Sonntag, 24. April 2011

Italien – April 2011

Rund um Ostern ist immer unsere Skifahrsaison. Ein bißchen spät im Jahr – wenn man erst damit anfängt und zuvor die Ski im verlängerten Sommerschlaf nicht aufgeweckt wurden – aber meist eine Zeit mit schönem Wetter, relativ wenig Menschen und immer noch genügend Schnee.

Heuer waren die Vorzeichen ein bißchen anders – logischerweise bei deeem vergangenen Jahr.
Eleanors Ferien begannen genau zwei Wochen vor Ostern – wodurch wir hofften, einem möglichen Osteransturm auf unser Skigebiet zu entkommen. Dies ist uns gut geglückt – s.u. Grund für die versetzte Ferienzeit ist die säkulare Ferienpolitik in Schottland, die sich nicht nach irgendwelchen christlichen oder sonstigen Feiertagen richtet (mit Ausnahme natürlich dem Royal Wedding, an dem sogar die Schotten frei haben / nehmen müssen).

Eleanor kam am Sonntag an; Abholung mit S-Bahn und BOB. Dank E10 und massiv gestiegenen Spritpreisen steige ich definitiv meine letzte Zeit in Tölz so weit es geht auf ÖPNV um. Verarschung ist ja gut – aber dann bitte richtig und nicht so tumb, wie in diesem Fall. Abends gab’s noch ein kleines Krambambuli-Dinner – wir wollten nicht mehr kochen – und morgens dann eine Überraschung: Ein vorgezogenes Geburtstagsgeschenk. Es mußte VOR der Abreise geöffnet werden, denn es war ein Gutschein für drei Tage in einem Wellness-Hotel in Abano Terme – bei Padua. Und da mußte natürlich etwas mehr eingepackt werden, als geplant. Und einige Termine umgeplant.

Dieser Anreisemontag entpuppte sich so richtig als das Gegenstück zum sonnigen, prä-sommerlichen Wochenende: Naß, kalt, Regen. Also beste Voraussetzungen für die Anfahrt... In Österreich haben wir dann noch E10-frei getankt – thanks, nicht alle Länder sind derart bescheuert , wie wir. Der Brenner empfängt uns mit entsprechender Kühle, es ist aber immer noch erträglich. Doch je weiter wir kommen, desto nasser wird es. Die Auffahrt zum Karerpaß geht noch einigermaßen, aber dann ist es aus mit der winterlichen Schönheit. Die Pisten am Rosengarten sind nicht befahrbar (eigentlich sieht man gar keine Pisten mehr) und das auf relativ großer Höhe! Da herrschte noch jedes Jahr zuvor um diese Zeit ziemlich reger Skibetrieb. Keine guten Vorzeichen.

Entsprechend nett was dann auch der Empfang im Fassatal: Regen und noch mehr Regen. Wie heute nicht anders zu erwarten. Immerhin – sollte Skifahren nicht möglich sein – brauche ich keine Ausrede. Denn meine Ausrüstung habe ich ja eigentlich nur mitgenommen,  um den Schein des guten Willens zu wahren. Eigentlich bin ich auf eine skifreie Woche eingestellt, nach dem Kniedesaster letztes Jahr, der Androhung einer Knieprothese und den anderen ausgestandenen Wehwehchen. Aber wenn’s dann noch so saut – das kann ja heiter werden. Ein paar tausend Seiten Bücher habe ich ja dabei – aber ob  die dann reichen?

Immerhin ist unsere Pension nett wie immer, das übliche Zimmer ganz oben mit dem schönen Balkon ist reserviert und Aline begrüßt uns eher wie Freunde, denn als Gäste. Da wir ja relativ spät abgefahren sind und das Wetter nicht gerade zu einem Spaziergang einlädt, lesen wir noch im Zimmer, bis es Zeit zum Abendessen ist. Völlig überraschend hat es ein bißchen aufgeklart und wir können uns ohne Schirm auf den Weg machen. Zu unserem Standardlokal (da gibt’s zwar einige davon, aber es gibt halt auch eine Standard-Restaurant-Runde, auf der das erste das Standard-Standard-Restaurant ist): Geschlossen – chiuso – Saisonende. Sch…ade. Die nächste Pizzeria ist auch chiuso und so langsam dämmert es uns: Obwohl noch knapp zwei Wochen vor Ostern, ist Canazei geschlossen. Und das richtig. Alle Lokale haben zu, so gut wie alle Hotels und sogar in der Bar mit dem Pole-Dancing ist heute mal Ruhetag. Und darauf hoffen wir auch: daß montags halt doch eher mal Ruhetag ist. An einigen Restaurants ist das auch vermerkt. Also – morgen wird’s wieder besser, sicher normal… Für den ersten Abend finden wir immerhin ein (!) offenes Lokal, gehen mehrfach dran vorbei, weil wir noch nie drin waren und auch die Speisekarte nicht grade sehr attraktiv ist. Aber es bleibt uns nichts übrig – wir müssen halt rein, wollen wir überhaupt noch was essen. Denn auch der Supermarkt hat zu: geschlossen ab 19:10, wie jeden Tag, außer Donnerstag, da hat er ganz zu, den ganzen Tag. Und sonst immer zwischen 12:10 und 16:00. Ich wollte schon mal einen Verbesserungsvorschlag für die Öffnungszeiten machen – täglich unterschiedlich, aber da hat mich Eleanor nicht gelassen…

Im Lokal ist so einiges los – klar, wenn es das einzige aperto ist. Aber doch nicht so viel, wie ich eigentlich erwartet hatte. Wenn das ein Vorzeichen ist, dann muß heuer hier die toteste tote Hose sein. Und wie es dann mit den Pisten aussieht … checken wir mal morgen.

Immerhin – der Mond lächelt, als wir aus dem Lokal rauskommen; zwar nur ganz wenig, aber immerhin. Vielleicht ein gutes Zeichen?

Nächster Morgen: Prachtwetter! Sonne, blauer Himmel, ein paar vereinzelte Wolken und schon richtig Wärme am Morgen – wenigstens in der Sonne. Ich bin von der gestrigen Fahrt noch geschlaucht und bleibe definitiv im Ort – kein Skifahren. Außerdem kann sich Eleanor so schon mal auf der Piste austoben, ohne auf mich Rücksicht nehmen zu müssen.

Blick vom Balkon - links: Ciampac

Morgens beginnt dann noch alles gemütlich – eines der vielen mitgebrachten Bücher wird ausgelesen. Dann Balkonien – schöner kann’s gar nicht mehr werden: ein Traumpanorama mit Sonne pur. Eigentlich ist es mir zwar zu heiß (woww – merke: wir sind zum Skifahren da), aber das muß einfach ausgenutzt werden. Für einen Spaziergang durch das tote Canazei reicht die Zeit auch noch – ein paar Bilder werden geschossen, die ich schon lange mal machen wollte, aber aufgrund des sonst typischen Tagesablaufs (Aufstehen, Frühstücken, Skifahren, kaputt Ausruhen, Dinner) nicht geschossen worden sind. Bis heuer.

Bemerkenswertes Haus in Canazei - bemalt und gestaltet
Am Nachmittag kommt Eleanor zurück – ich dachte im Bikini, aber nein – euphorisch: Die Pisten sind alle, wirklich alle, offen, super präpariert und es gibt keine Leute drauf. Manchmal – so sagt sie – war es fast unheimlich, weil im Umkreis von Kilometern kein anderer Skifahrer zu sehen war. Dennoch – alle Lifte sind offen – das kann auch nur in Italien passieren. Sonst irgendwo – in Ösiland, D oder gar F hätten die einfach zugesperrt. Aber bis zum Nachmittag sei alles vorzüglich gewesen; erst dann wurden die Pisten weich – kein Wunder bei 25°C im Tal – auf 1500 m Höhe…

Blick auf Ciampac mit Flagge von Canazei
Abends gibt’s dann den wiederholten Check auf offene Restaurants. Um die Sache abzukürzen: Zwar hatten ja montags einige Lokale Ruhetag, das heißt aber nicht, daß sie am Dienstag geöffnet haben. Oder am Mittwoch. Oder sonst noch irgendwann. Die haben ganz einfach kein chiuso forever oder whatever long Schild ins Fenster gestellt. Bleibt eine Pizzeria, die sowohl gute Quattro Formaggi als auch Salate anbietet. Da sich den Rest der Woche nicht mehr viel ändert – überraschenderweise hat am Freitag zwar noch ein weiteres Restaurant geöffnet – nicht aber am Samstag…. reise ich am Sonntag als Vierkäse und Eleanor als Salatblatt ab. Für die nächste Zeit haben wir uns Pizzaverbot und Salatabstinenz (auch ich…) auferlegt…

Nach diesem Essen lachte der Mond schon ein bißchen mehr – da sollte ich doch morgen auch mal den Berg rauf und schauen, was mein malträtierter Körper noch zuläßt.

Gedacht, getan. Auf den Ciampac, Auffahrt in Alba di Canazei. Das eigentlich einfachste Skigebiet in der Gegend, mit der schwärzesten Talabfahrt. Die hatte ich noch nie gemacht, denn letztes Jahr hatte ich mich ja schon weiter oben ausgeheult. Über den Schmerz im Knie und die Unmöglichkeit von Linkskurven oder gar der Kontrolle über die Skier. Es ist ein weiterer unglaublich schöner Tag. Blauester (ich weiß…) Himmel, einige versprengte Wölkchen, um das Postkartenimage zu kreieren, Ein Halbtagespaß nur für das Skigebiet und eine offene Hütte, wo ich mich nach getanen Abfahrten mittags zur Ruhe niederlassen werde – und denen ich gleich mal meinen Schmöker da lasse, damit ich die vielen Nesbo-Seiten nicht mitschleppen muß.
Dann geht’s wirklich los: Skistiefel enger schnallen, Ski drunter, rüber zum Lift. Immerhin – das ging schon mal. Auch die Auffahrt mit dem Lift war problemlos – nicht anders zu erwarten. Oben dann – ein Traumpanorama: die Sella vor uns links davon der Langkofel und etwas weiter zur Rechten dann noch die Marmolada. Alles in strahlendem Weiß, unter stahlblauem Himmel, aufgelockert durch einige Wolken. Aber so gerne ich auch dieses Panorama bewundere – jetzt gilt es erst mal die allererste Abfahrt zu bewältigen. Und völlig überraschend läuft alles planmäßig; die Beine tun, was sie tun sollen, das Knie zwickt nur leicht und vor allem – ich sehe wieder richtig. Offenbar war das ein Problem des letzten Jahres, daß ich den Untergrund vor mir nicht mehr richtig taxieren konnte, wodurch sich der Automatismus des Skifahrens in einen Willensakt verwandelt hat. Offenbar hat die Behandlung oder die OP geholfen – es geht alles so wie früher. Mit Ausnahme der Kondition. Die ist schnell verbraucht, trotz wiedergewonnener alter Technik. Und wir sind so gut wie allein. Immer mal wieder muß die Liftmannschaft für uns einschalten – weil halt sonst niemand unterwegs ist. Mit Ausnahmen: wir beobachten zwei Skiwanderer, die abseits der Piste einen Gipfel erklimmen und gleich von der Pisten-Polizia geschnappt werden. Shit happens – aber wer’s halt darauf anlegt … und die Polizia hat wenigstens einmal was zu tun.

Ein Traumvormittag. Der nicht nur wegen der auslaufenden Halbtageskarte gegen 12:45 endet. Ein kleiner Mittagssnack  zum Wiederaufbau der Kräfte bei Eleanor wird noch genossen; dann geht’s ab auf die Sonnenterrasse und zu meinem Buch. Wo ich gleich einschlafe und fast sofort wieder von Eleanor geweckt werde, die gerade mal 2 weitere Stunden unterwegs war. Ich bin mittlerweile ein bißchen gebraten – eher schon well done, insbesondere im Gesicht. Aber das ist ja nichts Neues und auch alle Vorhaltungen von E bewirken da nichts (mehr).

Am nächsten Tag ist für mich Pause – ich fühle mich noch sehr geschlaucht und genieße einen weiteren Sonnentag auf dem Balkon mit meiner mitgebrachten Bibliothek. Eleanor kommt gegen 15:00 zurück – ist fast ständig unterwegs gewesen, sogar ohne Mittagspause und wohl an dem Tag so viel gefahren, wie es während der Hochsaison nur in einer Woche möglich wäre.

Nach den guten ersten Erfahrungen wollen wir nun auf die Langkofel-Seite und uns einen Vormittag am und um das Grand Paradiso austoben. Also Auffahrt zum Belvedere mit der Gondel von  Campitello di Fassa aus- das erspart die Traversale von der üblichen Canazei-Auffahrt. Und vielleicht ein bißchen Zeit. Leider gibt’s dafür keinen Halbtagespaß, also muß ein Tagespaß für das gesamte Dolomiti Superski gekauft werden. Der es aber wirklich wert ist. Auch wenn wir keine Sella Ronda machen, die Marmolada nicht besuchen und uns nur zwischen Sta. Cristina und Canazei bewegen – dieser Vormittag war es wirklich wert! Einfach schöne Pisten, exzellent präpariert, keine (fast) Mitskifahrer und Sonne pur. Dabei Pisten von einfach bis leicht anspruchsvoll – aber nicht wirklich tiefrot oder gar schwarz. Ganz einfach zu fahren und vor allem zu genießen. Auch wenn an der einzigen Engstelle mir einmal ein Anfänger den Weg versperrt (warum muß ich auch gerade da runter, wo noch jemand unterwegs ist) und ich aus der Bindung kippe, weil zu stark gestoppt. Und um alles Malheur gleich hinter mich zu bringen, versuche ich mich gleich noch an der nicht mehr optimalen Skicross-Piste, die sooo einfach aussieht und einen doch sooo schnell werden läßt. Und wenn dann wieder eine überhöhte Kurve zu bewältigen ist, das Tempo und die Anfahrt nicht stimmt, dann steht man mit dem einen Ski draußen und mit dem anderen einen halben Meter tiefer in der Steilkurve. Nettes Bild – Eleanor lacht sich fast zu Tode, während ich versuche, meinen festsitzenden rechten Ski irgendwie wieder loszubekommen und auf die Piste aufzusetzen. Es geht – mit viel Geschnaufe und Gestöhne und dem Versprechen (mir gegenüber), in Zukunft auf solche Ausflüge zu verzichten – auch wenn der daneben ausgesteckte Riesenslalom richtig gut zu fahren war. Skicross-Piste : ich meine euch in Zukunft.
Nach einem kleinen Lunch dann wieder das Übliche: Schlaf in der Hütte, Eleanor auf der Piste. Abfahrt wieder mit der Gondel und Postskirelax.

Dann ist schon Samstag, der letzte ganze Tag. Nach dem gestrigen High kann ich mir den Skitag nicht nehmen lassen, obwohl ich überproportional müde bin. Wir entscheiden uns wieder für den Ciampac, düsen da dutzende Malediverse Pisten runter, nehmen dazwischen mal einen Espresso in einer pittoresken Hütte ein, finden eine kleine, fellige Freundin – ein halbjähriges Kätzchen, das auf 2300m wohnt und wohl noch etwas die weite Welt da unten kennenlernen muß.  Und schließlich fällen wir noch eine Entscheidung für ein Abschlußhighlight: die schwarze Abfahrt ins Tal statt Gondel. Ich war sie ja noch nie gefahren – aber sie ist wirklich schön, vor allem in dem fast jungfräulichen Zustand. Vor uns waren höchstens mal eine Handvoll Leute runtergefahren, es ist steil und griffig – beste Voraussetzungen. Wir stoppen nur an unübersichtlichen Stellen und genießen den Abschied vom Skifahren in 2011.

Was uns entgeht ist der Saisonabschluß, der am Sonntag stattfindet. Da war schon am Samstag ein Pool aufgestellt, eine Rampe aufgebaut und da stürzen sich die Mutigen dann runter und versuchen, über das Wasser zu gleiten und auf der anderen Seite trocken an Land zu kommen. Was sicher nicht allen gelingen wird … und demnach sehr zur Erheiterung beitragen wird. Und zu einigen Erkältungen, die dann sicher präventiv mit einigen Grappa behandelt werden müssen… Feucht – und – fröhlich. Für den, der’s mag.

Am Passo Fedaia - im Hintergrund die Marmolada
Wir sind aber schon auf dem Weg zum Relaxen, nach Abano Terme. Der Fedaia Paß ist zwar offiziell geschlossen, aber wir erfahren durch Aline, daß er bis 13:00 befahrbar sei. Danach würden dann Lawinen abgesprengt. Wir sind also früh genug unterwegs und haben noch genügend Zeit, die Marmolada, das gesamte Skigebiet und den noch zugefrorenen See zu bewundern. Ein toller Abschied aus diesem wunderbaren Stück Erde. Der sich dann noch viele Kilometer (und einige Espressi) hinzieht, bevor die Gegend schlagartig flach wird. Und industriell. Es scheint, daß jedes zweite Hinweisschild auf irgendein Factory Outlet hinweist. Offenbar wird hier für alle Marken produziert: das China Italiens.

Schön ist das nicht, und langsam werden wir auch ein bißchen hungrig – aber offene Restaurants gibt’s nicht. Keine Bars sind mehr zu sehen, die Tankstellen haben auf 24 hore self service umgestellt. Also eher nix servicio. Irgendwann finden wir dann doch noch ein Schild zu – McDonalds. Da der offenbar das einzige offene ‚Restaurant‘ in Norditalien ist, ist alles überfüllt: der Drive In, der Parkplatz, die Schlangen vor den Kassen und die Räumlichkeiten. Dennoch gelingt es uns, bevor wir verhungern (ist zwar bei mir kein Problem, mit meinen vielen Reserven) etwas Essbares zu bekommen und auch hinunterzuwürgen. Immerhin: Es ist kein Salat und keine Quattro Formaggi!

Irgendwie sind wir jetzt in Castelfranco gelandet – an dessen Tangente das hervorragende McDonalds liegt. Der Ort entpuppt sich als kleines Kleinod an der Strecke. Und als wir auf dem Stadtplatz vor der Burg noch eine Ausstellung Oldtimer sehen, entscheiden wir uns zu einer Pause.

Ein Fiat darf in Italien natürlich nicht fehlen
Wie wohl die guten alten Holzräder auf diesen Straßen funktioniert haben?
Die sich wirklich lohnt. Das Städtchen ist noch ziemlich gut erhalten, trotz einiger moderner Geschäfte am Rande des Stadtplatzes. Der fast vollständig durch eine Ausstellung diverser Oldtimer ausgefüllt wird. Nach welchen Kriterien die Ausstellung organisiert ist, erschließt sich uns nicht – sie ist aber richtig nett. Und wir können einem der Organisatoren helfen, der auf ein Schild an einem uralt Chrysler übersetzen, das besagt, daß ein Chrysler niemals stirbt, sonden nur das Medium ändert…

Intakte Stadtmauer von Castelfranco
Danach besuchen wir noch den Kern der Altstadt, die von einer noch intakten Stadtmauer umgeben ist. Es ist schon richtig italienisch, gar nicht so, wie noch vor einigen Kilometern im Gebirge.

In einem Cafe in der Altstadt von Castelfranco
Bald danach kommen wir nach Abano Terme, nachdem wir die Tangenziale von Padua kennengelernt haben.

Wir hatten erwartet
  • Einen kleinen, ruhigen Badeort
  •  Mitten in den Euganeischen Hügeln
und kommen dagegen in eine ausufernde Stadt mit einem kleinen, altem Zentrum, und einem Badeteil (das Wort habe ich in Tölz gelernt), der riesig ist, vor Leuten trieft und vor allem mit nichtssagenden oder sogar verfallen(d)en Hotels gespickt ist. Unser Hotel finden wir erst mal nicht, auch ein Telefonat mit der Reception hilft nicht unbedingt weiter (fahren Sie noch ein bißchen und fragen dann nochmals…) aber schließlich kommen wir an – am Hotel Aqua. Erst später wird uns klar, warum niemand und auch das Navi das Hotel nicht kennen: Es wurde kürzlich renoviert und umbenannt… Hätte ja auch jemand mitteilen können.

Eleanor ist nicht gerade begeistert; trotz Renovierung blättert der Putz an manchen Stellen. Und ganz allgemein stellt es sich nicht so dar, wie auf der Website beschrieben. Dennoch – wir haben ja reserviert und bleiben. Schließlich – im Lauf der drei Tage – freunden wir uns sogar ein bißchen an und sind ganz glücklich, gerade da gelandet zu sein. Alternativen sehen wir vom Balkon (das Italia – das nur noch Tauben bewohnen) oder pseudo-moderne Architektur mit beleuchteten Außenaufzügen, etc.

Und da ist ja auch noch die Pool-Area – ein Becken mit Wohlfühlbadetemperatur – sogar für mich. Die Thermen machen es halt  möglich, auch wenn die Quellen runtergekühlt werden müssen, damit man es im Wasser aushält. Auf dem Weg zurück geraten wir dann noch in die Sektion (wie wir es nennen) Folterkammern: das sind düstere Kabuffs im Erdgeschoß, die wohl auch gut nach Abu Ghuraib oder Guantanamo passen würden. Wer sich da behandeln läßt, muß ein echter Masochist sein… Die neueren Behandlungszimmer sind im ersten Stock untergebracht; die Sauna ist zwar angeschrieben – finden können wir sie aber nicht. Macht nix, das Wetter ist eh zu schön dafür.

Abends machen wir uns auf den Weg zu einem netten Restaurant, das wir natürlich erst suchen müssen. Wir schlendern über den Markt mit seeehr vielen Leuten, erkunden die Stadt ein bißchen und … déjà vu – da gibt’s kein Restaurant. Alle essen in ihren Hotels und demnach sind zwar einige Bars geöffnet, aber das war’s dann auch. Schließlich entdecken wir völlig abseits in einer kleinen Nebenstraße eine Pizzeria, wo es dann etwas Undefinierbares (für Eleanor) und Quattro Formaggi (!) für mich gibt. Das Leben so mancher guter Vorsätze kann erstaunlich kurz sein…

Am nächsten Tag wollen wir Padua erkunden. Uns ist nicht allzu viel bekannt, außer daß es sich um eine alte Universitätsstadt handelt… Zuvor genießen wir noch das wirklich außerordentlich gute Frühstück in unserem Hotel und nehmen dann den Bus nach Padua Centro. Kosten € 1,50 p.P. Erträglich. Überraschend, daß dann abends die Rückfahrt € 3,00 p.P. kostet. Begründung: Wir hätten das Ticket im Bus gekauft und da sei es teurer. Haben wir zwar auch auf der Hinfahrt – aber wer versteht schon die Italiener und – noch schlimmer – die Politik des jeweiligen ÖPNVs…

Das Zentrum von Padua wird vom Duomo dominiert (klar doch, daher kommt ja auch das Wort). Zwar ist er ein bißchen eingerüstet (wie halt so gut wie jeder Duomo oder auch Dom) aber wie wir ihn so gegen die Sonne sehen, könnte er genausogut in Istanbul stehen und als Moschee durchgehen. Die Mischung vieler architektureller Stilelemente – Kuppeln, minarettartige Türme – die Symbolik – byzantinischeh Kreuze – ist schon sehr eigenartig. Aber irritierend schön. Drinnen darf nicht fotografiert werden, außer man ist Italiener und versteht die Schilder nicht. Ich halte mich halt mal dran.

Der Multi-Stil Duomo von Padua
Der Dom ist dem heiligen Antonius gewidmet, der im 13. Jahrhundert lebte (anscheinend gibt es im Katholizismus diverse Heilige des gleichen Namens). Sein Grab ist das Ziel vieler Besucher und selten habe ich eine derartig inbrünstige Hingabe an ein Grabmal gesehen, wie in dieser Kirche. Der Schrein wird gestreichelt, geküßt – alles in der Hoffnung, daß irgendein Wunsch in Erfüllung gehen möge. Für einen Agnostiker wie mich einfach unbegreiflich.

Statuen von wichtigen Stadtbürgern...
Im absoluten Zentrum der Stadt liegt ein Park, der mit Figuren bedeutender Menschen / Stadtbürger gestaltet ist. Man erkennt hier wieder die göttliche Ordnung, nach der nur Männer positive Resultate hervorbringen (können); sonst wären ja auch einige Frauen unter den Statuen zu finden… Eine Skulptur hat es mir besonders angetan: Auch wenn’s nicht so ist, so sieht sie doch aus, als würde gerade eine Gehirnoperation vorgenommen … da war doch kürzlich mal was.

Auch 'ne Art, ein Gehirn zu operieren...
Die weitere Erkundung der Innenstadt bringt uns zu wunderbar restaurierten Gebäuden, in denen sich oft namhafte Marken niedergelassen haben. Es wimmelt von preiseliminierten Auslagen und manchmal ist schon ein Schnäppchen zu sehen, wenn eine Damentasche einfacher Bauart nur € 1.499 kostet. Dafür bekommt man außerhalb schon zwei gebrauchte Fiats…

In die Aula der Universität haben wir uns dann aber wirklich verliebt: sie wird von Gedenktafeln an tausende großer Persönlichkeiten geziert, die Ihren Abschluß an dieser alt-ehrwürdigen Uni gemacht haben. So langsam dämmert es mir, daß mir wohl in meiner Studentenzeit einiges entgangen ist, weil ich sie ja komplett außerhalb der Uni zum Geldverdienen verbracht habe… Aber daran kann jetzt auch nichts mehr geändert werden.

Prächtige Aula der Universität
Gegen Spätnachmittag verabschieden wir uns aus der netten Stadt,

Abschied von Padua
nehmen den ÖPNV Bus zurück (mit den erwähnten Preisunterschieden zur Hinreise) und genießen den Spätnachmittag am Pool im Hotel. Nach den Erfahrungen des gestrigen Abends haben wir uns entschlossen, das Dinner im Hotelrestaurant einzunehmen; vor allem aufgrund der guten Erfahrungen des Frühstücks. Und so ganz daneben können die ja wohl auch nicht liegen, weil es ja ein Buffet gibt…

Denkste. Da wird geschubst, gedrängt, vorgewühlt, als ob’s das letzte Essen des Lebens wäre. Und das beileibe nicht durch die Italiener, sondern Deutsche, Schweizer, Russen haben sich zu einem Kampf ums Buffet entschlossen und stehen den auch durch. Wir entschließen uns, den Scharmützeln aus dem Weg zu gehen und nur noch nach der Erstürmung des jeweiligen Gangs unsere Rationen abzuholen. Dafür bleiben uns auch blaue Flecken und anderes erspart. Nicht aber das Essen selbst… Für den Hauptgang Fisch habe ich nur ein ‚nicht zu überbieten‘ übrig: Es ist mir völlig unverständlich, wie man einen Fisch so zubereiten kann, daß er nach gar nichts mehr schmeckt (die vielen Wasser zur Auswahl sind alle deutlich geschacksintensiver), nicht mehr nach Fisch aussieht und keinerlei Konsistenz mehr aufweist. Geschmacksfreies Fischpuree ist noch der Ausdruck, der diesem Gang am nächsten kommt. Immerhin sind wir satt – und es waren weder ausschließlich Salat noch irgendein Anzeichen von Quattro Formaggi zu sehen.

Für den nächsten Tag haben wir uns eine kleine Wanderung in den Hügeln vorgenommen. In der Tourist Info sind wir total überrascht über die Vielzahl der Vorschläge, der ausgewiesenen und beschilderten Wanderrouten. Es liegt eine Broschüre auf, in der die Wanderungen beschrieben sind und jede einzelne ist nochmals auf einem kleinen Mitnahmefaltblatt exakt beschrieben. Einen derartigen Service hatten wir weder erwartet, noch irgendwo sonst angetroffen. Wir entscheiden uns für eine kleine Wanderung über 2 Stunden rund um einen der Hügel – den Monte Grande. Da ist der Name ein bißchen zu weit hergeholt… aber immerhin ist das Terrain meinem Knie und der aktuellen Konstitution angepaßt. Die hügelige Gegend ist in ihrem frühjährlichen Kleid wunderschön, nur ist der Weg selbst so bewaldet, daß davon kaum etwas zu sehen ist. Nach kurzer Zeit finden wir direkt am Weg einige Skulpturen, deren Sinn sich uns nicht erschließt. Fast wären wir vorbeigegangen - sie sind nicht auf den ersten Blick zu sehen, und es sind auch nur einige wenige, die den Weg säumen....

Skulptur am Wegrand des Monte Grande
Dennoch ist der Spaziergang in der schönen Natur und bei wunderbarem Wetter ein schöner Abschluß unseres Italien-Aufenthalts.

Am Ende, in der Hütte am Passo Fiorino, machen wir noch Bekanntschaft mit zwei netten Katzen – einer kleinen langhaarigen, die wir auf grade mal ein halbes Jahr schätzen, und einem Koloß, der wohl Vater oder Mutter der Kleinen ist. Na – wir werden informiert, daß die Kleine die ‚Mama‘ des Großen (figlio) ist. Kaum zu glauben, aber so ist es mal.

Il figlio
Abends finden wir schließlich doch noch ein Lokal, zwar wieder eine Pizzeria, die aber über eine 200 seitige (annähernd) Speisekarte verfügt. Wir sind schon fast am Verhungern, bevor wir noch durchgeblättert haben. Das Mahl ist aber ganz ansprechend und (laut Eleanor) auch die Musik. Mit Zucchero werden wir verabschiedet...

... in eine stürmische, gewittrige Nacht. Sogar der Himmel grollt uns, weil wir abreisen werden.

Am nächsten Morgen reisen wir dann ganz gemütlich zurück. Und je weiter es geht, desto weniger italienisch ist das Wetter. Der Brenner empängt uns mit 4° und schließlich ist das Highlight am Achensee erreicht: 1,5° und Schneeschauer. Ich hatte die Hoffnung nicht aufgegeben und bin in Shorts unterwegs. Aber nach dem sonnigen (in jeder Hinsicht) Urlaub spielt das nun keine Rolle mehr.

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