Sonntag, 23. Mai 2010

Oman - here I come


Nach der Enttäuschung, die hier ja erst weit nach Mitternacht stattfand, gibt’s nur eine kurze Nacht. Insbesondere für die beiden arbeitsamen Geister hier. Als ich aufstehe, ist Michael schon lange im Office und beginnt am Sonntag eine neue Arbeitswoche. Viola hat schon die stetig fallenden Blätter gefegt und was weiß ich schon alles unternommen. Yago und Leo genießen einen weiteren Sonnentag. Warm. Und schwül – das ist anders als während der letzten Tage.
Deshalb gibt es das Frühstück auch ausnahmsweise drinnen. Dann noch kurz die richtigen Dinge für den Oman packen und losdüsen zum Flughafen, wo mein Nicht-Polo schon wartet (ich hatte einen Polo bestellt, einen Toyota reserviert und schließlich einen Mitsubishi bekommen). Wasser wird nochmals im Supermarkt aufgefüllt. Und dann sind wir schon da: Terminal 1, Arrival. Da aber gibt’s keine Rental Cars. Wir werden dezent informiert, daß wir wieder rausmüssen. Auf dem Voucher steht aber eindeutig Terminal 1, Arrival. Ein Telefonat und viele km auf verschlungenen, sich kreuzungsfrei kreuzenden vielspurigen Highway-Hydras später ist klar: Logisch, man mietet die Autos ja auch beim Abflug. Wer’s versteht, den beneide ich. Also geht’s diesmal zu Departures und da sind auch schon die Dollar (da hab ich diesmal gemietet) und anderen.
Nach 30-60 Minuten Arbeit für zwei Sachbearbeiter, ca. 123 Kopien, diversen Kopien von Kopien, der Lösung des Problems mit der Versicherung für den Oman und wasweißichnichtwieviel anderen Dingen, bekomme ich irgendwelche Dinge zum Unterschreiben vorgesetzt - leerer Creditcard-Slip (das mag ich besonders gern), sign here und sign here und – by the way – please sign here as well. Da ja meine Handschrift sowieso verkümmert ist, nehme ich das als Training an. Hilft aber nichts. Zumindest nicht der Lesbarkeit der Schrift.
Irgendwann gibt’s für mich dann einige Papiere, für die beiden Dollaristen eine Schachtel davon und dann geht’s raus. Nein, nicht zum Auto; das soll erst gebracht werden. Aber nicht auf den Parkplatz der Autovermietungen, sondern nur auf die Straße. Auch wenn wir mein Gepäck in Violas BMW haben. Irgendwie und nach einer kleinen Eskalation geht’s dann doch – alles wird umgepackt in den wunderbaren Lancer (mei, wie kann ein Auto nach knapp 25000 km so aussehen) und Viola führt mich die verästelten Highways entlang zum richtigen. Auf den Weg nach Al Ain, der Wüstenstadt.
Die Fahrt dauert nicht allzu lange, ist immer wieder durch vorbeifliegenden Sand etwas aufregend und zeichnet sich vor allem dadurch aus, daß es eine einzige (so sieht’s wenigstens aus) Baustelle gibt, die sich aber die halbe Strecke (mindestens 50 km) hinzieht. Ganz überraschend bin ich dann auf einmal in Al Ain – zumindest suggeriert mir die dichtere Bebauung, daß da was sein muß. Auch wenn’s noch 10 km weitergeht. Klar ist, daß ich ja einfach den Wegweisern nach Oman resp. Sohar – meinem heutigen Etappenziel – folgen muß. Aber – es gibt KEINEN EINZIGEN Wegweiser nach Oman. Nur zu lokalen Sehenswürdigkeiten (other tourist areas) oder zu Stadtteilen. Oder nach Dubai oder Abu Dhabi. Da bin ich also 20km in einer Stadt unterwegs und habe nicht die geringste Ahnung, ob ich richtig bin!
Gefühlsmäßig schon, denn eigentlich sollte es mal irgendwo nach links gehen. Schon etwas genervt frage ich irgendwelche Menschen in Läden – was nicht ganz einfach ist, denn anscheinend kann ich Oman nicht aussprechen und sie nicht lesen. Aber es ist doch ganz einfach: brummelbrummel police. Na, das ist hilfreich. Ähnlich ergeht es mir an einer Tankstelle –bis ein english-spoken Tankwart kommt und mich aufklärt, daß ich instinktiv richtig gefahren war (das hat er zwar nicht erzählt – aber so war’s denn dann) und ich jetzt nur noch am nächsten Kreisverkehr links abbiegen müßte. Und dann geht’s nur noch geradeaus. Ist richtig. Ist sogar ganz richtig, auch wenn ich mich auf einer Ausfallstraße nochmals rückversichere. Die Straße sieht einfach zu – naja, irgendwie falsch – aus. Ist aber richtig. Und nach einem weiteren Kreisverkehr bin ich – an der Grenze. Zusammen mit einem km langen Stau von LKWs. Aber außer mir ist kein PKW zu sehen. Geht doch!
Die ersten Häuschen sind nicht besetzt – also gurke ich zum nächsten und überübernächsten und irgendwann ist einmal eines besetzt. Bitte anhalten, aussteigen und reden. Über was denn? Papiere! Na, da gibt’s ne Menge und irgendwann habe ich auch alle zusammen. Nicht nur den Paß und den Mietvertrag. Es passiert irgendwas und ich darf dann weiterfahren. Bis zum übernächsten Häuschen. Wo wieder jemand sitzt. Der will dann andere Papiere, tut irgendwas, verlangt 25 Dirhams und dann bin ich fertig. Nach der Grenze sieht’s wie vor der Grenze aus – keine Änderung. Ich rufe noch schnell Viola an – landesinterner Tarif sollte noch ausgenutzt werden – und weiß nicht, ob ich schon im Oman bin. Immerhin gibt’s überall Versicherungsagenturen. 24h natürlich. Brauch ich aber nicht mehr.
Schön ist, daß im Oman alles so ist wie in den VAE: gleiche Schilder, gleiche Geschwindigkeitsbeschränkungen, gleiche Straße (beleuchtete Autobahn mit Sahneasphalt – den Terminus verstehen nur gestandene Inliner). Einziger Unterschied: da sind Hügel, resp. kleine Berge, die sich jeweils aus dem Dunst herausschälen. Bizarr geformt und teilweise gleißend in der flirrenden Hitze. So geht das km um km, bis dann die Grenze kommt! Das ist wohl das längste Niemandsland, das ich jemals entlanggefahren bin!
Also – wie schon befürchtet – geht’s wieder zu den Offiziellen. Die sich diesmal als weitaus weniger freundlich herausstellen: Auto abstellen und reinkommen! Ich also rein – keiner nimmt Notiz von mir! Hello! Excuse me! Nichts hilft. Die sind alle am Palavern. Endlich werde ich dann aber doch noch wahrgenommen. Passport! Nix please, einfach anschnauzen! Der Kerl deutet auf einen Stapel Zettel, von denen ich einen ausfüllen soll. Ob er mir denn bitte den Kugelschreiber leihen könnte. Kommt nicht in Frage. Also muß ich andere zwischenstaatlich Gestrandete bitten, mir ein Schreibutensil zu borgen… Was dazu führt, daß ich schließlich ziemlich wutentbrannt den Zettel ausfülle – kaum leserlich, aber überall, wo was zu stehen hat, da steht schließlich auch was. Und was – das steht ja sowieso im Paß!
Ziemlich mürrisch geht die Restprozedur vonstatten. Creditcard! Ich hätte 60 Rials zu bezahlen. Was ich einfach nicht einsehe: über 120 € für ein Visum! No, kommt nicht in Frage. Ich biete ihm einen Hunderterschein Dirhams an (denke einfach, daß 60 Dirham eher wahrscheinlich sind). Creditcard, no cash. Also gebe ich klein bei und bekomme einen Beleg, auf dem irgendwas mit 6.000 und ansonsten arabischen Zeichen steht. Später erfahre ich, daß alles seine Richtigkeit hat, die 60 (er sprach von sixty) mit sechs zu übersetzen seien und ich also etwas mehr als 12 € bezahlt habe. Not a nice start!
Immerhin ist die Landschaft sehenswert – wenn sie nicht durch Bergbau zerstört ist resp. wird: Die Berge sind zwar nicht hoch, doch sehr schroff, ‚wüstig‘ und verschwimmen im zunehmenden Dunst. Davon werde ich – hoffentlich – ab morgen dann mehr sehen, wenn ich nicht mehr die Hauptstraßen unterwegs sein werde.
Wiederum kommt eine Stadt ganz überraschend: Es ging zwar seit Al Ain stetig berab, aber dennoch bin ich überrascht, wie schnell ich auf der anderen Seite in Sohar angekommen bin. Es bleibt die Suche nach einem Hotel – der Reiseführer gibt leider nur wieder die teuren an – und irgendwann werde ich auch fündig. Ein ganzes Appartement nur für mich! Zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber sauber und klimatisiert.
Sohar hat nicht allzuviel zu bieten – außer exorbitanter Hitze und drückender Schwüle - sodaß ich den Tag einfach mit blogging ausklingen lasse.

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