dann auf einem Markt gelandet. Wie hätte es nach den Asien-Erfahrungen auch anders kommen können? Gleiches Treiben, gleich interessant mit einem Unterschied: Sofort folgt mir eine ganze Horde von Fast-Fotografen, die alle gute Tipps abgeben: die Frau da, die Kartoffeln und - ja, ganz besonders - der Typ, mein Kumpel muß auch aufs Bild. Ist zwar nett, aber auch ein bißchen anstrengend. Letztlich bleibt dann noch die Dame mit Kind, die fragt, was ich mit dem Bild machen werde. Für den Fall, daß es jemandem gefällt, soll ich ihre Adresse (?) mitteilen, denn sie sei gerade verfügbar. Also - wer sie interessant findet, bitte melden. Ich hab zwar keine Adresse, weiß aber genau, auf welchem Markt ihr Stand ist.


Zurück im Stadtzentrum fällt mir ein etwas extravagantes Gebäude auf, zwischen dessen zwei Säulen ein kranartiges Ding angebracht ist. Logisch ein Fall für Weitwinkel - und für einen Security-Menschen, der mir klarzumachen versucht, daß Fotos von dem Gebäude verboten sind. Weshalb? Ja, der Besitzer möchte das nicht. Wer ist Besitzer? Aga Khan. Ach so - das interessiert mich nicht. Einige weitere Argumente weiter kommt dann, was ich erwartet hatte: Ob ich ihn denn nicht zu einem Kaffee (oder was anderem) einladen könnte, da ich doch fotografiert hätte… Nö, das nun wirklich nicht. Und ich bleibe dabei: Sein Verbot geht mir am A…llerwertesten vorbei.


Was wirklich auffällt: die Omnipräsenz von Security. Da merkt man die englische Historie (siehe Anmerkung von gestern in Heathrow). Jedes, aber auch wirklich jedes Haus ist irgendwie geschützt, verzaunt, verstacheldrahtet, verglasscherbt und möglichst noch verhochspannt. Und wer was auf sich hält oder einfach größer ist, der hat noch Security-Agenten angestellt. Ich gehe mittlerweile davon aus, daß die Security-Companies in den 90ern den Markt selbst aufgebaut resp. die Verbrechensrate in die Höhe getrieben haben. Auch ne Verschwörungstheorie...


Mittlerweile habe ich etwas Hunger bekommen und stehe gerade vor einem Italiener (nicht Mensch, sondern Lokal). Also noch rein, einmal nochmals italienisch gegessen und dann zu Fuß zurück zum Bermuda Garden Hotel, das immer noch nicht im Dreieck verschwunden ist.


Es war ein richtig guter Start in Afrika - mit extrem angenehmen Temperaturen so in den hohen 20ern und geringer Luftfeuchtigkeit. Das könnte man auch noch länger aushalten.

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