Donnerstag, 3. Juni 2010

Finale

Jetzt sitze ich irgendwo hinter Bagdad in 10.972 m Höhe und sehe mir die Wüste mal wieder von oben an. Ein etwas ungewöhnlicher Platz, einen Blogeintrag zu schreiben, aber nicht so ungewöhnlich, am Ende einer Reise.

Die letzten Tage sind eher ruhig verlaufen – teils auf das zunehmend schwülere Klima zurückzuführen, teils einfach darauf, den Besuch zu einem Besuch von Viola und Michael zu machen und nicht ausschließlich zu einem Dubai Trip.

Nach der Umwegepisode bei der Rückkehr aus dem Oman bin ich erst mal nicht sehr gewillt, meinen Lancer nochmals in den Unbilden der Dubaianischen Verkehrsführung zu bewegen. Deshalb beschließen wir, einen gemütlichen Tag zu verleben und am Nachmittag das Auto in seiner Dollar-Heimat zurückzugeben. Michael hat noch etliche Kleinigkeiten aus dem Baumarkt zu besorgen; das können wir dann auf dem Rückweg erledigen.

Immerhin gestaltet sich die Rückgabe meines Interimvehikels – das mir ja über 1800 km so gut es halt konnte gute Dienste geleistet hat – nur teilweise kompliziert. Aus Erfahrung klug geworden (wenn dem nur so wäre) fahren wir beide Autos erst mal auf den Parkplatz vor Arrival (ich kann die Logik immer noch nicht verstehen) und – da ich ja weiß, daß keine Autovermietung irgendwo auf dem Gelände ist – dort rufe ich erst mal bei Dollar an, daß jemand das Auto abholen kommen soll. Geht auch relativ schnell, der Check geht auch problemlos und meine Beanstandung der freien, verletzungspotentiellen Feuerlöscherhalterung führt nur dazu, daß der selbige jetzt gesucht wird. Immerhin wird er mir nicht in Rechnung gestellt. Wir sollen dann den Rest des Papierkrams in der Halle am Schalter erledigen.

Leicht gesagt. Schwer gefunden. In die Halle kommt man zwar einfach rein, aber die Dollars, Hertzens et al sind alle im abgesperrten Bereich für ankommende Passagiere! Wie – um Himmels willen – soll man da legal ein Auto zurückgeben? Wir entscheiden uns für die einfache Variante: Eingang durch das Security-Personal Tor, Nichtbeachten des Alarms und forsches Vorbeigehen an den Wachposten – wobei wir noch mit dem Dollar-Papierhaufen winken. Danach geht’s ratzfatz: Die Dame ist zwar nicht freundlich, aber kompetent, legt bald eine Rechnung über 875 AED vor (statt der geplanten 545 – ist aber wegen der Oman-Versicherung, einer Gebühr und Parkplatzgebühr (!) in Ordnung) und rechnet alles über den Blanko-Kreditkartenbeleg ab. Später erhalte ich dann per email die Bestätigung – wenigstens das geht elektronisch.

Eigentlich geht’s zum ACE, Michaels Baumarkt, rein logisch nach rechts und dann ist man gleich da. Oder auch nicht – denn Michael fährt erst mal nach links, dann eine Riesenschleife (immerhin keine 80 km) und nähert sich dem Ziel von der anderen Seite. Begründung: Lieber eine bekannte Strecke nehmen, auch wenn die weiter ist, als einen unbekannte, die dann jeweils länger dauert. Abgesehen davon komme ich so noch in den Genuß seiner Lieblingskreuzung: Ein 5-spuriger Highway teilt sich und ein Abzweig führt nach rechts. Ätsch – will man nach rechts, dann muß man geradeaus, denn die Rechtsabbiegung führt über eine Brücke wieder in die Geradeausrichtung über den anderen Teil des Highways. Absolut irre!

ACE hat zwar alles, aber nichts von dem, was wir wollen. Wir finden zwar noch viele interessante Dinge, nehmen aber dann nichts mit und verlassen ACE mit einer Bestellung, die am Montag abgeholt werden kann.

Viola ist immer noch stark verschnupft – und war deshalb nicht mitgekommen. Abends wollten wir das Restaurant im feudalen Polo-Club aufsuchen – gleich neben den Ranches, leicht zu erreichen aber schwierig, zurückzufinden (ich wiederhole mich: diametral jeglicher Logik entgegengesetzte Verkehrsführung). Das Essen ist vorzüglich, das Ambiente sehr elegant und dann machen sie uns das Licht aus. Das sei immer so bei einer bestimmten Uhrzeit. Fortsetzung des Dinners als Candlelight Dinner.

Damit wir nicht bis Abu Dhabi oder Al Ain für den Rückweg müssen, wählt Michael den Sand neben der Straße. Überqueren kann man sie nämlich erst wieder bei den Ranches am Kreisverkehr, der mir gestern so viele Probleme bereitet hat.

Irgendwie stelle ich fest, daß meine Fotoausbeute bei diesem Trip relativ gering ist und so plane ich einen weiteren Besuch in der Stadt. Viola empfiehlt die Ibn Battuta Mall, die sich vor allem durch eine interessante Architektur anbietet: Ibn Battuta war ein Reisender, der insbesondere die Länder China, Indien, Persien, Ägypten, Tunesien und Andalusien besucht hat. Und so ist die Mall um genau diese 6 Zentren gebaut, jeder Teil architektonisch dem jeweiligen Land entsprechend. Die zentralen Hallen werden von Skulpturen der jeweiligen Region dominiert. So ist in Indien ein riesiger Elefant, China hat ein gestrandetes Segelschiff (in Originalgröße) und vor allem Ägypten hat es mir angetan, mit einer Skulptur, die einen Pendelversuch darstellt und dabei eine kleine Geschichte der Mathematik beheimatet. Auch wenn vieles davon ein bißchen disneylandisch anmutet – die Idee ist nett, die Umsetzung sehenswert.

Was außer mir nur ganz wenige Menschen sehen – denn die Mall ist an diesem Werktag fast menschenleer. So verbleibe ich deutlich länger darin, als erwartet. Violas Auto, das ich irgendwo im indischen Parkhaus abgestellt habe, will zwar weiter, aber ich entscheide mich für eine Fahrt in der Metro – das muß einfach sein. Zuvor hatte ich noch ausfindig gemacht, daß die Metrostation Ibn Battuta gerade erst vor 2-3 Wochen fertiggestellt worden sei – also nichts wie hin. Ziel ist die Mall of the Emirates – ebenfalls eine Metro Station. Metrofahren ist absolut simpel: Die Karten sind RFID gefüttert, pre-paid und beim Durchgang durch das Drehkreuz wird man registriert, beim Hinausgehen bezahlt man automatisch. Natürlich mache ich gleich zwei Fehler: Ich steige in der Gold-Class ein (das ist die erste Metroklasse und die hat sogar andere Tickets) und gehe dann durch das Frauenabteil. Ein netter Schaffner begleitet mich und schützt mich so vor weiteren Fehlern (andere gibt’s aber nicht). Kurioserweise lande ich bei der Rückfahrt ebenfalls im Frauenabteil – ein aufgebrachter Beamter gestikuliert draußen bei der Abfahrt ganz hektisch und erst der Hinweis einer Mitfahrerin bringt die Erkenntnis des Fehlers.

Heute ist der Nachhauseweg einfach – ich weiß ja jetzt, wo ich überall fahren soll und kann und so bleibt’s an dem Tag bei keinem Umweg.


Danach ist Packtag – wenngleich erst kurz vor Mitternacht – Einkaufstag (Violas verspätetes Geburtstagsgeschenk, der Welt billigste Elektroadapter und Lebensmittel bei Spinnies – die spinnen, die Dubaianis) und Abschiedstag mit einem weiteren exzellenten Dinner im Golfclub, bei dem nicht nur diniert wird, sondern gerade die Quiz-Night läuft. Der Quizmaster ist eine Stimmungskanone und die Stimmung entsprechend euphorisch berauschend – für den Fall, daß man Engländer in den letzten Alterszügen ist. Nix für uns – aber wir haben ja auch draußen gesessen und ich hab schon mal vorsichtig meine Erkältung nach ihrem Befinden morgen Abend gefragt – da gibt’s keine 35° um 22:30 mehr, sondern laut Vorhersage einstellige Temperaturen. Brrrrrrrrr-time ist angesagt.

Viola läßt es sich nicht nehmen, mit in aller Herrgottsfrühe zum Flughafen zu fahren. Die Verabschiedung ist kurz – da Halteverbot – aber ich habe schon ein Tränchen im Auge: Es wird ja doch einige Zeit dauern, bis wir uns wieder sehen.

Und mit 'Tränen in den Augen' begrüßt mich auch Bad Tölz - fast unter Wasser............

Sonntag, 30. Mai 2010

Durch die Berge und Wüste


Ein ungewöhnlicher Morgen: Es gibt Wolken! Dennoch ist es weiterhin sehr diesig – keine Abwechslung also an der Fotofront. Oder zumindest nur wenig.

Zur Rückfahrt nach Dubai habe ich mir einen Umweg vorgenommen: Während die ‚normale‘ Route von Muscat nach Dubai entlang der Küste führt und dann in Sohar in die mir schon bekannte Strecke müdet, will ich noch einen kleinen Schlenker durch’s Gebirge machen. Zielpunkt ist der Ort Rustaq und von dort aus will ich auf einer Nebenstrecke Ibri ansteuern. Leider kann mir niemand sagen, wie gut die Straße ausgebaut ist, und ob ich da vielleicht doch noch auf eine ungeteerte Piste muß.

Jedenfalls decke ich mich bei einem nahe dem Hotel gelegenen Supermarkt – nein, mal kein Lulu – mit Proviant ein und fülle meine Kühlbox. Im Notfall habe ich ja noch 800 g Werther’s Echte – werd also schon nicht verhungern…

Den Weg aus der Stadt kenn ich schon – passiere die neue Moschee, diesmal weniger überrascht, aber dennoch weiter fasziniert von deren klarer und wenig verspielter Architektur, den Flughafen und dann geht’s Richtung Sohar. Da Rustaq der Hauptort im Gebirge ist, erwarte ich auch eine Wegweisung dorthin … die aber im Bereich, den meine Karte dafür ausmacht, nicht kommt. Ein Tankwart gibt mir zu verstehen, daß ich noch weiter fahren muß … und schließlich bin ich dann wirklich auf dem Weg.

Wie schon auf der Fahrt nach Sohar entpuppt sich die Küstentiefebene als absolut flach, konturlos – auch durch den fehlenden Blick auf die entfernten Berge. Langsam materialisieren sie sich wieder aus dem Dunst und dann bin ich wieder mittendrin. In sanften Kurven folgt die Straße einem bildhübschen Wadi und ist kaum befahren. Nach Rustaq biege ich dann auf die Nebenstraße ab, die mir etwas Kopfzerbrechen gemacht hatte: Sie entpuppt sich als brandneu (brandheiß ist es sowieso) und ebenso schön, wie die letzten Dutzende von Kilometern. Selten komme ich an einem Dorf vorbei – aber alle haben Elektrizität, einen Wasserspeicher und eine Fußgängerunterfühung! Nein – das ist mein Ernst – es ist zwar kaum ein Fahrzeug unterwegs, aber jedes wie auch immer abgelegene Kaff verfügt über einen sichere Unterquerung der Fahrbahn. Das nenne ich weitsichtig. Leider bleibt zuum Bestaunen der Landschaft nur begrenzt Zeit, denn meine heutige Strecke ist mit mehr als 600 km doch ziemlich lang. Völlig überraschend ändert sich dann die Umgebung von gebirgig auf hügelig – so etwa 40 km vor Ibri. Das ich dann auf der gleichen Straße erreiche, wie schon einige Tage zuvor.

Von jetzt an geht’s durch die Wüste – laut Karte parallel an einer lang gezogenen Bergkette entlang. Die ist aber im Dunst erst nur noch zu erahnen, später sehe ich davon überhaupt nichts mehr. Ich fahre auf einem vierspurigen Highway durch ein endlos erscheinendes Gebiet, meist kontur- und horizontlos. Die einzige Abwechslung bieten die alle soundsoviel Kilometer aufgestellten Abfallkörbe – völlig in the middle of nowhere! Wer dort Abfall reinwirft – Allah knows; und wer ihn dann abholt – who knows. Dieses Fahren ermüdet auf Dauer und so lege ich eine kleines Nachmittagsschläfchen ein. Im Auto, AC-gekühlt. Anders ist es nicht auszuhalten.

Nach einiger Zeit kann ich dann im Dunst vor mir einen Berg ausmachen. Beim Näherkommen stelle ich fest, daß der am Grenzübergang in die VAE liegt. Grenze vor mir.

Heute ist die Ausreise wieder relativ einfach – für’s Auto kassieren die Omanis noch 2 OR (jetzt, da das Auto die omanischen Straßen nicht mehr benutzt…), dann werde ich vom ersten VAE Beamten gebeten, die Formalitäten in einem Bau vorzunehmen. Das klappt auch recht gut. Ich bekomme – Stempel, Papiere, was auch immer – ich hab keine Ahnung wozu. Als nächstes passiere ich ein Ungetüm – sieht aus wie eine Waschanlage, ist aber ein Autoscanner: Durchfahrt mit max. 5 km/h erlaubt. Am nächsten Checkpoint frage ich nach, was das sei, und bekomme eine Broschüre überreicht: Mein Auto wurde nicht nur auf unerlaubten Inhalt (Waffen, Sprengstoff …) gescannt, sondern auch von allen Seiten (inkl. oben und unten) fotografiert! Mann, sind die VAE doch ein sicherheitsbewußtes Land. Bleibt nur die die Polizei zu passieren. Da aber hakt’s: Stamp! Wo soll ich jetzt einen Stempel nicht abgeholt haben. Back, back – stamp, stamp! Where? Back, back. Hilft ungemein. Also fädele ich mich rückwärts wieder raus, parke und versuche, einen Stempel zu bekommen. Offenbar bin ich nicht der erste – ein hilfsbereiter Beamter kommt mir entgegen, fragt, ob ich einen oder mehr Stempel haben möchte, gibt mir daraufhin drei (gleiche) auf den Schein, den ich am letzten Checkpoint bekommen habe und damit ist dann der Polizist zufrieden. Die Bürokratie muß man sich vorstellen: Ich bekomme ein Stück Papier durch ein Fenster gereicht, 5 m weiter sollte theoretisch einer sitzen, der dieses unbesehen stempeln müßte, damit das gestempelte Papier dann wieder 20m weiter abgegeben wird. Toll!

Also bin ich wieder in den Emiraten und nähere mich Al Ain. Bevor ich aber zur Stadt komme, grüßt eine Riesenmall – wahrscheinlich auch mit Espresso-Shops. Zeitlich kann ich mir jetzt einen Stop erlauben und ich gebe Michael und Viola noch telefonisch durch, daß ich am Abend bei ihnen sein werde.

Die Durchfahrt durch Al Ain ist ähnlich wie das letzte Mal: Hunderte von Wegweisern, aber keiner nach Dubai. Erst als ich dann auf der Ausfallstraße bin – Wegweisungen nach Dubai alle paar hundert Meter. Da wär’s aber auch so klar gewesen.

Ich erlebe einen Sonnenuntergang in der Wüste – immer wieder faszinierend, wie sich das Farbenspiel präsentiert. Und bald bin ich an der Kreuzung zur 311 (Emirates Highway), der ich nur noch nach links folgen, bei Arabian Ranches abbiegen und dann zu Al Reem 3, 90 düsen muß. Denke ich. Aber es kommt ganz, ganz anders. Und leider entpuppt sich Michael’s Vorwarnung der etwas unlogischen Verkehrsführung als nur zu wahr. Ausfahrt gefahren, nächster Abzweig rechts (das ist bekannt), danach Wegweiser zu AR und – ich bin irgendwo, nur nicht da, wo ich hinwollte. Irgendwo weiter gibt’s einen Kreisverkehr, der mich zwar zurück- aber nicht auf die richtige Spur bringt. Lange Rede kurzer Sinn: Irgendwann lande ich mitten in der Stadt, kurz vor der Palme. U-Turn und irgendwie die richtige Richtung. Über den Rest schweige ich lieber: In Summe waren es 80 (!) km, die ich gefahren bin, von der ersten Abzweigung bis ich diese zum letzten Mal und dann richtig genommen habe. Es gibt dutzende von Kilometern ohne Ausfahrt oder Ausfahrten ohne Möglichkeit der Umkehr, will man rechts muß man sich links einordnen, und die Beschilderung ist … gelinde gesagt … schwierig.

Anyway – ich bin angekommen und der Ausflug nach Oman war es mehr als wert, gemacht worden zu sein.

Donnerstag, 27. Mai 2010

Verkehrshindernis



Bilder von heute

Der Verkehr ist hier schon ziemlich dicht; und unten an der Straße zum Golf von Oman müssen wohl alle Pseudomotorsportler ihren Motor aufheulen lassen. Das beginnt um 05:30 und endet nach 00:30. Dennoch – das Bett ist bequem – und zum Verkehrshindernis kommen wir noch…

Die Wäsche war morgens – wie immer – schön trocken. So kann man mit einem Satz Kleidung auch eine Reise machen und täglich frisch gewaschen erscheinen. Aber auch davon später.

Große Überraschung: das Frühstücksbuffet! Ein Riesenlokal, ein Riesenbuffet und ich allein drin. An die Cornflakes mit warmer Milch habe ich mich ja schon gewöhnt, an Eier, die nach dem Hartkochen noch in heißem Wasser weiter gemichaelt werden – noch nicht und an die anderen guten Dinge auch noch nicht. Es gibt sogar eine Auswahl an Brot, frische Zutaten zum Omelett, Früchte, etc. Ein richtig guter Start in den Tag.

Schon längere Zeit dachte ich, daß ich genausogut mit einem Taxi in die Old Town Muscat fahren könnte, dann einige Zeit darin rumwandern würde und schließlich entspannt zur Siesta ins Hotel zurückkehren könnte. Die Nachfrage an der Rezeption gibt mir aber zu verstehen, daß es dort genügend Parkplätze gäbe … und die Hitze spielt auch noch mit, daß ich lieber mein eigenes Auto nehme.

Laut Rezeption und Adam ist das alles ganz einfach: Einfach die große Straße am BMW weiterfahren und irgendwann kommt man an. Ja – so war’s dann auch – aber mit kleineren Problemen. Erst mal fahre ich seit gestern aus Erfahrung immer auf der mittleren Spur, denn rechts ist man schwuppdiwupp am Abbiegen und muß sich wieder auf den Highway zurückkämpfen. Da ich aber jeden Wegweiser studieren muß, fahre ich natürlich etwas langsamer als die erlaubten 100 km/h, oder manchmal auch deutlich langsamer, denn lesen kann ich ja, aber ich weiß ja gar nicht, welchem Ziel ich nachfahren soll. Old Town gibt’s nicht und deshalb fahre ich einfach weiter – nach Muscat. Eigentlich dachte ich ja, daß ich schon da sei … aber so sind sie halt, die Omanis.

Nach der BMW Welt kommt linkerhand das Toyota- und Lexus-Universum. Mit angeschlossener Kia World. Ein Komplex, den man als Satellit umrunden kann – dabei aber sicher den avisierten Wartungstermin verpaßt. Kein Wunder, daß die Jungs da so protzen, war doch schließlich jeder zweite, der mich im Gebirge überholt hat, ein LS400.

Danach ein weiterer Lulu (siehe Sohar). Ebenfalls gigantisch. Wahrscheinlich fährt man da mit dem Auto rein – der vielleicht erste Drive-Rein Hypermarket. Zu Fuß kann man den ja gar nicht machen; da wären die Lebensmittel ja verdorben, bevor man an die Kasse kommt (Anmerkung: ist a bisserl übertrieben, denn es gibt wirklich einen Parkplatz).

Und immer noch geht’s weiter Richtung Muscat. Der Highway kurvt so vor sich hin, sodaß ich schon mal denke, wieder zurückzufahren. Was partiell auch stimmt. Aber dann: ein gigantisches Tor – mit Seitenöffnungen für den Einlaß von anderen mehrspurigen Straßen. Und schließlich verengt sich die Straße, langsam wird’s enger und irgendwie hoffe ich, bald da zu sein. Diverse Kreisverkehre später (die mögen sie hier auch sehr gerne – vor allem die mit mehreren Spuren, die man dann noch schnell vor dem nächsten Auto überqueren kann) stehe ich am Golf. Eigentlich nicht Golf, sondern Hafen. Rechts ist ein kleines Fort auf einem Felsen zu sehen – vielleicht bin ich ja da. Aber von Palast und all dem anderen ist nichts zu sehen. Schließlich lande ich fast auf einem Frachtboliden und bin überzeugt, definitiv falsch zu sein. Also zurück. An der Auffahrt zum Tor liegt eine Shell-Tankstelle – vielleicht haben die einen Stadtplan oder wenigstens eine Idee, wie ich fahren soll.

Ersteres haben sie nicht (auch wenn’s eine Zeit dauert, bis ich mich verständlich gemacht habe) und zweiteres – naja. Nach dem Studium des Altstadtplans im Führer werden wir uns einig: Ja, das ist hier irgendwo und so ganz falsch war ich nicht. Am Kreisverkehr rechts, dann links oder eher doch geradeaus – die beiden Nestlé Regaleinräumer haben vielleicht die gleiche Meinung, aber unterschiedliche Gesten. Also wird flugs ein Plan gezeichnet. Die nette Dame an der Kasse liefert einen Abriß aus dem Belegdrucker und darauf wird jetzt sorgfältig gezeichnet. Daran kann ich mich jetzt halten. Problem ist nur: ich kann nur rechts abbiegen, müßte aber links rum… Irgendwie wird’s schon klappen. Mein Lancer klappert die Steigung hoch – als Hindernis aus Motor- und meinen Orientierungsproblemen. Ja, da biegt eine Straße rechts ab – let’s U-Turn! Haben wir doch schon mehrfach so gemacht – mein Lancer und ich – und es hat noch immer geklappt.

Bis auf diesmal. Kein U-Turn, da auf einem weiteren Highway gelandet. Und keine Ausfahrt. Und jetzt geht’s sogar noch einen Berg hoch! Danach ein Parkplatz mit – überraschend – sowohl Sicht auf den Golf (anscheinend gibt’s hier nur Buchten – ist übrigens auch so) als auch auf eine Shell-Raffinerie. Ich studiere aus der Höhe die Straßenführung: rechts raus, an der Raffinerie vorbei, unten durch und dann zurück.

Funktioniert bestens – auch wenn die Ausfahrt anscheinend nur für Shell und ein Krankenhaus ist, die ‚Area restricted‘ ist und Fotografierverbot herrscht – ich komme auf die andere Seite. Wo es aber nicht wieder auf den Highway geht. Auch später nicht. Also wieder retour und die nächste Ausfahrt gesucht. Wo –endlich – ein schnuckeliger Kreisverkehr mich wieder auf die Gegenfahrbahn bringt. Ich fühle mich wie das fahrende GPS.

Zurück durchs Tor, an der Shell vorbei und am Kreisverkehr rechts. Scheint der falsche zu sein – ich bleibe irgendwo stecken. Also auf zum nächsten. Da war ich schon mal – aber jetzt ist das Fort vor mir. Schade – die Parkplatzsuche ist umsonst – es gibt keinen. Also kurve ich mal weiter und sehe vor mir – einen Wegweiser nach Muscat. Bin ich vielleicht noch gar nicht da?

Ja – so ist es … und 3 km weiter bin ich mir dann sicher: Da muß es sein! Es gibt auch Parkplätze allenthalben (nur nicht im Schatten), ein Fort und noch eines – wie halt beschrieben. Es hat ein bißchen länger gedauert und ich habe viele Spuren gewechselt – dummerweise meist ziemlich abrupt aber dennoch mit geringer Geschwindigkeit. Immerhin weist mich ja mein Nummernschild als Ausländer auf…

Auf dem Weg hierher hatte ich eine Temperaturanzeige passiert: 44° (im Schatten – aber, siehe gestern, wo ist der geblieben). Als ich aussteige fühle ich, daß dazu noch gespürte 90% Luftfeuchtigkeit kommen. Die Kamera wird feucht und ich schweißnaß. Ohne mich zu bewegen. Ich bin froh, mit dem Auto gekommen zu sein, es strategisch geparkt zu haben, sodaß ich mal schnell zurück und eine Prise AC’te Luft schnappen kann. Hoffe ich mal.

Am Fort Mirami wird restauriert – wie bemitleide ich die Bauarbeiter, die in dieser Hitze hinlangen müssen. Das ist wirklich nicht mehr lustig.

Was auffällt: wenn das Old Town ist, dann ist die ganz New! Alles picobello herausgeputzt – ich bin sprachlos. Eigentlich hatte ich alte Gebäude erwartet, enge Gassen, orientalisches Leben. Jetzt bin ich hier im Regierungsviertel, beim neuen Sultanspalast und alles Historische sind die beiden Forts! Da war ich total daneben gelegen. Wenn ein Gebäude mal kein Palast ist, dann entweder eine Bank oder eine Villa. Und alles auf engstem Raum, aber dennoch luftig (ich weiß, der Begriff ist hier fehl am Platz) gebaut. Ich bin von diesem Regierungssitz einfach angetan. Welch Unterschied zu anderen Ländern!

Natürlich versuche ich, so viel wie möglich auf die Chips zu bannen – aber es ist wirklich überirdisch heiß. Langsam schlendere ich die Straßen entlang um dann – bei ‚Royal Court Affairs and Royal Yachts‘ in ein Fotografierverbot zu laufen: 300 m umsonst bewegt, einen halben Liter Schweiß unnütz verbraucht. In einem Tunnel herrschen dann die angesagten 44+° (wahrscheinlich sind’s mittlerweile etwas mehr geworden) – was einfach himmlisch ist: das ist kühl! Am Straßenrand entdecke ich 14 Kanonen, die ein indischer Adeliger dem Sultan von Oman geschenkt hat; der empfand sie jedoch als unnütz und ließ sie - Öffnung nach unten - neben der Straße als Pfeiler in den Boden rammen. Dies hatte ich im Führer gelesen, und mich trotz kochendem Hirn noch daran erinnert. Obwohl ich stets denke, am Ende zu sein, erkunde ich die Old Town noch für eine weitere Stunde – aber danach bin ich platt. Leergeschwitzt.

Gottseidank – resp. Allah sei Dank – gab’s an einer Moschee einen Wasserspeier mit gekühltem Wasser. Eigentlich zum trinken, für mich aber in erster Linie mal um den Kopf abzukühlen. Und dann fährt noch ein Lieferwagen vor und liefert – Klimaanlagen! What a joke! Die könnten ja eine für mich hier draußen installieren!

Den weiteren Weg mache ich nur noch im Auto. Ich fahre durch Muscat durch – jetzt ist mir auch der Name klar: Die Stadt ist so klein in der Capital Area wie eine einzelne Muscat-Nuss am Baum – und weiter durch Villenvororte. Hier wohnt wohl die Haute Volée von Oman. In den Häfen gibt’s wunderbare Boote – aber ich habe nur noch einen kurzen Blick dafür.

Jetzt ist es Mitte Nachmittag und ich düse zurück. Ein kleines, verspätetes Mittagessen lasse ich mir noch in der Nähe des Hotels schmecken und dann geht’s unter die Dusche. Und zur Wäsche. Die jetzt – abends – bereits wieder trocken ist.

Abends: Ich ziehe noch ein bißchen los, eine Kleinigkeit zum Essen wäre nicht schlecht. Nebenan ist eine Shopping Mall mit einigen Restaurants – von Adam empfohlen (von dem ich übrigens nichts mehr gehört habe … very strange). Ja mei, da staunst net schlecht! Was da am Vorabend des Wochenendes rumläuft – da legst di nieder (sorry, daß ich ins Bayerische ausweiche – muß einfach sein). Das ist ja der reinste Laufsteg: viele der Damen und ‚jungen Damen‘ sind zwar in körperverhüllendes Schwarz gekleidet, was aber übrigbleibt ist oftmals sehr gestyled. Welch krasser Gegensatz zwischen dem dezenten, aber oft üppig verziertem Kleid und dem überaus geschminkten Gesicht. Und den Füßen – oft sind die Knöchel, sofern man sie sehen kann, mit Goldketten geschmückt. Jetzt ist auch offensichtlich, wann der viele Schmuck getragen wird.

Nach dem kleinen Imbiß zum Abendessen gönne ich mir noch einen Costa Espresso – diesmal auf der Terrasse. Ich bin ja jetzt hitzeerfahren und auch der Dampf auf meiner Brille kann den Genuß nicht schmälern.

So endet der Tag in Muscat. Insgesamt bin ich von Muscat und der Capital Area sehr angetan – eine schöne, moderne Stadt mit eigener Architektur. Modern aber mit eigenem, typischem Flair.

Mittwoch, 26. Mai 2010

Tag der unfruchtbaren Umwege


Heute ging’s mit dem Frühstück schon wieder besser: Klar, die Cornflakes mit warmer Milch (den Zucker gab’s ohne Foodprints(!)), statt des süßen Toasts ein beherzter Griff zu einigen Minifladenbroten und als Krönung ein Ei á là Michael: Wenn 25 Minuten Kochen noch nicht reichen, dann bleibt’s halt noch ein bißchen länger drin.

Der Aufenthalt hat mir gefallen – in dem geräumigen Zimmer (nachts darf’s nicht pressieren, sonst kommst Du nicht mehr rechtzeitig hin…) und der Gegend, die ich irgendwann mal bei anderen Temperaturen und Sichtbedingungen nochmals sehen möchte.
Kurz noch Proviant auffrischen im Supermarkt und dann geht’s los Richtung Muscat. Ich hatte mir einige mögliche Alternativen aus dem Reiseführer vorgenommen, denn die Fahrt ist ansonsten ja nur 140 km lang.

Völlig überraschend gerate ich aus Nizwa heraus in einen Stau, den viele vor und hinter mir durch Ausweichen auf die Sandy-Roads neben der Straße umgehen (igitt, wie kann man nur!). Mit meinem nicht mal auf normalen Straßen bergtüchtigen Gefährt bleibe ich aber besser auf der Straße. Grund für den Stau: Ein Kreisverkehr – genau das, was ein Kreisverkehr eigentlich verhindern sollte. Im Stau wachen so einige Ideen: Fahr doch mal nach Birkat al-Mauz (klingt ein bißchen katzenmäßig) und suche die Straße zum Jebel Akhdar. Das ist der höchste Berg Omans, noch ein bißchen höher als die Sonne gestern. Völlig unerwartet finde ich auf Anhieb dort hin … und sehe mich am Eingang eines wunderschönen Wadis, eingerahmt von steilen Bergflanken. So windet sich die Straße einige km hin, bis nach einer Kurve die schönste Steigung vor mir auftaucht. Mindestens so schön wie gestern.

Mein Lancer läßt sich nicht bitten und schnauft mit teilweise unter 30 km/h hinauf und wird vom vorausfahrenden Laster fast abgehängt. Soviel zur Sportlichkeit meines Gefährts. Gottseidank hört die Steigung bald auf und es folgt ein … Parkplatz. Wo zig Autos stehen. Und eine Polizeistation mit Kontrolle. Der Officer ist sehr freundlich, schaut sich das Innere meines Autos an und meint dann großzügig: ‚Four by four only‘. Das war’s dann mit der Herrlichkeit. Er fügt noch dazu, daß die bisherige Steigung verhältnismäßig flach gewesen sei, die Kehren sehr spitz und überhaupt ich jetzt zu wenden habe. Aber auf dem Weg hinab verspreche ich mir: Jebel Akhbar – das nächste Mal bist Du dran.

Also düse ich wieder nach Katzenhausen, wo mich an einer Kreuzung ein Coffee Shop einlädt. Ich bin ja seit Tagen entwöhnt und lechze förmlich nach einem Schuß Coffein. Leider hat der Shop geschlossen – aber der nebenan ist geöffnet. Neben dem Eingang liegt – eine Katze. Wenn man das arme Tier noch so bezeichnen mag. Ein Auge ist geschlossen, der Körper ausgemergelt und die Hitze macht ihr offenbar sehr zu schaffen. Für 0.100 OR gibt’s dann einen schwarzen Kaffee – zur Überraschung des Inhabers ohne alles (no sugar? no milk?). Das kann man doch nicht trinken. Geht doch, schmeckt ordentlich und wird – im Pappbecher serviert.

Danach mache ich mich wieder auf die Strecke – wobei zwischenzeitlich der Innenraum meines Autos ein bißchen aufgeheizt wurde. Macht Spaß, da reinzukriechen, sich die Hände am Lenkrad zu verbrennen und zu hoffen, daß die Klimaanlage mit der brennenden Luft kurzen Prozeß macht. Schatten zu suchen ist um diese Jahreszeit zwecklos: Ich habe vorgestern den Wendekreis des Krebses überschritten und jetzt – Ende Mai – ist nicht mehr allzu viel Zeit bis zur Sonnwende, weswegen sie sich schön senkrecht über mir platziert.

Als nächstes will ich das Dorf Izki anfahren, das zwischen meiner Straße und der Autobahn nach Muscat liegt. Laut Beschreibung sei der alte Teil in zwei Teile geteilt, die jeweils sogar einen eigene Stadtmauer besaßen. Grund: Streitigkeiten zwischen zwei Familien über Generationen. Nett dagegen, daß Suq und Gemeinschaftseinrichtungen von beiden Familien besucht werden durften. Muß man auch nicht verstehen.

Mein Abstecher führt mich auch nach Izki, aber von der beschriebenen Faszination der zwei Orte kann ich nichts entdecken.

Von hier aus fahre ich ein Stück Autobahn, die von Nizwa bis Muscat vierspurig ausgebaut – und natürlich beleuchtet ist. Was heute aber nicht nötig ist. Sie führt entlang des Riesenmassivs, das vom Jebel Akhbar überragt wird. Schroff steigen die Bergflanken auf, vielfach haben die Berge mit der Geologie gespielt und interessante Faltungen aufgebaut. Da ja so gut wie keine Vegetation vorhanden ist, ist das alles faszinierend anzuschauen. Die westliche Seite zeigt sich etwas moderater, aber dennoch bergig.

Gegen 11:15 erreiche ich den Abzweig zum Wadi Qurai, das zu Fuß zu begehen ist. Unvermittelt – an einem Privathaus – hört die asphaltierte Straße auf und vor mir öffnet sich eine gigantische Spalte im Bergmassiv. Instinktiv fällt mir das Wort Klamm dafür ein. Nur – es rauscht nur ein kleines Rinnsal im Falaj, dem Bewässerungssystem. 20 m tiefer, in der Talsole, liegen nur massive, abgeschmirgelte Felsen, was die Kraft des Wassers – so es mal kommt – verdeutlicht. Alles andere ist schroff, spitz, scharf – nur die Felsen im Flußbett sind abgerundet.

Steil steige ich einen angedeuteten Weg hinunter – und bin dabei schon am Schwitzen. Das Gehen im Wadi-Bett ist dann auch nicht sehr viel angenehmer – es gibt ja keinen Pfad, sondern nur das Umgehen von Hindernissen. So bleibt es nicht aus, daß ich nach relativ kurzer Zeit den Rückweg antrete, schweißtriefend, trotz extrem trockener Luft. Ich bin nicht dazu gemacht, bei 45° im nicht vorhandenen Schatten bergzuwandern. Immerhin – einige Fotos habe ich mitgenommen.

Der nächste Umweg führt zur Sama’il Oase. Sie liegt inmitten eines grünen (!) Wadis, einem Palmenparadies. Seit langer Zeit ein Farbklecks inmitten einer ansonsten monochromen Landschaft. Irgendwie fühle ich mich aber nicht wohl – fühle die Reisekrankheit kommen – und mache nur deshalb eine kurze Pause…

Jetzt soll es einfach nur noch nach Muscat gehen – wobei ich dann doch noch einen Schlenker zum Bidbid Castle mache, das aber weggekarrt sein muß. Dort, wo es beschildert ist, liegt es definitiv nicht. Und mehr Zeit zum Suchen gebe ich mir auch nicht.

Als es dann noch 42 km nach Muscat sind, bin ich schon da! Wenigstens am Flughafen und inmitten dichter Bebauung und dichtem Verkehr. Der sich von Zeit zu Zeit staut und mir Gelegenheit gibt, mit Adam – Michaels schottischem Partner bei BMW in Dubai – Kontakt aufzunehmen. Offenbar geht’s wirklich noch ein Stück weiter … und weiter … und weiter. Ich erinnere mich, daß die Gegend ‚Capital Area‘ heißt und damit ist das Rätsel gelöst. Etwas weiter passiere ich die monumentale große Moschee, eine der größten der Welt. Auch wenn sie anscheinend neu gebaut wurde – sie ist wunderschön. Schade, daß ich Atheist sie nicht besuchen darf.

Sehr viel weiter erreiche ich dann wirklich den BMW Importeur, der ein imposantes Gebäude hingestellt hat –definitiv nicht zu übersehen. Auch wenn ich mit den spurwechselnden omanischen Fahrerkollegen deutlich mehr auf den Verkehr achten muß als bisher. Adam erwartet mich schon – und begrüßt mich freundlich, auch wenn wir uns ja bisher nicht gesehen, sondern nur gesprochen und geemailt hatten. Er ist eigens im Office geblieben, obwohl die Firma bis 16:00 in Siesta ist. Kein Wunder bei dem Backofen – draußen grillt einem das Gehirn unter der Schädeldecke; mit oder ohne Hut.

Nach einem kurzen Gespräch – zufälligerweise auch mit dem Enkel des Besitzers (aus der drittwichtigsten Familie des Oman … zufälligerweise ziemlich reich) leitet mich Adam zu einem preiswerten (für Muscat-Verhältnisse) Hotel, fast direkt am Strand. Es ist das erste Zimmer, in dem ich mich nicht verlaufe – aber trotzdem nett. Bis auf den Straßenlärm – der ist schon ohrenbetäubend.

Im Zimmer trifft mich dann schlagartig die Reisekrankheit wieder und so verbringe ich den Rest des Nachmittags etwas malade, müde und partiell schlafend. Gegen Abend erkunde ich noch den Strand, den Geschmack eines single Espresso im Starbucks und das Problem, mit dem Handy online zu gehen, wenn die Nummer länger ist, als vom lokalen Provider vorgesehen (Ergebnis: Es geht nicht, auch wenn’s bei Starbucks kostenlos ist).

Morgen werde ich die Altstadt besuchen – vorausgesetzt, mein Körper gibt sich dazu her… Und übermorgen – ja, dann ist schon wieder ein Ende erreicht: dann geht’s zurück zu Viola und Michael nach Dubai.

Dienstag, 25. Mai 2010

Omanische Bergwelt ...


… die stand heute auf dem Programm. Bilder dazu gibt's hier!

Nizwa liegt dazu ziemlich optimal, ist selbst von Bergen umgeben und von Hügelketten, die ausschauen wie die Unterkiefer überdimensionaler Dinosaurier. Mit Zahnresten.

Davor stand aber das petit dejeuner surprise. Keine Angst – bleibt alles deutsch mit üblichem englischen Einschlag. Weil’s aber ein Surprise gab, mußte die Wortwahl einfach sein. Die Überraschung waren – Cornflakes! Richtige Cornflakes. Mit warmer Milch (nein, kalte haben wir nicht – ähnlich wie Wasser, das kommt auch nur warm aus der Leitung wenn man kalt aufdreht). Ist doch egal! Noch etwas Zucker aus der gemeinsamen Dose – unter vorsichtiger Umgehung der leckeren Essensüberreste anderer Gäste – und schon beginnt der Tag OK!

Da ich keinen 4x4 sondern nur einen 2xnix habe, wurde mir vom Rezeptionisten deutlich abgeraten, in die Berge zu fahren. Meine gewählte Strecke aber findet er dann doch ‚fahrbar‘.

Also geht’s zunächst dahin zurück, wo ich gestern hergekommen bin. Erstes Ziel ist Misfah – ein laut Beschreibung pittoreskes Bergdorf, das noch ziemlich authentisch erhalten zu sein scheint. Nach Tanuf finde ich auch den Abzweig nach Al-Hamra und – an einem Kreisverkehr – sogar mal einen Wegweiser nach Misfah und (!) zu einer Höhle, die evtl. für später auf dem Programm steht.

Danach – Oman-üblich – keine weitere Wegweisung mehr. Dafür gibt’s eine Sightseeing Tour durch Al-Hamra und wieder zurück. Ich denke zwar, daß ich die Auffahrt nach Misfah gesehen habe, bin mir jedoch nicht sicher. Ein junger Mann weist mir dann den Weg – (hin)auf geht’s. Mein Lancer scheint schon vom Anblick der Auffahrt her zu streiken – ganz unwillig nimmt er die ersten Kehren und läßt sich nicht erweichen, mal mehr als 30 km/h aus sich herauszuholen. Immerhin – ich hab’s ja nicht eilig. Alle Naslang sind Parkplätze neben der Straße – zum Erholen des Autos oder Fotografieren, oder beidem. Auch wenn die Sicht weiterhin durch den Dunst stark beeinträchtigt ist.

Irgendwann bin ich dann doch noch oben angekommen, es geht am Ortsrand von Neu-Misfah (heißt bestimmt anders, aber das mit Misfah stimmt) vorbei und über eine weitere Stolperschwelle – das sind Steigungen mit direkt anschließendem Gefälle, bei denen man nichts sieht und keine Ahnung hat, wo und ob überhaupt es weiter geht – rolle ich langsam auf das Bergdorf zu. Schon aus der Entfernung ist zu erkennen, daß es wirklich äußerst interessant an den Berg und die angrenzende Schlucht gebaut ist. Zu Fuß erkunde ich den Ort – trotz deutlich über 40°. Die AC des Lancer – sogar diese – hätte ich gerne mitgenommen.

Im Ort ist viel beim Alten geblieben, aber auch der Tourismus hat seine Ergebnisse hinterlassen: Es gibt ein Tourist-Office, das zwar nicht besetzt ist, aber immerhin eine Beschreibung des Ortes, der Kultur und auch der Bewässerung liefert. Ich fühle mich mal wieder in meinem Element – ursprüngliche und nahezu so belassene Dörfer machen einfach Lust auf Sehen, Fotografieren und Interaktion mit den Menschen. Das ist hier zwar nicht einfach – ich spreche immer noch kein arabisch – aber dennoch simpel. Es reicht ja salam aleikum, notfalls noch eine Antwort auf ‚alemania‘ und bei Bedarf noch sukram (danke). Der Rest sind Gesten und Lächeln. Das hilft immer.
Misfah ist in einer knappen Stunde erkundet – auf Treppen, die schon Generationen von Omanis gegangen sein müssen, so abgelaufen sind die Stufen. Vielfach sind die Gebäude vom Verfall gezeichnet, aber ebenfalls sehr oft werden sie liebevoll restauriert. Es ist also kein Museumsdorf, sondern eine lebende Gemeinde, die ich da besuche. Das zeigt sich auch an einem Ende, wo ein Schild deutlich warnt: ‚Ladies only‘ – und das, wegen der Touris halt, auch auf Englisch. Daneben kann ich die berühmte Wasserarchitektur des Oman studieren; ich habe schon viel darüber gehört – jetzt sehe ich die Bewässerungssysteme real vor mir.

Irgendwann hab ich dann fast einen Hitzschlag, obwohl ich mich nur ausgesprochen langsam bewege (wie übrigens auch die Einheimischen). Zurück ins heiße aber runterkühlbare Auto. Im neuen Ort mache ich kurz Rast, fotografiere noch zurück und schaue einigen Jungendlichen beim Kartenspiel zu. Mir wird erklärt, daß das ein Spiel aus dem Computer ist, das einfach in Realita nachgespielt wird! Mal die andere Richtung – nicht virtualisieren sondern realisieren. Ansonsten verläuft das Spiel – sieht man mal davon ab, daß alles auf dem Boden stattfindet – wie überall auf der Welt: Die Karten werden auf den Tisch (resp. Boden) geknallt, wie beim Schaffkopfen. Und wahrscheinlich sind auch die Ausdrücke ähnlich…

Weiter habe ich mir eine Fahrt durchs Wadi Ghul vorgenommen. Laut Reiseführer eine der beeindruckensten Routen hier im Bergland. Völlig überraschend finde ich die Einfahrt ins Wadi fast sofort – nur ein kurzer U-Turn muß her. Von der Hauptstraße aus seien es 6-7 km bis zum Wadi-Ghul-Damm, ‚einem mächtigen Betonbauwerk‘. Soweit die Beschreibung. Also fahre ich langsam die Strecke entlang, genieße die Landschaft, die wirklich sehr schön ist. Links steigt ein Bergmassiv ziemlich steil an; die andere Wadiseite ist eher flach, stark erodiert und immer wieder mit tiefen Rissen versehen – ein Indiz für massive Wassereinbrüche, die wohl den Stausee füllen.

Aber – nach 10 km habe ich immer noch keinen Damm gesehen, oder gar einen Stausee. Aber es folgt ein unglaublich verstecktes Dorf am gegenüberliegenden Ufer, das sich Ton in Ton kaum vom umgebenden schroffen Fels absetzt. Ein Traum für den Fotografen in mir! Und wenigstens hier schadet der omnipräsente Dunst nicht wirklich.
Dennoch bin ich langsam am Grübeln: Wenn das das alte Ghul ist (paßt farblich zur Beschreibung des Reiseführers), dann müßte ich am Damm bereits vorbeigefahren sein. Das aber glaube ich nicht – bin ja weder blind noch habe ich beim Fahren geschlafen. Alternative: Ich bin im falschen Wadi. Auflösung später!

Das spielt aber alles keine Rolle, denn es ist einfach wirklich schön. Und ich fahre weiter auf einen Jebel zu, von dem ich eigentlich annehme, daß es der Jebel Sams (Berg der Sonne) wäre. Vielleicht. Aber da führt eine Straße hoch, die es – laut Führer – eigentlich nicht gibt. Ist egal – mein Vehikel wird einfach raufgescheucht. Es geht in steilen Serpentinen nach oben, geflankt auf der einen Seite von einem steil aufragenden Felsmassiv und auf der anderen von – ich denke mal – verbrannten Steinen. Das Gestein scheint im gleißenden Licht wirklich schwarz zu reflektieren, was erst durch einige schwarze Ziegen relativiert wird, die an einzelnen Gras- oder eher Dornbüschel ihr kärgliches Auskommen haben. Nach einer längeren Auffahrt sehe ich bewußt zum ersten Mal seit Tagen blauen Himmel! Es gibt ihn also noch – man muß nur hoch genug hinauf.

Dennoch kehre ich auf der Paßhöhe um – ich habe ja keine Ahnung, wo die Straße hinführen wird.

Auf dem Rückweg passe ich dann auf, ob ich vielleicht die eindrucksvolle Staumauer doch noch sehen kann. Und ja, da ist sie wirklich: ca. 2 m hoch überquert sie das Wadi. Gefunden hätte ich sie wohl nicht, wäre da nicht ein Parkplatz gewesen! Von wegen: mächtig und modern. Herr Franzisky – waren Sie wirklich jemals hier?
Immerhin ist es jetzt klar – ich bin weiter auf den Jebel Shams raufgefahren, als ich mir eigentlich vorgenommen habe.

Auf dem Rückweg nach Nizwa gibt es noch eine Sehenswürdigkeit, die mir mehrfach ans Herz gelegt wurde: Die Al-Hoota Cave. Nun bin ich nicht Helmut – der etwas trogglophil veranlagt ist – aber eine gute Höhle ist schon mal sehenswert. Wenn man schon (fast) dran vorbeifährt. Zwar übermannt mich die Müdigkeit und kurz vor der Höhle lege ich noch ein kleines Nickerchen ein, aber dann ist sie da: die erste touristisch erschlossene Höhle der arabischen Halbinsel. Woww! Für mich wirkt sie eher – disneylandisch! Eindrucksvoll gestylte Gebäude, ein Parkplatz, auf dem nur rückwärts eingeparkt werden darf (völlig irrsinnig, da ausschließlich im Freien ohne angrenzende Mauer), ein pikfeines Restaurant und – man glaubt es kaum – von diesem Ambiente bis zum einige hundert Meter dahinterliegenden Eingang zur Höhle – gibt es einen: Zug! Auf Schienen! Irrsinn!

Erst mal versichert man mir, daß ich nicht fotografieren dürfe. Auch nicht als Berufsfotograf (ich hatte meine Visitenkarten dabei). Also überlege ich, ob es sich denn wirklich lohnt, für ein paar Stalagmiten und –titen und klitzekleine blinde Fische 5.500 OR auszugeben. Aber jetzt bin ich schon mal da … und muß noch 30 Minuten auf den Zug warten! Das ist ja wie in guten alten Zeiten. Ich überlasse die Entscheidung dem Schicksal, in Gestalt eines Espresso im Schickimickirestaurant. Schmeckt er, gibt’s einen zweiten und die Höhle. Schmeckt er nicht, dann nicht.
30 Sekunden nach der Bestellung bin ich auf dem Weg zum Auto – was alles über die Qualität des Geschmacks aber auch über die Geschwindigkeit der Bedienung sagt. Tough luck. Die Höhle muß ohne mich überleben.

Die Rückfahrt trete ich weiterhin ganz gemächlich an, fahre gemütlich, um einfach die Landschaft zu genießen und von Zeit zu Zeit einen Fotostopp einzulegen. Dabei bemühe ich mich um den schon optimalen Standort des Autos – jede Bewegung draußen ist einfach überflüssig – also muß der Weg zum optimalen Spot auch optimiert werden. Eine Straße auf einen Berg hat es mir angetan - sie windet sich in Serpentinen hoch und ganz oben ist ein kleiner Punkt zu erkennen: Ein Riesen-LKW. Was die Dimensionen des Bergs klarmacht. Und verdeutlicht, daß hier neben Erosionsschutt auch eine ganze Menge an Bergbauschutt rumliegt. Und die Berge offenbar sukzessive geplättet werden.

Schließlich laß ich auch meinem Auto noch etwas zugutekommen: Die Tankanzeige steht auf 3/8. Was zur exorbitanten Zahlung von 3.600 OR (ca. 7,50€) führt. Der Tankwart kann’s gar nicht glauben, als ich ihm erzähle, was ich dafür zuhause zahlen müßte.

Gegen 17:00 bin ich wieder am Hotel und genieße etwas später den Pool. Im Wind wird’s dann richtig frisch … es scheint, ich habe mich akklimatisiert!

Montag, 24. Mai 2010

Ins Gebirge



Blog schreiben ist ja schön, aber dazu muß man auch was tun … und erleben. Deshalb ging’s heute nach einer etwas kühlen Nacht – die Aircon ließ sich einfach nicht ermuntern, etwas wärmere als gefrorene Luft zu verteilen – ziemlich bald los. Davor genoß ich noch das exorbitante Frühstück im angeschlossenen Coffee Shop (warum das Restaurant so heißt, weiß ich nicht): Ein Kellner offeriert mir das Menu – Bread and Omelette? Yes? Klar doch. Wenn’s schon so viel Auswahl gibt. Und dann kommt: Toast und Omlett – wie bestellt. Daß die Gabel fehlt macht mir wenig, und dem Kellner fällts gegen Ende des Essens auf: Hastig wird eine noch mit der Hand ein bißchen abgerieben und mir dann freundlich überreicht. Naja – 5 Sterne Service hatte ich nicht erwartet und immerhin war er sehr, sehr nett. Halt ein bißchen unerfahren.

Das hoteleigene WLAN nutze ich noch kurz zum Downloaden der emails – man weiß ja nie, wann wieder eines daherkommt… Dann geht’s endlich los. Beim Laden der Kühltasche stelle ich fest, daß der Feuerlöscher einfach rausgerissen worden sein muß – die Halterung ist offen und würde jedem Beifahrer die Beine zumindest verkratzen. Und so sicher bin ich mir auch nicht, ob die Steckdose funktioniert: immerhin isoliert die Tasche ja gut.

So vorbereitet geht’s zum Zentrum von Sohar – dem Kreisverkehr mit der Weltkugel. Den hatte ich gestern auch schon umrundet und dabei ein Schild ‚Hypermarket‘ gesehen. Da will ich hin. Und der Lulu (nein, kein Witz, der Supermarkt heißt wirklich so) hat’s in sich: Einfach riesig, alles frisch, wunderbar hergerichtet und … nahezu alles, was man sich wünschen kann. Für mich gibt’s wieder einige Sandwiches, einen unglaublich guten Saft, ein paar Dosen Cola (hallo Erwin, da ist es wieder, mein Reisegetränk) und Werters Echte. Ja wirklich, die gibt’s da auch. Und zwar – wie alles andere auch – entweder ganz klein, klein oder gleich ganz groß. Dazwischen ist nichts. Also – das muß man erlebt haben: 1kg Werters Echte. Das reicht entweder für zig Kinder oder mehrere Reisen…

Mein Tagesziel ist – wahrscheinlich – Ibri, im Gebirge. Es geht aus Sofar hinaus in die Ebene vor den Bergen. Leider ist es auch morgens schon so irre heiß, daß die Sicht wieder stark beeinträchtigt ist. Es ist interessant, eine Landschaft ohne sichtbaren Horizont entlangzufahren. Die Straße selbst ist wieder in exzellentem Zustand – wie die gestrige, und wie diese führt ein Band von Straßenlaternen zig Kilometer aus der Stadt heraus. Wer das braucht… Die öde Steinwüste hat auch etwas Beruhigendes und nur Ziegen stören diese Einsamkeit von Zeit zu Zeit.

Erst nach längerer Zeit mache ich im Dunst die Konturen von Hügeln oder Bergen aus – sie erscheinen wie aus einem Nebel und verschwinden darin auch wieder. Nur die nächsten scheinen Farben zu besitzen. Stetig wird das Gebirge aber auch massiver – aus den zunächst noch einzelnen, bizarr geformten Hügel werden im Lauf der Zeit ganze Bergketten. Die Straße windet sich einen kleinen Paß hinauf, folgt dem Lauf eines Wadis und irgendwann ist dann Yanqul erreicht. Der Ort wird von einem kleinen Matterhorn dominiert. Andere Berge in der Gegend sind aber auch sehr interessant geformt. Erst danach folgt der erste Tafelberg – ein einzelner, inmitten anderer Strukturen.

Am frühen Nachmittag erreich ich Ibri – wieder etwas überraschend, denn es gibt halt keine Ortsschilder… Der Ort ist auf den ersten Blick enttäuschend, und auf den zweiten Blick gibt’s auch keine vernünftige Übernachtungsmöglichkeit und auf den dritten – ich fahre einfach mal weiter. Nizwa heißt das neue Ziel.

Nach Ibri wird die Landschaft erst mal wieder ruhiger, weniger spektakulär, obwohl ich ja mitten im Omanischen Hochland bin. Erst bei der Abzweigung nach Amla kommen die Riesen in Sicht – mit den erwähnten Sichtproblemen. Leider, denn die Gegend muß schon sehr beeindruckend sein.

Kurz vor Nizwa passiere ich den Ort Bahla, der schon von weitem durch das größte Omanische Fort beeindruckt. Da muß ich natürlich eine kleine Fotosession einlegen – aber leider wird dieses Weltkulturerbe gerade renoviert (endlich, nach Betonrenovierung jetzt im originalen Stil) und ist deshalb nur von außen zu besichtigen.

In Nizwa versuche ich, erst mal eine Unterkunft zu bekommen. So einfach ist das nämlich nicht, wenn es keine Straßennamen oder Postadressen (außer P.O. Box) gibt. Zwei relativ preiswerte Hotels haben es mir im Reiseführer angetan, und schließlich finde ich eines davon. Es liegt zwar direkt an der Hauptstraße, aber das Zimmer ist wieder geräumig (hat aber keine Küche, keinen Flur, etc. – wie gestern), dafür ist die Ausstattung deutlich gehobener, das Bettzeug überzogen und die Klimaanlage steuerbar. Und es ist sogar billiger als das gestrige. Und – es hat einen Pool! Das ist was für abends…

… nach einem Rundgang durch die Stadt. Der Suq ist – neben der Moschee und dem Fort – das Zentrum und auch am späten Nachmittag noch recht belebt. Hier sehe ich zum ersten Mal das omanische Äquivalent der jemenitischen Djambija – weniger gebogen, aber die guten Stücke ähnlich opulent verziert. Was mich dann aber wirklich überrascht, ist der Fisch(!)-Suq: Kein Wasser weit und breit, und die größten Fische werden verkauft. Klar, der Ozean ist nur 150km entfernt, aber dennoch: Fische in der Wüste ... das muß man erst mal sehen!

Nach einigen Bahnen im Pool hat sich mein Körper langsam wieder entheizt und ist jetzt auf normaler Betriebstemperatur. Gut genug für den Blogeintrag.

Ach ja – auch hier im Hotel gibt’s free WiFi. Da sollten sich manche deutschen Hotels mal ein Beispiel nehmen!

Sonntag, 23. Mai 2010

Oman - here I come


Nach der Enttäuschung, die hier ja erst weit nach Mitternacht stattfand, gibt’s nur eine kurze Nacht. Insbesondere für die beiden arbeitsamen Geister hier. Als ich aufstehe, ist Michael schon lange im Office und beginnt am Sonntag eine neue Arbeitswoche. Viola hat schon die stetig fallenden Blätter gefegt und was weiß ich schon alles unternommen. Yago und Leo genießen einen weiteren Sonnentag. Warm. Und schwül – das ist anders als während der letzten Tage.
Deshalb gibt es das Frühstück auch ausnahmsweise drinnen. Dann noch kurz die richtigen Dinge für den Oman packen und losdüsen zum Flughafen, wo mein Nicht-Polo schon wartet (ich hatte einen Polo bestellt, einen Toyota reserviert und schließlich einen Mitsubishi bekommen). Wasser wird nochmals im Supermarkt aufgefüllt. Und dann sind wir schon da: Terminal 1, Arrival. Da aber gibt’s keine Rental Cars. Wir werden dezent informiert, daß wir wieder rausmüssen. Auf dem Voucher steht aber eindeutig Terminal 1, Arrival. Ein Telefonat und viele km auf verschlungenen, sich kreuzungsfrei kreuzenden vielspurigen Highway-Hydras später ist klar: Logisch, man mietet die Autos ja auch beim Abflug. Wer’s versteht, den beneide ich. Also geht’s diesmal zu Departures und da sind auch schon die Dollar (da hab ich diesmal gemietet) und anderen.
Nach 30-60 Minuten Arbeit für zwei Sachbearbeiter, ca. 123 Kopien, diversen Kopien von Kopien, der Lösung des Problems mit der Versicherung für den Oman und wasweißichnichtwieviel anderen Dingen, bekomme ich irgendwelche Dinge zum Unterschreiben vorgesetzt - leerer Creditcard-Slip (das mag ich besonders gern), sign here und sign here und – by the way – please sign here as well. Da ja meine Handschrift sowieso verkümmert ist, nehme ich das als Training an. Hilft aber nichts. Zumindest nicht der Lesbarkeit der Schrift.
Irgendwann gibt’s für mich dann einige Papiere, für die beiden Dollaristen eine Schachtel davon und dann geht’s raus. Nein, nicht zum Auto; das soll erst gebracht werden. Aber nicht auf den Parkplatz der Autovermietungen, sondern nur auf die Straße. Auch wenn wir mein Gepäck in Violas BMW haben. Irgendwie und nach einer kleinen Eskalation geht’s dann doch – alles wird umgepackt in den wunderbaren Lancer (mei, wie kann ein Auto nach knapp 25000 km so aussehen) und Viola führt mich die verästelten Highways entlang zum richtigen. Auf den Weg nach Al Ain, der Wüstenstadt.
Die Fahrt dauert nicht allzu lange, ist immer wieder durch vorbeifliegenden Sand etwas aufregend und zeichnet sich vor allem dadurch aus, daß es eine einzige (so sieht’s wenigstens aus) Baustelle gibt, die sich aber die halbe Strecke (mindestens 50 km) hinzieht. Ganz überraschend bin ich dann auf einmal in Al Ain – zumindest suggeriert mir die dichtere Bebauung, daß da was sein muß. Auch wenn’s noch 10 km weitergeht. Klar ist, daß ich ja einfach den Wegweisern nach Oman resp. Sohar – meinem heutigen Etappenziel – folgen muß. Aber – es gibt KEINEN EINZIGEN Wegweiser nach Oman. Nur zu lokalen Sehenswürdigkeiten (other tourist areas) oder zu Stadtteilen. Oder nach Dubai oder Abu Dhabi. Da bin ich also 20km in einer Stadt unterwegs und habe nicht die geringste Ahnung, ob ich richtig bin!
Gefühlsmäßig schon, denn eigentlich sollte es mal irgendwo nach links gehen. Schon etwas genervt frage ich irgendwelche Menschen in Läden – was nicht ganz einfach ist, denn anscheinend kann ich Oman nicht aussprechen und sie nicht lesen. Aber es ist doch ganz einfach: brummelbrummel police. Na, das ist hilfreich. Ähnlich ergeht es mir an einer Tankstelle –bis ein english-spoken Tankwart kommt und mich aufklärt, daß ich instinktiv richtig gefahren war (das hat er zwar nicht erzählt – aber so war’s denn dann) und ich jetzt nur noch am nächsten Kreisverkehr links abbiegen müßte. Und dann geht’s nur noch geradeaus. Ist richtig. Ist sogar ganz richtig, auch wenn ich mich auf einer Ausfallstraße nochmals rückversichere. Die Straße sieht einfach zu – naja, irgendwie falsch – aus. Ist aber richtig. Und nach einem weiteren Kreisverkehr bin ich – an der Grenze. Zusammen mit einem km langen Stau von LKWs. Aber außer mir ist kein PKW zu sehen. Geht doch!
Die ersten Häuschen sind nicht besetzt – also gurke ich zum nächsten und überübernächsten und irgendwann ist einmal eines besetzt. Bitte anhalten, aussteigen und reden. Über was denn? Papiere! Na, da gibt’s ne Menge und irgendwann habe ich auch alle zusammen. Nicht nur den Paß und den Mietvertrag. Es passiert irgendwas und ich darf dann weiterfahren. Bis zum übernächsten Häuschen. Wo wieder jemand sitzt. Der will dann andere Papiere, tut irgendwas, verlangt 25 Dirhams und dann bin ich fertig. Nach der Grenze sieht’s wie vor der Grenze aus – keine Änderung. Ich rufe noch schnell Viola an – landesinterner Tarif sollte noch ausgenutzt werden – und weiß nicht, ob ich schon im Oman bin. Immerhin gibt’s überall Versicherungsagenturen. 24h natürlich. Brauch ich aber nicht mehr.
Schön ist, daß im Oman alles so ist wie in den VAE: gleiche Schilder, gleiche Geschwindigkeitsbeschränkungen, gleiche Straße (beleuchtete Autobahn mit Sahneasphalt – den Terminus verstehen nur gestandene Inliner). Einziger Unterschied: da sind Hügel, resp. kleine Berge, die sich jeweils aus dem Dunst herausschälen. Bizarr geformt und teilweise gleißend in der flirrenden Hitze. So geht das km um km, bis dann die Grenze kommt! Das ist wohl das längste Niemandsland, das ich jemals entlanggefahren bin!
Also – wie schon befürchtet – geht’s wieder zu den Offiziellen. Die sich diesmal als weitaus weniger freundlich herausstellen: Auto abstellen und reinkommen! Ich also rein – keiner nimmt Notiz von mir! Hello! Excuse me! Nichts hilft. Die sind alle am Palavern. Endlich werde ich dann aber doch noch wahrgenommen. Passport! Nix please, einfach anschnauzen! Der Kerl deutet auf einen Stapel Zettel, von denen ich einen ausfüllen soll. Ob er mir denn bitte den Kugelschreiber leihen könnte. Kommt nicht in Frage. Also muß ich andere zwischenstaatlich Gestrandete bitten, mir ein Schreibutensil zu borgen… Was dazu führt, daß ich schließlich ziemlich wutentbrannt den Zettel ausfülle – kaum leserlich, aber überall, wo was zu stehen hat, da steht schließlich auch was. Und was – das steht ja sowieso im Paß!
Ziemlich mürrisch geht die Restprozedur vonstatten. Creditcard! Ich hätte 60 Rials zu bezahlen. Was ich einfach nicht einsehe: über 120 € für ein Visum! No, kommt nicht in Frage. Ich biete ihm einen Hunderterschein Dirhams an (denke einfach, daß 60 Dirham eher wahrscheinlich sind). Creditcard, no cash. Also gebe ich klein bei und bekomme einen Beleg, auf dem irgendwas mit 6.000 und ansonsten arabischen Zeichen steht. Später erfahre ich, daß alles seine Richtigkeit hat, die 60 (er sprach von sixty) mit sechs zu übersetzen seien und ich also etwas mehr als 12 € bezahlt habe. Not a nice start!
Immerhin ist die Landschaft sehenswert – wenn sie nicht durch Bergbau zerstört ist resp. wird: Die Berge sind zwar nicht hoch, doch sehr schroff, ‚wüstig‘ und verschwimmen im zunehmenden Dunst. Davon werde ich – hoffentlich – ab morgen dann mehr sehen, wenn ich nicht mehr die Hauptstraßen unterwegs sein werde.
Wiederum kommt eine Stadt ganz überraschend: Es ging zwar seit Al Ain stetig berab, aber dennoch bin ich überrascht, wie schnell ich auf der anderen Seite in Sohar angekommen bin. Es bleibt die Suche nach einem Hotel – der Reiseführer gibt leider nur wieder die teuren an – und irgendwann werde ich auch fündig. Ein ganzes Appartement nur für mich! Zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber sauber und klimatisiert.
Sohar hat nicht allzuviel zu bieten – außer exorbitanter Hitze und drückender Schwüle - sodaß ich den Tag einfach mit blogging ausklingen lasse.