Sonntag, 23. Mai 2010

Sandy Roads - the real sandy road!


Für heute hat Michael etwas Schönes geplant: Eine Allradfahrt in die Rub al Khali – oder zumindest deren Ausläufer hier. Es muß auch langsam passieren, denn der vierradgetriebene X3 wird wohl während der nächsten Woche gegen einen neuen 5er getauscht … und dann ist’s aus mit der Dünenschönheit im Auto.

Die Planung verläuft schon mal ganz gut – immerhin kommt auch ein jungfräulicher Spaten mit. Und einiges an Proviant, wie z.B. ein Bodensee an Trinkwasser – 3 l sind ja das mindeste, was der Mensch schon normal trinken sollte (so die hier allfällige Meinung) und bei etwas erhöhten Außentemperaturen natürlich entsprechend mehr. Wir machen also noch Station im Arabian Ranches Supermarkt und kaufen die kleinen (Reifendruckmesser – beim Herauslassen der Luft aus den Reifen vor der ersten Düne nötig) und weniger kleinen Utensilien (eine 12V betriebene Kühlbox, die mir ab morgen dann auch gute Dienste leisten soll). Und was sonst noch nötig (!) ist.

Dann geht’s Richtung Wüste. Am großen Kreisverkehr – ca. 30 km außerhalb Dubais – verfahren wir uns und stellen fest, daß wir den nächsten, kleineren zum Abbiegen verwenden müssen. Da aber geht’s in die richtige Richtung. Und vor einer Moschee auf die erste Offroad-Strecke des Tages. Noch nichts, was den X3 irgendwie beeindrucken würde – aber hinten schlägt’s ganz schön durch. Wenigstens ist es schön warm geworden – so um die 45° - aber auch das kein Problem für den kleinen BMW. Nach einigen steinigen und partiell sandigen Strecken kommen wir zur ersten der angekündigten Kamelfarmen – von Farm kann zwar nicht die Rede sein, wohl aber von Kamel(en). Wir entschließen uns zu einem kleinen Fotostopp mit anschließender oder gleichzeitiger Verbrüderung mit meinen Verwandten. Die schon ganz schön groß sind, meist ein bißchen scheu und einfach nicht richtig stehen bleiben wollen. Eines gewinnt dann doch Zutrauen zu mir und kommt immer näher; eigentlich näher, als ich es gerne haben möchte. Schnuppert ins Objektiv, an meinem Arm und läßt sich dann – streicheln. Ein Kamelstreichelzoo mitten in der Dubaianischen Sandwüste! Und der / die Nette will gleich gar nicht mehr von mir lassen – hat wohl auch die Blutsverwandtschaft festgestellt.

Mittlerweile bin ich ziemlich rosa gebraten (innerlich) und wir düsen weiter in die Wildnis hinein. Kann ja auch nicht so schwierig sein – die Route ist eine einfache (laut Beschreibung) und das Buch macht einen vorzüglichen Eindruck. Alles, jede Abzweigung, ist genau beschrieben … nur, wo wir uns gerade befinden, das sagt es natürlich nicht. Und irgendwie sieht alles doch ein bißchen ähnlich aus: Bei der Baumgruppe teilt sich der Weg … wenn da auch dummerweise immer wieder Baumgruppen mit sich teilenden Spuren sind. Schließlich schaffen wir es bis zu einem tiefen Wadi – ein Etappenziel erreicht. Ein Fotostopp zeigt, daß ein X3 auch eine steile Düne hinabkommt (wie man’s halt schießt)…

Danach wird’s wieder wegbrecherisch. Keine Ahnung wo es weitergeht. Michael nimmt mal eine vorbeilaufende Teerstraße unter die Räder, kehrt danach aber wieder um, um den angegebenen Strommasten zu folgen. Resp. unter der Leitung (wieder mal) durchzufahren. Daß das nicht so einfach ist, stellen wir immer wieder fest. Aber die potentielle Abbiegegegend kennen wir bald ziemlich genau.

Und da kommt Michael auf die glorreiche Idee, das Ganze doch mal von der gegenüberliegenden Seite aus zu versuchen: gesagt, getan und … woww, da ist die Piste. Schon ahnen wir den Fossil Rock – unser Etappenziel, als wir unter der Stromleitung stehen und versuchen herauszufinden, wo es denn weitergeht. Schnelle Entscheidung: entlang der Service Road (oh Michael – das ist doch keine Road) unter der Leitung. Das geht sehr gut einen Hügel hinunter und den gegenüberliegenden Abhang auch wieder rauf. Bis dahin. Dann ist Schluß. Sense. Eingegraben. Alle 4 Räder. Mitten im Nowhere. Bei 48° (!) im nicht vorhandenen Schatten.

Gedankenfetzen fliegen vorbei: Verdurstet in der Wüste, die Kleinen zuhause verhungert… Obwohl alles nur halb so schlimm ist. Aber es ist wirklich sakrisch heiß. Ich versuche mal, das Auto bei einem von Michaels Versuchen rückwärts rauszukommen, an der Motorhaube zu schieben: Ergebnis sind fast Brandblasen – so heiß ist es. Ohne Spaten geht also nichts (mehr). Michael schaufelt eine Menge, dann greife ich auch noch an und neben dem Brand von oben (trotz Hut) brennt es in meinen Sandalen (ich hatte ja mangels Platz keine Hiking-Schuhe mitgenommen): jetzt werden also auch noch die Füße gegrillt. Immerhin gut gegen Fußgeruch der allgemeinen Art.

Schließlich schaffen wir es mit vereinten Kräften: 200 PS (geschätzt) und 2 MS (Viola und ich), das Gefährt in eine Richtung zu bewegen, die es dann wieder bergab fahren läßt. Traktionserhöhung kommt von den eleganten Fußmatten. Jetzt ist klar: der BMW ist auch ausstattungsmäßig hoch qualitativ!

Im Schatten (naja, das ist etwas übertrieben) von einem oder zwei kleinen Bäumen genießen wir dann unser Picknick: Nein, nicht im Freien, sondern im Schatten UND der Klimaanlage. Draußen geht das nicht!

Viola hat – gelinde gesagt – vom Sand mittlerweile die Schnauze voll und wir düsen Richtung Dubai. Aber mit einem Umweg zum Naturkundemuseum, das da irgendwo am Straßenrand liegt. Eigentlich hatte ich nicht viel erwartet, war dann aber sehr überrascht, daß für umgerechnet 3 € Eintritt

· Jede Menge Tiere live zu sehen sind – von Insekten über Amphibien (klar, die gibt’s hier auch) bis hin zu den netten Verwandten von Georgie, Leo und Yago – wie etwa einem ganz lieben Carcal, oder Leoparden und Cheetas.

· Man nicht fotografieren darf. Das ist schade. Richtig schade.

Anschließend – auf dem Highway – hat sich der Stau immer noch nicht aufgelöst; aber wir haben ja einen Vierradantrieb – der nochmals herhalten muß. Auf einer Piste neben dem Highway geht’s ein ganzes Stück schneller weiter und dann – dann ist der Stau zu Ende und wir stoßen einfach von der Piste auf die Autobahn.

So geht ein denkwürdiger Tag in den Abend – und ein Wochenende fast zu Ende. Bleibt noch die Feier für den Championship Titel für die Bayern. Geplant ist die im Golfclub der Arabian Ranches, wohin wir uns gegen 21:00 aufmachen, noch ein gutes Dinner zu uns nehmen und dann das Spiel genießen (Anmerkung: dies ist das erste Fußballspiel, das ich mir seit 1986 anschaue!). Und dann – na – Schwamm drüber. 10 Sekunden vor Abpfiff verlassen wir das Lokal, um nicht die italienischen Tischnachbarn feiern sehen zu müssen…

Und morgen … geht’s für Michael wieder ins Office, für Viola an die Arbeit und für mich nach Oman.

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